Samstag, 27. Februar 2021
Yamato Nadeshiko -33-
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Die Magd

Mein Name ist Mary O?Brien. Meine Vorfahren sind vor über hundert Jahren von Irland nach Kanada ausgewandert. Sie haben sich als Schafzüchter einen Namen gemacht. Während die Farm immer an den ältesten Sohn vererbt worden ist, haben sich die anderen Söhne in Berufen selbständig gemacht, die es der Farm erlaubt hat bei Dienstleistungen auf Familienangehörige zu setzen. Sie sind dafür mit bestem Hammelfleisch entlohnt worden. Überhaupt ist der Familienzusammenhalt zu der Zeit sehr stark gewesen. Ihr Geld haben sie mit dem Verkauf ihrer Produkte und Dienstleistungen an Fremde gemacht.

Mit dem Größerwerden der Verwandtschaft sind einzelne Familienmitglieder auch von der Regel abgewichen, viehzuchtnahe Berufe auszuüben. So wurde mein Vater Versicherungsvertreter und hat ein kleines Vermögen erwirtschaftet. Als er früh im Alter von fünfzig Jahren verstorben ist, hat er mir die Hälfte vererbt. Die andere Hälfte hat meine Mutter zugesprochen bekommen.

Ich bin seit je her ein Papa-Kind gewesen. Meine Mutter hat es mir immer übelgenommen. Sie ist in kleinen Verhältnissen groß geworden. Für sie ist damals ein Traum wahrgeworden, als Papa sie geheiratet hat. Nach meiner Geburt hat es sie gewurmt, von nun an die zweite Geige hinter seinem ?Prinzesschen? spielen zu müssen.

Ich bin früh zuhause ausgezogen und habe einige Schönheitswettbewerbe mitgemacht. Eine Modelagentur in Edmonton hat mich schließlich engagiert. Eine Ginger mit meinem Gesicht und Körpermaßen hat ihnen in ihrer Kartei gefehlt. In der Folgezeit habe ich tatsächlich für einige große Marken modeln dürfen.

Papas Tod habe ich bedauert. Nun erhalte ich keine teuren Geschenke mehr, keine Wünsche werden mir mehr erfüllt. Die halbe Million in Aktien und Wertpapieren trösten mich etwas darüber hinweg.

Das Modeln macht mir viel Spaß. Mir gefällt es, schöne Kleider und teure Mäntel auf den Schauen präsentieren zu dürfen. Auch macht es mir Freude, verschiedene Posen einzunehmen. Die Fotografen sind sehr professionell.

*

Am Montag nach einem freien Wochenende soll ich mich im Studio einfinden, um Bademoden vorzuführen. In aller Frühe gehe ich unter die Dusche. Zurück im Schlafzimmer will ich mich ankleiden. Da entdecke ich zwei asiatische Schriftzeichen auf dem großen Spiegel, geschrieben mit meinem Lippenstift.

Ich schaue mich gehetzt um. Irgendjemand muss in der Nacht in meinem Appartement gewesen sein, oder er ist noch immer hier! Vorsichtig schleiche ich zur Tür und schaue aus dem Zimmer. Niemand im Flur! Im Wohnzimmer mit Küchenzeile ist auch niemand.

Ich nehme mich zusammen und nehme mein Handy in die Hand. Es lässt sich nicht starten. Der Bildschirm bleibt tot! Mein Herz setzt aus, Tränen füllen meine Augen. Was passiert hier? Ich habe schreckliche Angst. Hastig kleide ich mich an.

Plötzlich ertönt die Türklingel. Wer könnte das um diese Uhrzeit sein? Ich renne ins Schlafzimmer und zerre ein paar Bettlaken aus dem Schrank. Fieberhaft knote ich sie zusammen. Sie hinter mir her ziehend, laufe ich auf den Balkon und schaue über die Brüstung. Fünf Meter unter mir liegt der Rasen, der das Haus einrahmt. Schnell lasse ich das Seil aus Bettlaken hinunter und knote das Ende am Geländer fest.

Ich klettere über das Geländer und hangele mich nach unten. Etwas Weiches, Weißes wird mir von hinten über den Kopf gezogen und in den Mund gesteckt. Ich kann nichts mehr sehen und nicht schreien!

?Wir haben sie!? höre ich eine Stimme nach oben rufen. Den Akzent kann ich nicht einordnen.

Ich werde von vielen Händen gepackt, die mich anheben und in die Horizontale bringen wollen. Sofort strampele ich nach Kräften. Mein Knebel wird nass. Mein Mund fühlt sich seltsam taub an, wie beim Zahnarzt. Dann verliere ich das Bewusstsein.

*

Ich fühle Stricke um Hals, Hand- und Fußgelenke, und versuche mich aufzubäumen. Wie ein Paket bin ich verschnürt. Die Augen sind mir ebenso verbunden und ich habe einen Motorradhelm, oder so etwas ähnliches übergestülpt bekommen. Hier vibriert alles und leises Motorengeräusch ist unter dem Helm zu hören.

?Ist sie wach?? fragt jemand.

?Neue Injektion!? befiehlt derselbe Mann kurz darauf.

Ich fühle einen Stich und als ich dann wieder wach werde, liege ich in einem niedrigen Käfig. Ich bin nackt! Hastig schaue ich mich um, erkenne eine Tür am Käfig und rüttele daran. Anschließend ziehe ich mich in die hinterste Ecke zurück und kauere mich unter die Decke, auf der ich aufgewacht bin.

Irgendwann später öffnet sich mit einem schleifenden Geräusch eine Schiebetür zu dem Zimmer, indem mein Käfig steht. Ein junger Mann kommt herein, der eindeutig ein Asiate ist. Er hat eine Schüssel in der Hand, die er unter den Stäben der Käfigtür zu mir hereinschiebt. Anschließend folgt auf dem gleichen Weg eine zusammengedrehte Papierserviette. Dann erhebt er sich und will sich entfernen.

?Wer sind sie? Was soll das Ganze hier?? frage ich mit dünner Stimme.

?Du befindest dich hier in einer Meido-Do -Mägde-Schule- in Japan. Der Leiter der Schule ist Shujin Nakamura-San. Wir gehören der Ninkyo Dantai -ritterliche Organisation- an. Außenstehende nennen uns die Yakuza.
Was das Ganze hier soll? Du bist auserwählt worden eine Meido -Magd- zu werden und einem Herrn gehorsam zu dienen. Das Rüstzeug dafür erlernst du hier!?

?Wer hat mich auserwählt??

?In einem hast du Recht: Es ist ungewöhnlich, dass du weder eine Nihonjin -Japanerin- bist, noch hier in Japan in unsere Hände gekommen bist. Unsere Brüder in Kanada haben sich an uns gewandt und die Kosten für die Ausbildung im Voraus bezahlt.?

?Aber warum ich? Ich bin doch bloß ein einfaches Model!?

?Mehr weiß ich leider nicht. Ich denke mal, da du keine Nihonjin bist, wird sich der Shujin persönlich um deine Ausbildung kümmern. Er ist auch besser informiert!?

?Ich möchte sofort mit diesem Shujin sprechen!? sage ich mit fester Stimme. ?Vorher verweigere ich das Essen!?

?Okay, ich werde mit ihm darüber sprechen!? antwortet er.

Dann verlässt er das Zimmer. Ich bin wieder allein und bleibe unter der Decke in der hintersten Ecke des Käfigs sitzen.

Stunden scheinen zu vergehen. Ob man mich testet, wie willensstark ich bin? Ich muss mich tatsächlich dazu zwingen, das Essen nicht anzurühren. Es beginnt zu dämmern, bis sich die Tür wieder knarzend öffnet. Ein Mann mit weißen Schläfen und Silberfäden im Haar betritt das Zimmer, gefolgt von einer jungen Frau in einem schwarzen Kurzkleid mit Trompetenärmeln. Es ist über und über mit einem Muster aus pinken Blüten bedruckt. Darunter trägt sie eine lichtgraue Strumpfhose und hellbraune Schlappen.

Der Mann nähert sich dem Käfig und geht davor in die Hocke. Er erkennt, dass ich mein Essen immer noch nicht angerührt habe.

?Tststs,? macht er. ?Du solltest essen! Sonst wären wir gezwungen, dir einen Schlauch in die Speiseröhre einzuführen und dich zwangsernähren??

?Wer sind Sie? Warum bin ich hier?? frage ich.

?Ich bin hier der Schulleiter. Mein Name ist Nakamura Kane. Du bist hier, weil unsere Brüder in Kanada deinen Kurs bezahlt haben. Du sollst Meido -Magd- werden.?

?Und wenn ich mich weigere? Wie kommen ?Ihre Brüder in Kanada? dazu, mich zu entführen??

?Wenn du dich weigerst, tust du dir keinen Gefallen, liebe Mary O?Brien. Wir haben Möglichkeiten! Was hältst du von der Peitsche?
Hm, wie ich erfahren habe, hat eine gewisse Aileen O?Brien Interesse an deinem Erbe??

?Das ist doch?? Ich kann nicht weiterreden. Ein Weinkrampf erschüttert mich.

Der Mann lässt mir Zeit. Nach einer Weile schaue ich ihn an und sage:

?Wenn Sie mich wieder nach Kanada zurückbringen, werde ich diese Frau über meine Anwälte enterben lassen. Was dann übrigbleibt, ist für Sie!?

Der Mann lächelt milde und schüttelt den Kopf.

?Ich würde meine Ehre verlieren. Durchlaufe erst einmal den bezahlten Kurs. Dann reden wir noch einmal darüber!?

?Wie lange würde das dauern??

?Das kommt weitestgehend auf dich selbst an! Bist du verständig und spielst uns nichts vor, dauert es nicht so lange. Wir brauchen keine Züchtigungsmittel einsetzen und ersparen uns beide viel Ärger.?

?Was ist eine Meido genau??

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