Montag, 4. Juli 2022
Aibou - Die Zofe -06
Die Speisen sind schon da. Sie stehen auf einem Servierwagen, neben dem Esstisch. Ich helfe dem Dienstmädchen beim Servieren und stelle mich hinter die junge Herrin. Während des Essens entwickelt sich eine leichte Konversation zwischen den Herrschaften. Zum Ende hin spricht der Herr die Musikinstrumente an, die ich heute Nachmittag ausgeliehen habe. Er möchte etwas Leichtes von uns hören. Ich verbeuge mich tief und frage, ob es mir gestattet ist, dafür zur Kabine des Fräuleins zu gehen. Der Herr nickt und ich verlasse die Gesellschaft, um wenig später mit der Schatulle und dem Instrumentenkoffer zurückzukehren.

Wir setzen uns etwas ab vom Tisch und zeigen, was wir heute Nachmittag geübt haben. Dafür erhalten wir Höflichkeitsapplaus. In der Zwischenzeit hat das Dienstmädchen den Esstisch abgeräumt und die Sachen zur Küche zurückgebracht. Nachdem der Kapitän sich erhebt und uns unter Entschuldigung verlässt, lege ich die Instrumente sorgfältig in deren Behälter zurück und übergebe sie dem Dienstmädchen. Danach gehen auch wir zur Kabine der jungen Herrin zurück. Sie schickt mich weiter, damit ich ebenfalls mein Essen und meine Pause bekomme. Ich suche daher nun den Speiseraum des Dienstpersonals auf.

*

Am nächsten Morgen sind wir zum Frühstück wieder bei dem Herrn in der Eignerwohnung. Er eröffnet uns, dass wir heute kurz nach Mittag bei einer Insel anlegen wollen. Dort würden wir der ehrenwerten Schwester der jungen Herrin und ihrem Mann einen Besuch abstatten und mindestens einen Tag bleiben.

Am Vormittag suche ich also mit der jungen Herrin ein Outfit heraus, schminke sie dezent und stecke ihre Haare hoch. Um die Zeit zum Mittagessen zu überbrücken, lese ich ihr noch einmal aus einem ihrer Bücher vor. Die junge Herrin nimmt ihr Essen wieder in ihrer Kabine ein.

Als ich aus meiner Pause komme, sehe ich vorne eine helle Halbkugel auf dem Wasser, auf die die Yacht langsam zusteuert. Schnell laufe ich zur Kabine der jungen Herrin und berichte ihr von meiner Beobachtung. Gemeinsam gehen wir in den vorderen Salon, um von dort die Annäherung miterleben zu können.

Je näher wir kommen, desto besser ist zu erkennen, dass es sich um eine künstliche Insel handelt. Vor vielen Jahren hat die Amatsuka Werft Corporation diese Insel hergestellt. Danach ist sie hierher geschleppt worden und ein Geschäftsfreund des Herrn hat sie mit der Belegschaft seiner Firma bevölkert, um sie einem Praxistest zu unterziehen. Die Halbkugel strahlt weiß, das von vielen grünen Bändern unterbrochen ist. Baumkronen streben oben aus ihr heraus. Die Yacht macht seitlich neben einer halbrunden Öffnung fest. Unsere Seeleute laufen geschäftig hin und her. Der Herr kommt und fragt nach unseren Koffern.

Ich laufe also zur Kabine der jungen Herrin und hole die am Vormittag gepackten Koffer. Anschließend führt uns der Herr zum Fallreep, der steilen Treppe, die an der Außenwand an einem Kran hängt. Unten dümpelt ein Motorboot. Zwei Seeleute tragen uns die Koffer die steile Treppe hinab. Einer der Beiden spricht die junge Herrin davor an:

"Watashi wa anata no sutsukesu o hakobu jiyu o totte imasu -Meine Wenigkeit erlaubt sich, Ihnen den Koffer zu tragen-!"

Unten steigen wir in das Motorboot ein und einer der Seeleute steuert das Boot in eine halbrunde überdachte Öffnung hinein und dort an einen Steg heran.

Wir werden von Tanaka-San und der älteren Schwester der jungen Herrin erwartet. Die Herrschaften begrüßen sich herzlich. Danach fahren wir in einem Express-Aufzug eine große Anzahl Stockwerke hoch. Schließlich geht es noch einen Gang entlang. Die Herrschaft bekommt eine Wohnung zugewiesen, die derjenigen in der Yacht nicht nachsteht. Ich beziehe mit der jungen Herrin ein kleines Appartement daneben.

Danach werden wir zu einer Glastür geführt, über die wir einen Zen-Garten betreten. Bedächtig geht es weiter zu einer mit Bambus belegten Terrasse, auf der drei Tische hufeisenförmig angeordnet stehen. Hinter dem mittleren Tisch stehen zwei Sessel. Ein älterer Mann begrüßt die Herrschaft herzlich. Ich höre, dass er Tanaka-Sama ist und ihm diese Insel gehört. Er bietet Amatsuka-Sama den Platz auf einem der beiden Sessel an. Dann setzt sich Tanaka-Sama auf den Zweiten daneben. Die ältere Herrin Amatsuka-Sama setzt sich auf einen Stuhl neben den älteren Herrn und die junge Herrin wird auf einen weiteren Stuhl daneben platziert. Ich stelle mich hinter die junge Herrin und schaue zu, was weiter passiert.

Andere Herren kommen hinzu und füllen die Plätze außen und innen am Hufeisen. Vereinzelt setzen sich Frauen im Kimono neben die Herren. Die meisten Frauen haben jedoch Meido-Gewänder an, die ich bisher in Animes gesehen habe. Die Herren tragen traditionelle Kleidung, die man heute zumeist an Bräutigamen sieht: Eine faltenreiche weite Hose, ein Hemd darüber und eine Jacke, die fast bis zum Knie reicht. Die Frauen in den Meido-Gewändern haben in der Nähe einen traditionellen niedrigen Tisch, an dem sie später im Seiza niederknien zum Essen. Jetzt servieren sie erst einmal den Herren und wenigen Damen das Essen.

Als die 'Meido' sich zum Essen niederlassen, wendet sich Amatsuka-Sama zu mir um und meint:

"Momoi-chan, geh und setz dich an den Nebentisch. Du darfst ebenfalls speisen!"

Ich gehe also zu den Meido, die mir bereitwillig Platz machen und mir eine Schale füllen. Ob solcher Dienstbarkeit bin ich verblüfft und lasse es geschehen. Ich bedanke mich, indem ich mich lächelnd verbeuge und sage:

"Arigato gozaimaso -Vielen Dank-."

So gut habe ich schon lange nicht mehr gegessen! Wir essen das Gleiche, was vorher den Herrschaften serviert worden ist.

Nach dem Essen räumen die Meidos die Tische ab und servieren Tee, nachdem zwei Meidos im Inneren des Hufeisens eine Teezeremonie -Sado- vorgeführt haben. In der Zwischenzeit ist es dunkel geworden und wir gehen zu Bett.

Am nächsten Morgen werden wir durch Klopfen geweckt. Ich springe auf und schaue, wer so früh etwas von uns will. Eine junge Meido steht draußen und sagt zu mir:

"Tanaka-San würde sich freuen mit Amatsuka-San und ihrer Zofe frühstücken zu können. Ich soll die Herrin führen."

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