Donnerstag, 14. Juli 2022
Aibou - Die Zofe -11
Nachdem die junge Herrin ihr Studium beendet hat, bekommt sie von ihrem ehrenwerten Otou-San -Vater- ein Büro in der Verwaltung der Werft. Sie soll dort seine 'rechte Hand' sein und in alle Abläufe eingebunden werden.

Wenige Wochen später fährt das Brautpaar mit Eltern und Schwiegereltern nach Kyoto und dort zum Heian Jingu Schrein, dem größten Schrein in Kyoto, um eine traditionelle Shinto kekkonshiki -Shinto-Hochzeit- zu feiern. Vorher hat das Brautpaar eine amtliche Urkunde mit ihren persönlichen Siegeln versehen.

Bevor sie starten ist Amatsuka Kameko von den Dienstmädchen ihres ehrenwerten Otou-San -Vaters- gestylt worden: Ihre Haare wurden kunstvoll hochgesteckt, mit wertvollen Haarnadeln festgesteckt und ein mehrlagiger Hochzeits-Kimono der Familie wurde von fleißigen Händen umgearbeitet, damit er für meine Herrin passt. Den Abschluss bildet eine Haube über ihrem Haar. Der Hochzeitskimono ist von blütenweißer Farbe. Sie symbolisiert Reinheit und Harmonie - und die Bereitschaft der Braut, sich mit den Werten ihrer neuen Familie zu 'färben' (zu identifizieren). Der Bräutigam trägt eine dunkle knielange Jacke über einer grauen faltenreichen Hose.

Das Brautpaar durchschreitet das rote Torii und betritt nur in Begleitung der beiden Elternpaare den Schrein. Dort werden sie von einem Shinto-Priester in seiner typischen Tracht in Empfang genommen und vor den Shintai -Reliquie- des Schreins geführt. Dort ist der Sitz des Kamis, der im Schrein verehrt wird.

Der Priester führt nun eine rituelle Reinigung durch, dann folgt das Ehegelübde und die Opferung von Zweigen des Sakaki-Baumes. Anschließend trinkt die Hochzeitsgesellschaft aus Brautpaar und den beiden Elternpaaren gemeinsam aus drei Schalen vom Priester geweihten Sake. Damit sind die Brautleute miteinander verheiratet. Anschließend fahren Chauffeure sie wieder nach Maizuru zurück, wo Amatsuka-Sama ein Restaurant angemietet hat.

Bevor sie jedoch das Restaurant betreten, lassen sie eine professionelle Photo-Session über sich ergehen. Die Bilder sind auf besonderem Fotopapier gemacht und sollen angeblich hundert Jahre halten.

Im Restaurant werden sie auf einige ihrer Professoren und Kommilitonen treffen. Auch Verwandte und Freundinnen der Braut, sowie Freunde des Bräutigams sind eingeladen. Jeder Gast ist im Besitz einer entsprechend teuren Eintrittskarte für den Hochzeitsempfang. Sachgeschenke sind nicht üblich.

Bevor das Brautpaar das Restaurant nun betritt, hat die Braut Zeit sich umzuziehen. Zum folgenden Hochzeitsempfang im Restaurant trägt sie einen Hikifurisode in lebhaftem Kaminrot, übersät mit vielen Mustern. Ein bezahlter Moderator führt ab jetzt durch den anderthalbstündigen Hochzeitsempfang. Die Väter halten Reden, das Hochzeitsessen... alles ist minutiös getaktet!

Zur Sitzordnung kann man folgendes sagen: Neben den Brautleuten sitzen rechts und links deren Professoren, Kommilitonen und Freunde. Erst dann kommen die Verwandten. Schließlich die Familien und ganz hinten platzieren sich die Eltern.

Nachdem die Väter in ihren Reden die Vorzüge ihrer Kinder herausgestellt haben, ist es an den Brautleuten, ihnen darauf zu antworten. In emotionalen Reden danken sie ihren Eltern für die erfahrene Unterstützung während der vergangenen Jahre und sprechen dabei durchaus tränenrührende Momente an. Sie wollen so die Hochzeitsgesellschaft überzeugen, dass ihre Eltern die besten Eltern sind, die man sich vorstellen kann.

Die Professoren und Kommilitonen der Beiden geben anschließend einige Anekdoten zum Besten, um die Anwesenden aufzuheitern. Als Amatsuka Kamekos beste Freundin ihre Rede hält, hört man viele Papiertaschentücher rascheln. Das Brautpaar verteilt danach Geschenke an die Gäste, um sich zu bedanken, dass sie der Einladung gefolgt sind. Dabei handelt es sich um Süßigkeiten und Gedenkteller, hübsch und sorgfältig von mir und anderen Dienstmädchen verpackt.

Nachdem der Empfang vorüber ist, zieht sich das Brautpaar noch einmal um. Diese häufigen Outfitwechsel nennt der Japaner O-ironaoshi -Farbwechsel-. Nun tragen sie bequeme Kleidung und es geht zu einer anderen Location für die After-Party -Nijikai-, die nach Altersgruppen getrennt gefeiert wird. Hier gibt es wieder Essen. Hinzu kommen Spiele, Musik, Tanz und einige Drinks - das perfekte Umfeld für die Gäste, sich näher kennenzulernen.

Ist diese Party beendet, trifft sich das Brautpaar mit den Eltern und engsten Freunden zum zwanglosen Ausklang des Festes, zu der After-After-Party -Sanjikai-. Erst jetzt können sie ohne den Trubel, in Ruhe und in der Gesellschaft der besten Freunde essen, mit denen sie den ganzen Tag kaum ein persönliches Wort gewechselt haben.

Anschließend übernachtet das Brautpaar zum ersten Mal gemeinsam in einem Schlafzimmer. Es ist nicht das Schlafzimmer der jungen Herrin mit meinem Schrankbett in einem Nebenraum. In dieser Nacht kann ich nicht gut schlafen. Es fühlt sich so ungewohnt an.

Am Morgen darauf ist sie aber wieder bei mir. Verschlafen richte ich mich auf.

"Ich möchte zum Frühstück gut aussehen," sagt sie.

Also erhebe ich mich und mache sie für den Tag zurecht, wie so oft schon in den vergangenen Jahren. Das fühlt sich richtig gut an. Dann gehen wir in den Speiseraum. Amatsuka Kameko, die ja jetzt Takahashi Kameko heißt, setzt sich lächelnd neben ihren frisch angetrauten Ehemann, während ich mich wie früher hinter sie platziere, um sie bei Bedarf sofort zu bedienen oder eine andere nachgefragte Tätigkeit auszuüben.

In den folgenden Wochen wird Amatsuka-Samas Schwiegersohn in die Geschäftsführung und verschiedene Geschäftsprozesse eingeweiht. Dabei fragt der ältere Herr einmal die Beiden lächelnd:

"Habt ihr euch schon ein Ziel für eine Hochzeitsreise ausgesucht?"

"Hawaii ist von japanischen Hochzeitsreisenden überlaufen," resümiert Takahashi-San.

Die junge Herrin wirft nun ein:
"Wie wäre es mit einer mehrwöchigen Auszeit auf der Bunrei no Shima? Tanaka Moe und ihr ehrenwerter Ehemann würden sich sicher sehr freuen! Allerdings muss die Verwaltung der Werft eine solche Auszeit hergeben. Solange können wir aber sicher warten!"

Sie wirft Takahashi-San einen zärtlichen Blick zu, den dieser erwidert. Er neigt den Kopf. Auch Amatsuka-Sama, der Seniorchef, ist angetan von der Idee und meint:

"Nehmt keine Rücksicht auf betriebliche Prozesse! Ich bin ja auch noch da. Fahrt ruhig in ein paar Tagen schon los. Nehmt dafür zur Abwechslung ruhig einmal das Speedboot, das wir von Tanaka-San erhalten haben."

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