Freitag, 22. Juli 2022
Aibou - Die Zofe -15
"Und sie regeln das Zusammenleben mit den Mitmenschen, besonders mit ihrer Partnerin!" schließt Tanaka-San ab. "Wir haben eine Schule hier, der ehrenwerte Osawa-San leitet sie, die sich darauf spezialisiert hat, diese Tugenden allen Inselbewohnern näherzubringen. Wenn Sie möchten, mache ich Sie gerne mit Osawa-San bekannt. In dieser Zeit kann sich Tanaka-San mit ihrer Schwester beschäftigen. Ich bin mir sicher, die beiden Frauen finden schon einen Zeitvertreib."

Tanaka-San zwinkert bei den letzten Worten und die beiden Damen lächeln. Anschließend verabschieden sich die Herrschaften und auch ich gehe zu meinem Appartement zurück. Auf einem der Sideboards liegt ein Faltplan als Orientierung auf der Insel. Ich nehme ihn auf und mache einen Spaziergang und Schaufensterbummel über die Bunrei no Shima -Insel der beseelten Steine-.

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Heute sitze ich wieder mit den Lehrerinnen der Schule für Aibous auf der Bunrei no Schima zusammen. Meine Aufgaben bei meiner Herrin hat ihre Aneko -ältere Schwester- Tanaka-San übernommen, solange die Herrschaften auf der Insel weilen.

Ihr Otto -Ehemann- hat alles so arrangiert, wie er es mir angeboten hat. Ich habe von der jungen Herrin die Kündigung und ein sehr gutes Zeugnis bekommen. Anschließend habe ich bei der Agentur gekündigt und bin jetzt auf der Insel fest angestellt.

Den Lehrerinnen erkläre ich, dass ich anfangs eine dreimonatige Einweisung in meine Tätigkeit als Zofe bekommen habe. Die Einweisung ist zwar sehr umfangreich gewesen, wie auch mein Tätigkeitsfeld vieles umfasst. Aber erst in der Arbeit als Zofe verfestigen sich die Kenntnisse über einen großen Zeitraum hinweg. Dabei ist es nur natürlich, dass je nach persönlichen Interessen und den Anforderungen der Herrschaft mit der Zeit einiges verkümmert, anderes dagegen perfektioniert wird.

In der dreimonatigen Grundausbildung erhalten wir Einblick in Musik und Gesang, Tanz, Etikette, Konversation, Handwerk und Kunst, Romantik und Erotik, Verschwiegenheit und Loyalität.

Im Einzelnen bedeutet das, dass eine geschickte Gesellschafterin, denn das bedeutet es eine Zofe zu sein, mindestens eines der gängigen Instrumente beherrscht. Hat die Gesellschafterin ein sängerisches Talent, sollte sie sich mühen, es auszubauen. Dabei sollte sie hervorragendes Können nicht zu sehr zur Schau stellen, um die jeweilige Herrschaft nicht zu sehr in den Schatten zu stellen.

Bei größeren gesellschaftlichen Anlässen sind auch Tänze eingeplant. Eine Gesellschafterin sollte daher die gängigen Tänze beherrschen oder zumindest gut genug darin sein, um sich von einem Herrn dabei führen zu lassen, ohne ihm auf die Füße zu treten.

In den Familien, die eine Gesellschafterin beschäftigen, fällt besonders während gesellschaftlicher Anlässe das Benehmen der Gesellschafterin direkt auf die Arbeitgeber zurück. Freundlicher, höflicher Ton in allen Lebenslagen, das Verzichten auf umgangssprachliche Ausdrücke und Flüche sind eine Grundbedingung, die korrekte Titulierung der jeweiligen Gäste und das Behalten ihrer Namen ein unbedingtes Muss.

Auch der Umgang bei gesellschaftlichen Anlässen, der dezente Flirt und die Gelegenheiten, bei denen man über den Scherz eines Gegenübers lachen kann und wann man besser schweigen sollte, sollte eine Gesellschafterin unbedingt beherrschen. Selbst aufwühlende persönliche Ereignisse und drastische Meinungen zu bestimmten Themen dürfen nur sehr dezent und zurückhaltend geäußert werden.

Einer der wichtigsten Momente der Tätigkeit einer Gesellschafterin liegt in der Konversation! Einzig diplomatisches Geschick und einen wachen Verstand ist hierfür nötig. Eine geschickte Gesellschafterin versucht nun, Angemessenes zu einer Diskussion beizusteuern, ohne zu sehr durch eine kontroverse Meinung aufzufallen, außer es ist nötig, den Fauxpas eines anderen zu vertuschen.

Eine leichte Plauderei kann aus einem langweiligen Abend ein unvergessliches Erlebnis machen, und mit gut gewählten Worten lässt sich das Ansehen der Familie steigern, für die die Gesellschafterin arbeitet.
Eine Familie mit philosophischen und politischen Interessen kann eine Gesellschafterin auch auf politische Gegner ansetzen, um deren Ansichten zu erfahren, brisante Geheimnisse auszukundschaften oder zu versuchen, diese zu becircen.

Wenn Damen unter sich sind, widmen sie sich gerne der Kunst in vielen Formen, sei es das Gedichteschmieden, die Landschaftsmalerei, das Blumenstecken und das Sticken oder andere Handarbeiten. Je kunstvoller das Ergebnis der Gesellschafterin, desto eher erscheint sie bei den Damen als eine Zierde ihrer Familie.

Beherrscht eine Gesellschafterin derlei nicht, sollte sie zumindest durch den aufrichtigen Versuch glänzen.
Umso mehr Bewunderung gibt es für das Können ihrer Herrschaft. Geschickten Gesellschafterinnen gelingt es, den Ehrgeiz der sie umgebenden Damen durch das Ausrichten von Ehrenwettbewerben anzustacheln und die Ergebnisse dann den Herren und Gästen des Hauses zu präsentieren, um das Ansehen der Damen zu steigern.

An der jeweiligen Gesellschafterin liegt es auch, den Herrn durch dezentes Flirten und abwechslungsreiche Ideen zu zerstreuen und eine sich entwickelnde Affäre so zu gestalten, dass die Würde der Dame des Hauses nicht verletzt wird.

Ob und wie weit eine Gesellschafterin Erotik in ihr tägliches Sein mit aufnimmt, sollte nicht öffentlich diskutiert werden, denn immerhin hat auch eine Gesellschafterin einen Ruf zu verlieren. Sie ist keine bessere Prostituierte, da sie weit mehr wissen und können muss und sie besitzt viel Takt und Einsicht in den menschlichen Charakter.

Eine Gesellschafterin braucht Verschwiegenheit und Loyalität zu der Familie, für die sie arbeitet. Sie ist die geduldige Zuhörerin bei allen Höhen und Tiefen im Leben der Herrschaft. Sie hilft vielleicht sogar dabei, eine außerhäusige Affäre zu arrangieren. Sie weiß zu beruhigen, wenn es der Herrschaft schlecht geht, und erfährt im Gegenzug so manches, dessen Einblick anderen verwehrt bleibt.

Eine Gesellschafterin hat eine immerwährende Bringschuld gegenüber der Herrschaft, die sie begleitet. Denn dafür wurde sie engagiert. Das heißt, dass man grundlegend mit Ideen aufwarten können sollte, womit die Herrschaft zerstreut werden kann. So ist ein Gespräch im Vorfeld nicht uninteressant, bei dem die Gesellschafterin erfährt, für was sich die Herrschaft interessiert.

Ebenso sollte der Gesellschafterin gegenüber klar kommuniziert werden, was von ihr erwartet wird.
Schließlich kann man sich nicht gegenseitig in den Kopf blicken und erraten, was für den anderen wichtig ist.

Wichtig ist auch, dass die Gesellschafterin nicht als Inventar, sondern als Person wahrgenommen wird, die zwar überall hin mitgenommen wird, ohne selbst aktiv werden zu dürfen. Hier sollte die Herrschaft für genügend Aufgaben sorgen, damit die Gesellschafterin nicht 'vor Langweile stirbt', und wenn es nur um das erfahren des neuesten Klatsches geht. In Gegenwart einer unscheinbaren Angestellten sitzt manchem die Zunge etwas lockerer.

Idealerweise haben Gesellschafterin und Herrschaft die gleichen Ziele und arbeiten gemeinsam auf diese hin.
Es dauert einige Wochen, bis die zusätzlichen Lerninhalte Musik und Gesang, Tanz, Etikette, Konversation, Handwerk und Kunst, Romantik und Erotik, Verschwiegenheit und Loyalität in die Lehrpläne eingearbeitet sind. Anschließend werde ich in die Lehrerschaft der Mädchenschule integriert und erhalte so die Gelegenheit, selbst Schülerinnen zu unterrichten.

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