Samstag, 1. Juli 2023
Der Mond leuchtet so schön -20-
Wenn die Mutter etwas vorschlägt, begleitet sie ihren Vorschlag mit einem Ausdruck auf ihrem Gesicht, der dem Kind sagt, dass sie überrascht sein würde, wenn es nicht wie erwartet handelt. Die Mutter bestraft oder ermahnt das Kind nicht direkt. Mit ihrem Gesicht macht sie eine Geste der Anspannung, die dem Kind zeigt, dass sie enttäuscht ist. Weil das Kind so daran interessiert ist, Harmonie mit der Mutter zu bewahren, vermeidet es Konfrontation und tut, was von ihm erwartet wird.

Mütter in Japan haben auch gelernt, die Stimmung ihrer Kinder zu lesen. Angesichts dessen wird die Mutter ihre Überzeugungstechnik ändern. Wenn sie bemerkt, dass das Kind nicht in der Stimmung ist, eine Bitte zu erfüllen, wird sie diese Bitte vermeiden. Sie wird ihr Kind erst dann darum bitten, wenn das Erfüllen der Bitte am wahrscheinlichsten ist.

Wenn das Kind zum Beispiel die Spielsachen nicht aufheben will, wird die Mutter die herablassendsten Erklärungen über ihre Ablehnung dessen geben. Sie wird sagen, dass das Kind nicht bereit ist oder sich nicht genug entwickelt hat, um sie aufzuheben, oder vielleicht ist es müde und muss daher sofort ins Bett?

Eltern in Japan tun, was notwendig ist, damit sich ihre Kinder geliebt, geschätzt und respektiert fühlen. Japanische Kinder spüren große Geduld, Freundlichkeit und Mitgefühl ihrer Eltern. Sicher ist diese Art der Erziehung für westliche Mütter eine Herausforderung.

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Wir schlafen zu dritt auf zwei aneinander geschobenen Futons. Ich schütze meine Kleine, die friedlich schläft, indem ich mich zu ihr gewendet habe. Ich selbst liege ich der Mitte und der Otou-San auf meiner anderen Seite. Der Otou-San -Vater- streichelt meinen Rücken, fährt sanft mit den Fingerspitzen über meine Rippen und stemmt sich auf seinem Ellbogen hoch. Er legt sein Kinn auf meine obenliegende Schulter. Unsere Kleine schläft tief und fest im Urvertrauen beschützt zu werden. Sie ist nun dreieinhalb Jahre alt.

Wieder einmal drehe ich mich vorsichtig auf den Rücken und lasse die Liebkosungen zu. Diesmal ist etwas anders. Zwei Wochen später warte ich vergeblich auf meine Regel. In leiser Vorahnung gehe ich zu meinem Frauenarzt und er bestätigt meinen Verdacht. Zu gegebener Zeit fahre ich zu der Geburtsklinik, in der schon Himei-chan geboren wurde. Bald eröffnet man mir, dass ich einem kleinen Jungen das Leben schenken werde.

Wir überlegen und der Otou-San trifft dann die Entscheidung. Unser Junge wird Ichiro -erster Sohn- heißen. Wir lassen ihn später unter diesem Namen im Rathaus registrieren. Nun müssen wir uns umorganisieren. Der Otou-San schläft mit Himei-chan in einem anderen Zimmer, während ich mit Ichiro-kun weiterhin im Washitsu -Hauptraum nächtige. Zu Anfang schläft unser Sohn über 20 Stunden am Tag mit gelegentlichen Wachphasen, weil er Hunger bekommt. Wieder muss eine Haushaltshilfe ein paar Wochen im Haushalt helfen. Himei-chan geht von 8 bis 18 Uhr in den Kindergarten. Ihr Chichi -Papa- bringt sie hin und holt sie ab. Sie hat ihren vierten Geburtstag inzwischen hinter sich.

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