Freitag, 8. Januar 2021
Yamato Nadeshiko -8-
Nach etwa drei Stunden auf dem Wasser wächst die Insel über den Horizont. Nach weiteren zwanzig Minuten wendet der Pilot auf dem Wasser vor der Insel und parkt langsam rückwärts in den Hangar ein. Wir lösen unsere Gurte und legen die Kommunikationshelme nach dem Aufstehen auf die Sitze.

Unserer Passagierin helfe ich aus ihrem Sitz und ziehe ihr den Helm aus. Dann hake ich mich bei ihr ein und führe sie in meine Unterkunft. Dort nehme ich ihr die Tüte vom Kopf und lasse ihr ein paar Sekunden sich zu orientieren. Danach spreche ich sie an:

„Du weißt, dass du dich mir unterworfen hast? Das du mir folgen musst, während ich gleichzeitig für dich sorgen muss?“

Sie fragt zurück:
„Wo sind wir hier?“

Genauso kurz fällt meine Antwort aus:
„In meiner Unterkunft! Du weißt es noch?“

„Hai -Ja-.“

„Was bist du nun?“

„Amatsuka Moe, die Tochter des Schachou -Präsidenten (CEO)- der Amatsuka Werft Corporation,“ antwortet sie mit hoch erhobenem Kopf, die Hände immer noch vor dem Bauch gefesselt.

„Das warst du einmal, in einem früheren Leben, Lichtjahre entfernt! Deine willentliche Unterwerfung hat aus dir eine namenlose Meido -Magd- gemacht!“ erkläre ich ihr.

Nach einer kurzen schweigsamen Pause wiederhole ich die Frage:
„Was bist du nun?“

Sie schaut sich gehetzt um und stürzt in Richtung der Tür. Sofort setze ich ihr nach. Sie tritt nach hinten aus, hoffend, mich in die Magengrube zu treffen. Ich greife jedoch ihren Fuß und schlage ihn nach oben weg, um mich gleichzeitig darunter her zu beugen und sie mir zu greifen. Sie schlägt mit der Schulter auf dem Boden auf. Ich knie mich auf ihren Rücken und meine:

„Wie es scheint, bist du kein Mensch. Stattdessen habe ich eine Wildkatze, einen Tiger vielleicht, aus dem Käfig in den Bergen befreit. Das bedeutet allerdings, dass ich dich unbedingt wieder in einen Käfig sperren muss! Wildkatzen gehören hinter Gittern, um sie vor sich und anderen zu beschützen!“

Ich ziehe sie auf alle Viere hoch und führe sie mit dem Nackengriff langsam zum Käfig an der Wand meines Zimmers, den ich per Funk vom Meisai -Tarn- unterwegs bestellt habe. Dort löse ich ihre Handgelenkfessel, verschließe den Käfig und gehe uns in der nächsten Garküche etwas zu essen holen.

Mit zwei gefüllten Schalen und zwei Flaschen Wasser will ich den Rückweg antreten. Mir fällt ein, dass ich eine leere Flasche und einen Trichter zum befüllen gebrauchen könnte. Der Koch gibt mir das verlangte mit. Zurück in meiner Unterkunft sehe ich den Käfig auf der Seite liegen. Amatsuka-San sitzt auf der untenliegenden Seitenwand und schaut mir provozierend entgegen.

Ich stelle die Menüs auf meinem Tisch ab und wende mich ihr zu.

„Aha,“ sage ich. „Du wolltest ausbrechen! Das ist typisch für eine Wildkatze. Mal sehen, was ich da machen kann…“

Mich im Seiza -Kniesitz- an den Tisch niederlassend, nehme ich die Stäbchen in die Hand und beginne zu essen.

Sie schaut mir eine Weile zu, dann flüstert sie:
„Kudasai -bitte-…“

Ich schaue zu ihr hinüber. Sie ergänzt leise:
„Ich habe Hunger…“

Demonstrativ auf meine Uhr schauend, nicke ich mit dem Kopf.

„Es ist Fütterungszeit,“ stelle ich fest und leere die Brühe aus ihrer Schale über den Trichter in die leere Flasche.

Nun befindet sich nur noch Gemüse und Fisch in der Schale. Dies bringe ich ihr nun und schiebe sie zwischen den Stäben in den Käfig.

„Itadakimasu – Guten Appetit!“ wünsche ich und gehe zum Tisch zurück, um weiter zu essen.

In Ermangelung von Essstäbchen nimmt sie die Brocken mit den Händen auf und steckt sie sich in den Mund. Nachdem sie die Schale geleert hat, schaut sie auf ihre Finger und danach auf mich.

„Shujin -Meister-?“ flüstert sie.

Ich schaue mich demonstrativ im Zimmer um und sage dann:

„Oh, du meinst mich? Was möchtest du?“

„Meine Finger sind schmutzig und ich habe Durst!“

„Das Fell einer Wildkatze scheint sich allmählich abzulösen,“ meine ich. „Für eine echte Wildkatze wären schmutzige Pfoten kein Problem. Im Zweifelsfall würde sie sich diese hingebungsvoll sauber lecken!“

Ich mache eine Gedankenpause und rede weiter:
„Ich habe Wasser und ein Tuch hier. Du solltest es dir verdienen wollen!“

Anschließend nähere ich mich ihr mit der Flasche, in die ich die Brühe gefüllt habe, um sie ihr durch die Stäbe zu geben. Sie streckt mir eine Hand durch die Stäbe entgegen. Sofort ziehe ich die Flasche zurück und sage:

„Zuerst werden wir gemeinsam den Käfig wieder auf die Füße stellen!“

Ich drücke ihn auf der umgestürzten Seite hoch und sie verlagert das Gewicht zur anderen Seite. Kurz darauf steht der Käfig wieder ordentlich an der Wand. Nun erhält sie die Brühe ihres Menüs zu trinken. Danach fragt sie mich:

„Wie kann ich mir das Tuch und etwas Wasser verdienen?“

Ich antworte mit einer Gegenfrage:
„Beginnen wir also noch einmal von vorne: Was bist du?“

„Deine gehorsame Meido -Magd-, verehrter Shujin -Meister-.“

„Das sagst du, um etwas von mir zu erhalten, oder weil es deine innere Überzeugung ist?“

Sie antwortet leise:
„Kudasai -bitte-, ich möchte mich reinigen.“

Ich nehme ein Gästetuch aus dem niedrigen Sideboard und schütte etwas Wasser in eine andere Schale. Beides bringe ich ihr an den Käfig und tausche es gegen die leere Schale und Flasche. Einige Minuten später hat sie sich gereinigt und ich nehme beides wieder entgegen. Danach setze ich mich zurück an den Tisch.

Einige Zeit später meldet sie sich wieder. Ich habe inzwischen den Monitor eingeschaltet und schaue mir ein Video an.

„Ich muss mal zur Toilette,“ sagt sie.

„Okay,“ bestätige ich, und erhebe mich. Ich nähere mich dem Käfig und öffne ihn. „Komm heraus!“

Sie krabbelt auf mich zu und schaut mich prüfend aus ihrer Vierfüßler-Position an.

„Erhebe dich! Der Gang braucht eine kleine Vorbereitung,“ erkläre ich.

Ich öffne das Sideboard und entnehme ihm ein schwarzes Kästchen aus Karton. Den Deckel ziehe ich ab und zeige ihr das Schmuckstück, das darinnen auf einem Stoffpolster liegt.

„Was ist das?“ frage ich sie.

„Ein Halsreifen,“ antwortet sie.

„Da du dich mir unterworfen hast, ist das ab heute dein Halsreifen!“ erkläre ich. „Lässt du ihn dir freiwillig anlegen, oder muss ich Nachdruck anwenden?“

Sie beugt den Kopf und schaut nach unten. Dann dreht sie den Kopf zu der Schulter, die sie gleichzeitig zu mir dreht und schaut mich lächelnd von unten herauf an. Die Füße leicht verdrehend, so dass die Zehen zueinander und die Fersen voneinander weg zeigen, ein Knie durchgedrückt und das Andere locker leicht angewinkelt, steht sie vor mir – die personifizierte Devotion.

Spielt sie mir etwas vor oder ist die Körpersprache echt. Ich lege ihr den metallenen Halsreifen an und klinke den Karabinerhaken einer filigranen Kette in den kleinen Ring.

„So, jetzt können wir gehen!“ stelle ich fest und öffne die Tür meines Zimmers.

Draußen im Gang gehen wir ein paar Meter. Schließlich öffne ich eine Tür und ziehe sie mit hinein. Gleich hinter der Tür steht ein Regal mit verschiedenen Pantoffeln. Ich nehme ein paar und lasse es vor ihre Füße fallen. Sie schlüpft hinein und lächelt. Drinnen gibt es mehrere Kabinen. Ich öffne ihr die erst beste freie Kabine und löse die Kette von ihrem Halsreifen. Sie schaut verunsichert über meine Schultern. Ich weiß aber, dass sich niemand sonst zurzeit hier befindet und bleibe in meiner Position, die ihr nur den Rückzug in die Kabine zulässt.

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