Dienstag, 12. Juli 2022
Aibou - Die Zofe -10
Ich gehe vor der Herrin auf die Knie, senke den Blick und sage:

"Ich bitte Sie, sich nicht von Gefühlen leiten zu lassen und den gleichen Fehler zu machen, wie vor Jahren, bevor ich zu Ihnen kam."

"Meine Momoi-chan!" sagt sie seufzend. "Was täte ich nur ohne dich!"

Sie hat danach noch zwei Bekanntschaften. Wochen danach berichtet sie mir von einem jungen Mann, der die Charaktereigenschaften der alten Samurai verinnerlicht zu haben scheint. Er ist altmodisch charmant und respektvoll, behandelt sie wie eine Königin.

"Nun müssen Sie nur noch herausfinden, ob er gewillt ist Verantwortung zu übernehmen," schlage ich der Herrin vor.

"Wie mache ich das möglichst unauffällig, Momoi-chan?"

"Versuchen Sie, ihn darum zu bitten, etwas für Sie zu tun. Möglichst bei ganz banalen Angelegenheiten, die für Sie eigentlich selbstverständlich sind und Sie werden sehen, wie er reagiert. Lassen Sie ihn Verantwortung für Sie übernehmen, wo Sie im Ernstfall noch selbst das Handeln übernehmen würden. Wenn Sie ihn machen lassen können und er es gern macht, dann haben Sie den gesuchten Herzens-Prinzen entdeckt."

"Und dann?"

"Tja. Dann haben wir da einen verantwortungsvollen Mann, der kein elender Macho ist und eine Yamato Nadeshiko, die sich ineinander verlieben. Deren Beziehung vergleichbar ist wie die Ihrer ehrenwerten Schwester zu ihrem Mann," antworte ich und zwinkere ihr zu.

"Momoi-chan, du bist wirklich romantisch."

Wir lachen einander an. Gesellschaftlich passen beide jedenfalls gut zueinander. Der junge Mann ist zweiter Sohn eines Geschäftsmannes. Sein älterer Bruder wird die Firma seines Vaters übernehmen. Wenn Amatsuka-Sama, der ehrenwerte Otou-San -Vater- der jungen Herrin seinen Segen gibt, kann bald die Verlobung gefeiert werden.

*

Wie in allen Semesterferien verbringen wir auch die aktuellen Ferien in der elterlichen Villa in Maizuru. Die junge Herrin hat ihre Oka-San -Mutter- darüber informiert, dass sie seit kurzem einen Tomo -Freund- hat, mit dem sie sich gut versteht. Natürlich will die Herrin alles über den jungen Mann erfahren. Die junge Herrin erzählt ihr von ihm und sagt, dass der junge Mann am kommenden Sonntag erscheinen will, um sich den ehrenwerten Eltern vorzustellen.

Die junge Herrin ist seit dem Frühstück 'völlig aus dem Häuschen'. Ich versuche sie als gute Gesellschafterin abzulenken, aber es will mir nicht recht gelingen. Also schlage ich ihr nach dem Mittagessen eine umfangreiche Wellness-Behandlung vor.

"Takahashi-San kommt doch heute?" fragt sie.

"Ich bin mir sicher!" antworte ich ihr. "Der ehrenwerte Takahashi-San ist ein Mann, der zu seinem Wort steht."

Dabei nicke ich ihr lächelnd zu und krempele die Ärmel meines Zofengewandes hoch. Nach meiner Antwort wird sie ein wenig ruhiger. Sie deckt sich wohl auch mit ihrem eigenen Eindruck.

Ich lasse ihr ein Bad ein und verrühre wohlriechendes Öl im warmen Wasser. Danach steigt sie in die freistehende Wanne. Ich habe ein fahrbares Regal herangerollt. Auf der obersten Ablage in Tischhöhe stehen Fläschchen mit den verschiedensten Essenzen und ein Naturschwamm. Darunter liegen flauschige Tücher.

Zuerst wasche ich ihr die Haare. Danach durchfeuchte ich den Schwamm und trage ein Körperöl auf, dass ich nun in Hals, Nacken und Dekolleté einmassiere, während die Herrin sich mit einem Waschhandschuh um ihre intimeren Körperregionen kümmert.

Während meiner Arbeit, die ich in der blauen Grotte auf der Bunrei no Shima gelernt habe, als die junge Herrin mit mir dort Urlaub gemacht hat, als Gast ihrer Aneko -älteren Schwester- Amatsuka Moe, schießen mir Gedanken durch den Kopf:

'Was ich bisher auch gewaschen und hergerichtet habe, nichts ist jemals so schön gewesen! Der Mann, dem die junge Herrin einmal als Tsuma -Ehefrau- dient, kann sich glücklich schätzen!'

Nach dem Bad führe ich eine Maniküre und Pediküre durch. Schließlich stecke ich ihr Haar hoch und schminke sie zurückhaltend. Dann lege ich ihr ein Kleid mit tiefem Rückenausschnitt heraus und helfe ihr hinein.

"Sie haben wirklich Glück mit ihm, Herrin!" sage ich. "Der Mann liebt Sie und wird auch in der Lage sein, sie zu beschützen. So etwas ist selten!"

Der junge Mann muss inzwischen bestimmt schon eine Stunde bei den ehrenwerten Herrschaften ausharren. Wir wollen ihn nicht länger warten lassen.

Nun gehen wir von ihrem Zimmer zum kleinen Salon. Ich folge der jungen Herrin mit einem Schritt Abstand. Mein Blick ruht dabei auf ihrem freien Rücken. Vor der Tür zum kleinen Salon überhole ich die junge Herrin mit schnellen Schritten und öffne beidhändig die beiden Flügel der Zimmertür. Dann gebe ich der jungen Herrin schnell den Weg frei, indem ich einen Türflügel loslasse und mich neben dem anderen aufstelle und verbeuge. Die Herrin betritt den Raum an mir vorbei.

In dem Moment höre ich einen Stuhl umkippen. Unwillkürlich schaue ich nach dem Geräusch. Die ehrenwerten Herrschaften sitzen an einem Cocktailtisch und schauen der jungen Herrin entgegen, wie sie den Raum betritt. Der junge Mann, der den Eltern seiner Braut seine Aufwartung macht, ist aufgesprungen. Dabei ist der Stuhl umgekippt, nach dem sich nun ein Dienstmädchen bückt.

Der junge Herr macht große Augen, sein Mund steht offen. Einen Moment braucht es, bevor er sich vor der Eintretenden verbeugt. Die junge Herrin ist schon bei ihm angekommen, als er sich endlich gefangen hat. Er begrüßt sie zuvorkommend und schiebt einen freien Stuhl heran, damit sie sich setzen kann, bevor auch er sich wieder setzt.

Die Gespräche mit den Eltern seiner Braut scheinen inzwischen zu einem guten Ende gekommen zu sein. Es werden nur noch Komplimente ausgetauscht. Nach einigen Minuten erheben sich die Herrschaften. Der ältere Herr hat dem jungen Paar vorgeschlagen, einen gemeinsamen Spaziergang unten im Park zu wagen. Also schreiten die Beiden die Treppe zum Park hinunter und schlendern durch den Park der Villa.

Höflicherweise bleibe ich am Portal zurück. Die Herrin soll sich wirklich unter vier Augen mit ihrem zukünftigen Bräutigam unterhalten können.

*

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