Sonntag, 10. Januar 2021
Yamato Nadeshiko -9-
Seufzend betritt sie die Kabine und verschließt die Tür. Sie dreht die Musik auf der Toilette auf und ich ziehe mich diskret nach draußen in den Gang zurück und warte.

Nach einer ganzen Weile geht die Musik aus und wenig später öffnet sich die Tür und sie kommt barfuß heraus. Als sie mich sieht, ändert sich die erwartungsvolle Miene und eine steile Falte zeigt sich auf der Stirn. Trotzdem lässt sie sich die dünne Kette ohne Gegenwehr anlegen. Wir gehen zurück in mein Zimmer.

Dort schaut sie mich erwartungsvoll an.

„Ich habe kein Wasser mehr,“ sage ich und zeige auf den Becher aus natürlichem Bambus und der Flasche daneben.

Sie verbeugt sich und geht in den Seiza -Kniesitz-. Ich tue es ihr gleich. Sie füllt den Becher nach, hält mir den Becher entgegen und schaut mich erwartungsvoll an. Ich beuge lächelnd den Kopf und hebe den Becher.

„Wenn du magst, fülle dir auch einen Becher!“ erlaube ich.

Wir trinken langsam die Becher leer.

Anschließend fragt sie mit gesenktem Blick:
„Hat der Shujin -Meister- noch einen Wunsch?“

„Kennst du die traditionellen Tänze der frühen Meido -Mägde?“ frage ich zurück.

Sie lächelt unsicher und meint:
„Ich habe solche Tänze schon gesehen. Eine Geisha bin ich jedoch nicht!“

Ich nicke und antworte:
„Das habe ich angenommen. Versuche, mir aus deinem Gedächtnis heraus etwas zu zeigen!“

Sie erhebt sich und stellt sich in Startposition, indem sie die Arme über den Kopf hebt, die Handflächen zeigen nach außen. Dann bewegt sie die Bauchmuskulatur und wiegt die Hüften. Sie breitet die Arme aus und dreht sich um ihre Achse. Sie läuft mit kleinen Schritten im Kreis. Nach mehreren Minuten sinkt sie mir schweratmend zu Füßen.

„Du bist sehr lebhaft!“ bemerke ich anerkennend. „Wir haben eine Lehrerin für verschiedene Tänze hier. Ich werde dich dort anmelden!“

„Es freut mich, dass ich dir gefalle, mein Shujin -Meister-.“

Ich schaue sie eine Weile stumm an, dann erhebe ich mich und gehe zur Wand, wo jetzt Übungsschwerter aus Bambus in der Halterung hängen. Das Shinai -Übungsschwert- nehme ich in die Hand und bringe es an meinen Platz zurück, wo ich mich wieder niederlasse. Sie schaut mir etwas verstört zu.

„Dieses Shinai kann beißen,“ sage ich, „es kann aber auch streicheln!“

Wieder schaue ich sie eine Weile stumm an. Ihr Blick flackert. Plötzlich kommt meine Frage, wie aus der Pistole geschossen:

„Wie ist dein Name?“

„Ama…“

Mein Griff an das Shinai lässt sie mitten im Wort verstummen. Stattdessen sagt sie schnell:

„Wie es dem Shujin gefällt!“

„Du lernst schnell,“ lobe ich sie.

„Was bist du?“ schieße ich die nächste Frage ab.

Diesmal erfolgt die Antwort ohne Überlegung:
„Deine Meido -Magd-, mein Shujin! Deine Meido!“

„Bist du eine Frau?“ frage ich sofort darauf.

Ihre Stirn kräuselnd, antwortet sie:
„Ja, mein Shujin!“

Ich präzisiere:
„Ich meine: Hältst du deine Gefühle vornehm zurück oder lebst du sie aus? Als frühere Tochter eines Shachou -Präsident (CEO)- könnte man das Erstere annehmen…“

Sie senkt den Blick. Also sage ich:
„Schau mich an!“

Sie hebt den Blick und schaut mit flackernden Lidern zu mir auf.

„Wir werden das trainieren!“ bemerkt ich nun.

Nach einer kleinen Gedankenpause rede ich weiter:
„Denkst du, dass du intelligent bist?“

„Ja, mein Shujin,“ antwortet sie und schaut mich diesmal mit festem Blick an.

„Das bist du nicht!“ widerspreche ich ihr.

Sie schaut mich mit großen Augen an.

„Du besitzt ganz sicher eine Art Intelligenz,“ fahre ich fort, „auf deine kleine, gemeine Weise.“

Sie sieht mich wütend an.

„Du wirst dich umstellen müssen!“ rede ich weiter. „Du wirst deine Intelligenz nicht mehr in Planung investieren! Das ist zukünftig meine Aufgabe. Dafür übernehme ich die Verantwortung für dein Wohl. Du wirst deine Intelligenz dazu gebrauchen, mich bei Laune zu halten, indem du deine Gefühle nach außen trägst und gehorchst.“

Sie schaut mich erschrocken an.

„Ich weiß nicht, wovon mein Shujin -Meister- redet!“ begehrt sie auf.

„Lüg‘ mich nicht an!“ presse ich zwischen den Zähnen hervor.

Sie senkt den Kopf. Ich halte ihr das Shinai -Übungsschwert- an den Mund.

„Küsse das Shinai!“ sage ich mit fester Stimme.
Sie stülpt die Lippen vor und legt sie an den Bambus.

„Küsse meine Füße!“ kommt mein nächster Befehl.

Sie beugt sich vor, legt ihre Handflächen auf die Matte und küsst mir die Füße.

„Anscheinend hast du doch etwas Intelligenz,“ stelle ich fest.

Sofort richtet sie sich wieder auf und geht zurück in den Seiza -Kniesitz-.

Ich schlage das Shinai ein paarmal leicht in meine offene linke Handfläche. Sie schaut verschüchtert.

„Du musst lernen, Respekt vor Männern zu haben,“ sage ich, „absoluten Respekt.“

Ich habe das Gefühl, ihr Atem setzt aus. Dann schaut sie wieder vor sich zu Boden. Ich habe sie kurz durchdringend angesehen.

„Darf ich etwas sagen?“ fragt sie leise.

„Hai -Ja-!“ bestätige ich.

„Ich muss schon wieder zur Toilette…“

„Du bist aufgeregt!“ diagnostiziere ich und erhebe mich. „Steh auf, wir machen den Weg noch einmal!“

Ich befestige wieder die Kette an ihrem Halsreifen und führe sie zur Toilette. Als sie wieder herauskommt und wir an der Tür zu meinem Zimmer ankommen, beuge ich mich hinunter und nehme sie auf die Arme.

„Drücke die Klinke mit deinem Fuß!“ befehle ich.
Die Tür springt auf und ich trage sie in mein Zimmer, wo ich sie wieder auf ihre Füße setze.

„Mein Shujin hat mich über die Schwelle getragen…“ haucht sie nun.

Sie schwankt leicht und sinkt unvermittelt auf ihre Knie. Dann senkt sie den Kopf und flüstert:

„Es ist schwer, einem Mann die Gefühle mitzuteilen, die eine Frau in einem solchen Augenblick bewegen…“

„Es sind die Gefühle einer Meido -Magd-,“ stelle ich fest.

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