Dienstag, 12. Januar 2021
Yamato Nadeshiko -10-
„Ach, das klingt so einfach!“ begehrt sie auf, um gleich darauf schuldbewusst ihre Hand vor ihren Mund zu heben. „Sumimasen -Entschuldigung-, mein Shujin. Du hast recht, es sind die Gefühle einer Magd. Aber ich frage mich, ob ein Mann jemals begreifen kann, was der Halsreifen für eine Frau bedeutet. Ob ein Mann die Beschaffenheit und Tiefe der Gefühle der Frau, die vor ihm kniet, je ausloten kann.“

„Auch freie Frauen haben Gefühle,“ entgegne ich ihr.

„Ich war frei,“ sagt sie. „Ich wusste nicht, was ‚Gefühl‘ bedeutete, bis ich mich unterworfen habe. Ich war frei. Ich brauchte nicht zu fühlen. Rationalität war gefragt. Das hat sich verändert. Jetzt muss ich mich den Gefühlen anderer öffnen. Nie zuvor bin ich mir der Gefühle anderer Menschen so bewusst gewesen wie jetzt. Und ich kann meinen Willen nicht mehr obenan stellen. Ich muss dem Mann gehorchen, ich muss ihm gefallen. Darauf spricht tief in mir etwas an, Shujin -Meister-.“

„Natürlich. Das ist die Meido -Magd- in dir,“ gebe ich zu Bedenken.

„Ja,“ antwortet sie, „die Frau und die Magd in mir.“

„Beide sind identisch,“ behaupte ich.

„Ja, Shujin,“ erwidert sie.

Wieder entsteht eine Gedankenpause. Ich lasse ihr die Zeit, das Gespräch emotional zu verarbeiten.

„Bin ich schön, mein Shujin?“ fragt sie unvermittelt.

„Beinahe,“ antworte ich ihr lächelnd.

„Wenigstens bin ich beinahe schön,“ stellt sie lächelnd fest.

„Vielleicht wirst du eines Tages wirklich schön sein…“ meine ich.

Sie blickt mich fragend an.

„Frauen nehmen an Schönheit zu - in der Unterwerfung,“ erkläre ich ihr. „Durch die Unterwerfung unter den Mann wird als Reaktion in der Frau mehr von ihrer Weiblichkeit freigesetzt!“

„Ja, mein Shujin.“

„Du bist hübsch anzuschauen…“ resümiere ich.

„Arigatou gozaimasu –Vielen Dank-!“

Sie lächelt stolz.

„Dein Aussehen zählt hier nicht!“ sage ich hart.

Sie schaut mich ungläubig an.

„Bisher hast du dein hübsches Äußeres zu deinem Vorteil eingesetzt. So hast du andere Bewerberinnen ausgestochen. Genauso bist du bei Prüfungen verfahren?“

„Ja, mein Shujin.“

Sie senkt den Kopf.

„Du bist berechnend! Dein Aussehen zählt hier jedoch nicht! Deine Schönheit gehört allein deinem Shujin. Er allein bestimmt, was damit zu geschehen hat!“

„Ja, mein Shujin -Meister-.“

Sie wird immer kleinlauter.

„Du bist immer noch eine moderne junge Frau! Du versuchst mich zu manipulieren, zu steuern mit Aussagen, die mich dazu bewegen sollen, zu tun was du dir wünschst. Hier aber liegen die Dinge anders, meine kleine Meido!“

Sie wirft mir einen ängstlichen Blick zu.

*

Draußen wird es dämmrig. Der Abend ist angebrochen.

Ich frage sie:
„Denkst du, du könntest einige Minuten still in der Position auf deinem Platz verharren, während ich mich kurz entferne?“

Ich bin von meinem Platz aufgestanden. Sie nickt, ohne aufzuschauen.

„Dann wirst du auf deinem Platz verharren, während ich unser Abendessen hole.“

„Mein Shujin! Ist das nicht meine Aufgabe als deine Meido?“

Ich nicke lächelnd und antworte ihr:
„Das wirst du tun, wenn die Zeit gekommen ist! Noch bist du nicht soweit.“

Anschließend gehe ich wieder zu der Garküche, bei der ich schon das Mittagessen geholt habe und bringe es auf mein Zimmer. Amatsuka-San sitzt tatsächlich noch in der gleichen Haltung auf ihrem Platz. Meine Unterweisung über den Nachmittag hinweg scheint Früchte zu tragen.

Das Tablett stelle ich mitten auf den Tisch, setze mich und befehle:

„Serviere uns das Essen!“

Sie dreht sich mehr zum Tisch hin und stellt eine Schale vor mich. Ich nehme die Schale und stelle sie vor meine Meido. Sie schaut auf.

„Habe ich etwas falsch gemacht, mein Shujin?“

„Iie, shinjitsude wa arimasen -Nein, nicht wirklich-,“ antworte ich ihr, milde lächelnd, und wedele mit der erhobenen Hand. „Anata wa subete o tadashiku shimashita -Du hast alles richtig gemacht-: Die Magd gehorcht ihrem Meister. Dieser jedoch, sorgt sich um das Wohl seiner Magd.“

Sie verneigt sich tief.

„Denke aber niemals, es sei doch effektiver, dann doch zuerst dir selbst eine Schale vorzusetzen! Damit würdest du mir die Möglichkeit nehmen, selbst im Kleinen für dich zu sorgen. Die Aussage der Handlung wäre eine völlig andere!“

„Hai -Ja-, mein Shujin.“

Nun überreicht sie mir die zweite Schale, die ich vor mir absetze. Das gleiche geschieht mit dem Getränk, Bechern und Stäbchen. Nach dem Essen stelle ich Geschirr und Besteck auf dem Tablett zusammen und bringe es zurück, während Amatsuka-San auf ihrem Platz verbleibt.

Als ich wieder im Zimmer zurück bin, setze ich mich so, dass ich den Monitor im Blick habe. Ich erlaube ihr, sich an meiner Seite niederzulassen. Wir schauen zwei Videos bis es Zeit ist schlafen zu gehen.

Ich erhebe mich, gehe zum Käfig und öffne die Tür in der Front.

„Hinein mit dir!“ befehle ich ihr.

Sie schaut mich groß an und beugt sich hinunter, um hinein zu kriechen.

„Shujin -Meister-?“

„Hinein mit dir!“ wiederhole ich.

Schnell ist sie im Innern des Käfigs und zieht an der Decke, um sich gleich zuzudecken. Sie schaut zwischen den Stäben hervor, neugierig was ich als Nächstes mache.

Ich lege mich auf den Futon und decke mich zu. Mit einer Fernbedienung lösche ich das Licht und fahre die Jalousie herunter. Bald bin ich eingeschlafen.

Als ich am Morgen wach werde und als erstes nach ihr sehe, sitzt sie auf einen Ellbogen gestützt im Käfig und schaut mich an. Ich gehe zu ihr und öffne die Käfigtür.

„Komm heraus!“ befehle ich.

Sie krabbelt heraus und schaut dann zu mir. Ich bin in der Zwischenzeit zum Futon zurückgegangen und habe mich daraufgesetzt.

„Komm zu mir!“ sage ich nun.

Sie kriecht langsam auf mich zu. Ich strecke die Beine aus, wende mich ihr zu und stütze mich mit einem Ellbogen ab. Als sie direkt neben mir auf dem Futon liegt, frage ich sie mit sanfter Stimme:

„Was möchtest du nun machen?“

„Mein Shujin, ich habe diese Nacht schlecht geschlafen. Lange habe ich wach gelegen und gegrübelt. Es ist seltsam. Ich hätte mir in meinem ganzen Leben nicht träumen lassen, dass ich jemals vor einem Mann knien und ihm sagen würde, dass ich bereit sei, ihm zu gefallen zu sein, wie es ihm beliebt. Aber mein Shujin befiehlt es mir nicht.“

„Wenn du wolltest,“ antworte ich, „könntest du mir sicher auf die eine oder andere Weise zu gefallen sein.“

„Aber ich bin Meido -Magd-,“ stellt sie fest.

„Stimmt,“ bestätige ich.

„Du weißt doch genau,“ fragt sie, „dass ich dich als Meido erfreuen möchte, mein Shujin?“

„Natürlich,“ antworte ich.

„Dann befiehl es mir!“ fleht sie mich an.

„Ie, kono yo ni wa kino shimasen -Nein, so geht das nicht-.“
Dabei verschränke ich meine Arme vor der Brust.

„Mein Shujin,“ sagt sie und setzt sich auf. „Ich habe auch meine Bedürfnisse, und ich möchte dir dienen.“

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