Montag, 1. März 2021
Yamato Nadeshiko -34-
?Eine Meido ordnet sich bedingungslos unter. Ihr liegt das Wohlergehen ihres Herrn am Herzen. Sie bedient ihn, gibt sich ihm hin, oder unterhält ihn mit ihrem Tanz, zum Beispiel.?

?Wann beginnen Sie mit der Ausbildung??

?Nicht so schnell! Zuerst solltest du essen.?

Ich krieche langsam näher. Immerhin befindet sich das Käfiggitter zwischen uns. Trotzdem werfe ich mir die Decke über den Rücken und verknote sie vor der Brust.

In der Serviette finde ich Löffel und Gabel. Ich nehme Gemüse und Hähnchenteile auf die Gabel. Natürlich ist inzwischen alles kalt geworden. Aber ich habe einen Hunger als hätte ich seit Tagen nichts mehr gegessen. Zum Schluss löffele ich die Brühe aus der Schale.

Nakamura-San bleibt die ganze Zeit dabei. Er hat sich vor den Käfig auf dem Boden niedergelassen und seine Begleiterin hat sich auf ein Wort von ihm neben ihn gekniet. Ich schiebe ihm die Schale unter dem Gitter zu und schaue ihn lobheischend an.

Er nimmt die Schale entgegen und sagt wieder etwas zu seiner Begleiterin. Sie beugt sich nun mit geradem Rücken vor, fängt sich mit den Händen ab und geht so tief hinunter, dass ihre Stirn fast den Boden berührt.

Sie verharrt in dieser Stellung, während sich der Mann wieder mir zuwendet.

?Mache es ihr gleich!? fordert er mich auf.

Innerlich zitternd beuge ich mich nun in ähnlicher Weise vor, nur nicht so elegant. Ich muss die Hände zu Hilfe nehmen, um nicht auf die Nase zu fallen.

?Okay,? meint er. ?So wirst du mich ab jetzt immer begrüßen! Tsuju-Chan wird dich in der nächsten Zeit bei allem anleiten, was du sonst noch wissen musst!?

Der Mann erhebt sich. Auf sein Wort hin erhebt sich auch die Frau und beide verlassen den Raum. Nun bin ich wieder mit mir allein. In der Zwischenzeit ist es dunkel geworden. Wenn ich darüber nachdenke, bin ich fassungslos: Meine eigene Mutter hat mich aus dem Weg räumen lassen, um an das komplette Erbe meines Vaters zu kommen!

Ich falle in einen unruhigen Schlaf. Als die Morgendämmerung beginnt fühle ich mich wie gerädert.

Wieder kommt der junge Mann zu mir, der mir schon gestern das Essen gebracht hat. Er schiebt mir eine volle Schale und Besteck in einer Serviette unter den Gitterstäben hindurch in den Käfig. Ich bedanke mich und erhebe mich ächzend in den Vierfüßler-Stand, um zu meinem Essen zu krabbeln und mache mich darüber her.

Der junge Mann bleibt bei mir, bis ich fertig bin und nimmt die leere Schale wieder mit. Nicht lange danach kommt Nakamura-San, wieder in Begleitung von Tsuju-chan, zu mir herein.

?Hallo, guten Morgen,? grüßt er mich lächelnd.

Ich setze mich auf, raffe die Decke über meine Schultern zusammen und schaue zu dem Shujin auf.

?Muss ich immer nackt bleiben?? frage ich ihn.

Er nickt mir lächelnd zu und sagt:

?Du musst zuerst die moderne, emanzipierte Frau ablegen! Ich habe mir sagen lassen, dass du gemodelt hast. Da musstest du auch tun, was der Fotograf sagt, sonst hätten die Fotosessions unnötig lange gedauert und letztlich wärest du gefeuert worden! Sieh das hier ähnlich: Hole die kooperative Frau an die Oberfläche und sperre dafür die Diva in den Käfig in deinem Geist, wo jetzt die Magd noch sitzt. Dann dauert deine Ausbildung auch nicht so lange und wird möglicherweise auch nicht schmerzhaft. Hoffnung darauf, dass du bei unkooperativem Verhalten gefeuert würdest, brauchst du dir nicht machen. Nie!?

Ich sinke in mich zusammen und sitze nun da wie ein Häufchen Elend.

?Sie erziehen mich,? sage ich leise.

?Das ist richtig!? bestätigt der Shujin. ?Also? Was habe ich dir gestern Abend gesagt bezüglich des unterwürfigen Grußes??

Schnell beuge ich mich nach vorn und berühre mit der Stirn den Boden im Käfig.

?Du kannst dir Kleidung verdienen, wenn du dies selbständig tust ? jedesmal wenn ich zu dir komme! Oder du musst Kleidung abgeben, wenn du nachlässig wirst!?

Er öffnet nun die Käfigtür und fordert mich auf, heraus zu kommen. Ich krabbele auf ihn zu. Es zieht an der Decke. Der Knoten am Hals löst sich und er wirft die Decke in den Käfig zurück. Dazu meint er:

?Die brauchst du nicht!?

Nun stehe ich nackt auf allen Vieren vor ihm und weiß nicht, wie ich mich verhalten soll.

?Knie dich hin und setze dich auf deine Fersen! Die Hände liegen auf deinen Oberschenkeln!?

Ich ändere meine Haltung entsprechend.

?Lass dich nicht wie ein nasser Sack auf deine Fersen nieder!? sagt er jetzt. ?Spanne deine Oberschenkel an und entlaste deine Füße!?

Von irgendwo hat er plötzlich eine Gerte in der Hand. Erschrocken mache ich, was der Shujin sagt.

Als mein Vater noch gelebt hat, bin ich immer ein umhätscheltes Kind gewesen. In meinem ganzen Leben bin ich noch nie geschlagen worden!

?Diese Stellung ist deine Warteposition, wenn du gerade nichts zu tun hast! Es ist aber auch deine Position bei Tisch. Präge sie dir ein, damit du sie selbständig einnehmen kannst! Jetzt kennst du schon zwei Positionen. Es werden mehr??

Nakamura-San gibt die Gerte an Tsuju-chan weiter, die abwartend neben mir gestanden hat, verlässt den Raum und kommt wenige Sekunden später zurück.

Ich drehe meinen Kopf neugierig in seine Richtung und spüre sogleich einen Schlag im oberen Rückenbereich. Mir entfährt ein Schmerzenslaut und ich schaue von Tsuju-chan zu Nakamura-San und zurück. Was habe ich denn falsch gemacht?

Tsuju-chan meint: ?Sie ist dumm, Okyaku-Sama -mein Herr-.?

?Iie, chigaimasu -Nein, es ist anders-,? sagt der Shujin -Meister-. ?Die ganze Sache geht über ihren Horizont. Sie braucht eine Weile, das alles zu begreifen.?

Zu mir gerichtet fragt er:
?Was sollst du tun, wenn dein Herr in dein Blickfeld kommt??

Ich versuche, ob ich mit der Gruß-Position richtig liege und beuge mich nach vorn.

?Siehst du, Tsuju-chan, sie besitzt doch genügend Intelligenz das richtige zur richtigen Zeit zu tun,? sagt er zu Tsuju-chan gewandt. Dann wendet er sich zu mir und lobt: ?Das hast du gut gemacht, Mary-chan!?

Ich komme wieder hoch in den Kniesitz. Nun fordert mich der Shujin auf:

?Krabbele auf allen Vieren in den Käfig zurück und falte deine Decke korrekt.?

Ich mache, was er sagt, und gebe mir Mühe dabei. Zum Schluss streiche ich die gefaltete Decke glatt und schaue zu ihm auf. Er lächelt mich durch die Gitterstäbe an, nickt und sagt: ?Im Haushalt scheinst du zu gebrauchen zu sein. Das war wieder sehr gut, Mary. Komm wieder aus dem Käfig!?

Nachdem ich draußen bin, gehe ich unaufgefordert in den Kniesitz. Der Shujin sagt nun:

?Noch einmal zum Tagesablauf, Mary-chan: Du verlässt deine Schlafstatt. Dann ist deine erste Aufgabe, deine Decke zu falten. Dann darfst du frühstücken!?

?Ja, Herr!? sage ich nun.

?Die Hygiene darf natürlich nicht zu kurz kommen,? redet er weiter. ?Erhebe dich!?

Schnell stehe ich auf. Ich bin total erleichtert, habe ich doch angenommen, dass ich mich von nun an auf allen Vieren fortbewegen muss. Dass ich völlig unbekleidet bin, stört mich in meinem Hochgefühl kaum. Da ist nur dieses dumpfe Schamgefühl tief in mir. Ich versuche, es zu unterdrücken und zu ignorieren, so wie Nakamura-San mir geraten hat, die moderne emanzipierte Frau zu unterdrücken und in einen inneren Käfig zu sperren.

Er macht eine Handbewegung und sagt:
?Folge mir!?

Damit geht er zur Zimmertür und schiebt sie wieder zur Seite. Jetzt tritt er hinaus in einen Gang und macht mir den Durchgang frei. Tsuju-chan folgt mir, immer noch die Gerte haltend. Ich sehe uns in einem langen Gang stehend, an dessen Enden hohe Fenster Licht hereinlassen. In regelmäßigen Abständen stehen kleine Tischchen an den Wänden, vielleicht etwa 40 mal 40 Zentimeter groß, aber etwa 80 Zentimeter hoch, mit einer Ablage unter der Tischplatte. An einer Stelle öffnet sich ein Durchgang und in Augenhöhe sehe ich einige Blätter aus festem blütenweißem Papier an den Wänden. Auf ihnen sind Zeichnungen und Texte in asiatischer Schrift zu erkennen.

Nakamura-San führt mich ein paar Meter weiter und öffnet dort eine Schiebetür, wie immer begleitet von diesem schleifenden Geräusch.

?Geh hinein!? sagt er jetzt und weist mit einer Hand in den Raum.

Ich mache einen Schritt vor und wende mich zur Seite, um den Raum betreten zu können. Die Einrichtung lässt mich einen Augenblick in der Tür verharren, so dass der Shujin ungeduldig nachsetzt:

?Wird?s bald??

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