Sonntag, 31. Juli 2022
Aibou - Die Zofe -19
Auf der Heimfahrt spricht Papa das Ereignis vor dem Veranstaltungszelt an. Ich runzele die Stirn und meine:

"Es gibt immer und überall ein paar Jugendliche, die nichts anderes verstehen. Die musst du dann zu nehmen wissen, liebster Papa. Ich fühle mich für euch verantwortlich, weil ich euch in diese Lage gebracht habe.
Ob du mich nun als wohlerzogene Tochter siehst, wie du mich gegenüber unseren Gästen oft bezeichnet hast - worüber ich sehr stolz bin! -, oder ob ich mich in der Funktion der Gesellschafterin sehen würde... Beides kommt zum gleichen Ergebnis. Ich habe euch beide lieb und möchte euch beide nicht missen.
Dann muss ich auch einmal zu solchen Mitteln greifen!"

"Lernt man als Zofe die Anwendung der Selbstverteidigung?" fragt er. Dabei haben sich auf seiner Stirn Falten entwickelt.

"Nein, nicht wirklich," antworte ich. "Die Ausbildung der Agentur damals war schon sehr umfangreich. Die Themen wurden trotzdem nur kurz beleuchtet. Während der Arbeit in der Familie vervollkommnen wir unsere Ausbildung quasi selbst.
Später als Lehrerin auf der Bunrei no Shima -Insel der beseelten Steine- habe ich die Möglichkeit erhalten, einen Kurs in Ju-Jutsu zu machen. Diese Selbstverteidigungstechnik lässt sich schnell erlernen."

"Und du hast die Möglichkeit sofort genutzt," stellt er fest.

Mama versucht Papa zu stoppen, indem sie mit vorwurfsvoller Stimme "Youki-San!" einwirft.

Ich lächele sie an und erkläre Papa:
"Eine Yamato Nadeshiko ist ihrem Otto -Ehemann- gleichzeitig eine gute Hausfrau, eine erfahrene Geisha und wenn es sein muss auch ein Samurai. Was mir zurzeit noch fehlt ist nur der Ehemann. Aber man darf die Hoffnung nicht aufgeben!"

*

Einige Wochen nach dem Besuch des Maidcafes zeige ich den ehrenwerten Eltern eine DVD, die mir der ehrenwerte Tanaka-San von der Bunrei no Shima auf meine Anfrage hin zugesendet hat.

Dort wird über den Betrieb des Restaurants und des Varieté-Theaters auf der Insel berichtet. Man kann die Abläufe beobachten. Auch eine Vorstellung im Theater wird gezeigt.

Ich frage Papa:
"Du hast so ein informatives Buch geschrieben, rippana Chichi -ehrenwerter Papa-! Könntest du dir vorstellen die Gastronomie auf der Insel zu leiten? Das ist ein Verwaltungsposten, bei dem du keine Angst haben musst, noch einmal in so eine Lage zu kommen, wie damals. Du kannst den Rat der Ärzte befolgen und trotzdem arbeitest du mit Nahrungsmitteln!"

Es braucht einige Tage bis Papa meint:
"Will der ehrenwerte Tanaka-San denn eine solche Position besetzen? Bisher scheint es diese Position ja noch nicht zu geben, denn sonst wäre sie sicherlich nicht frei für mich?"

"Ich habe mit dem ehrenwerten Herrn geredet. Bisher hat sich sein Büro auch darum gekümmert. Diese Sparte würde dann ausgegliedert. Tanaka-San bekäme etwas Luft und der Einkauf wäre effizienter, meint er. Er hat mit seinem rippana Otou-San -ehrenwerten Vater-, dem Kanrisha -Ortsvorsteher- Tanaka-Sama gesprochen und dieser ist einverstanden. Du musst dich nur noch entscheiden! Vielleicht für eine Probezeit zuerst einmal."

Zwei Wochen später fliegen wir mit der All Nippon Airlines von Düsseldorf nach Kyoto und landen nach einem 14stündigem Flug auf dem International Airport Kansai außerhalb der alten Kaiserstadt. Mit dem Zug kommen wir in die Stadt und fahren von dort weiter nach Maizuru, das wir nach weiteren zwei Fahrstunden erreichen. Insgesamt sind wir beinahe einen Tag unterwegs, als wir uns von einem Cab zu dem Werftgelände meines früheren Arbeitgebers fahren lassen.

Dort führt man uns in einen Warteraum, in dem eine Menge Prospekte der Werft ausliegen und lässt uns Tee servieren. Gleichzeitig fragt der Mann an der Pforte in der Verwaltung an, ob sich dort jemand mit Tanaka-Sama auf der Bunrei no Shima in Verbindung setzen könnte.

Es dauert eine ganze Weile bis sich etwas tut. Ich überlege schon, ob ich mich wieder bei dem Pförtner melden soll, als eine Frau im Business-Outfit freudestrahlend zur Tür des Warteraumes hereinrauscht.

Aufschauend erkenne ich Takahashi Kameko, meine frühere Herrin. Ich erhebe mich, um mich höflich zu verbeugen, da liege ich schon in ihren Armen.

"Konnichiiiiwa, Momoi-Chan, watashi no kanojo -Guten Tag, Momoi-Chan-, meine Freundin!" ruft sie aus, um sogleich wieder von mir zu lassen, sich zu verbeugen und sich meinen ehrenwerten Eltern zuzuwenden:

"Ehrenwerte Youki-San, darf ich sie einladen, meine Gäste zu sein? Morgen wollen wir Sie auf die Bunrei no Shima übersetzen!"

Auch meine Eltern haben sich erhoben und verbeugen sich nun. Sie erklären sich einverstanden.

Takahashi-San führt uns nun hinüber in die Villa und zeigt uns zwei Gästezimmer. Dabei lädt sie uns zum Abendessen mit der Familie ein.

Die Zeit bis dahin überbrückend, zeige ich meinen verehrten Eltern den Park und erkläre ihnen grob den Aufbau der Villa. Ich nutze dafür wesentlich weniger Worte als die Otetsdai -Haushälterin- damals, als ich das erste Mal die Villa betreten habe.

Zum Essen holen meine Eltern das beste Outfit aus ihren Koffern, das sie eingepackt haben. Bald darauf klopft ein Dienstmädchen an die Zimmertür und führt uns zum Esszimmer. Ganz wie eine gute Gesellschafterin es macht, halte ich während des Speisens die Konversation in Gang.

Nach dem Abendessen, das sich durch die Konversation über anderthalb Stunden ausgedehnt hat, dürfen wir uns zurückziehen und schlafen tief und fest. Der Jetlag lässt uns wohl sehr früh wieder wach werden, aber ich überbrücke die Zeit bis zum Frühstück mit einem romantischen Roman.

Zum Frühstück holt uns wieder ein Dienstmädchen ab. Diesmal sind der ältere Herr Amatsuka-Sama und seine Ushiro kara yuga -Hausherrin- nicht anwesend. Auch Takahashi-San, ihr Giri no musuko -Schwiegersohn- lässt sich entschuldigen. So frühstücken wir alleine mit Takahashi-San, meiner früheren Herrin.

Zu uns hat sich noch ein Mann gesellt. Takahashi-San stellt ihn uns als Fujimoto-San, den Piloten des Tragflächenbootes vor, der uns nach dem Frühstück zur Insel bringen wird.

Später führt uns der Mann zu dem Steg neben der großen Slipanlage, auf der gerade ein großes Schiff liegt, das im Unterwasserbereich gestrichen wird. Begleitet werden wir von meiner früheren Herrin Takahashi-San, die uns verabschieden will, und drei Dienstmädchen, die sich um unsere Koffer kümmern. Fujimoto-San ruft vom Steg aus einen Werftmitarbeiter hinzu, der uns beim Ablegen behilflich sein und die Taue lösen soll.

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