Montag, 31. Juli 2023
Der Mond leuchtet so schön -30-
"Kashikomaimashita, Okyaku-Sama -Verstanden, meine Dame," bestätigt sie und holt die Bestellung.

Ich weiß, dass nach mir die Vorgruppe wieder ihre Tänze aufführt, gewissermaßen als Rahmenprogramm zu meinem Auftritt. Wir warten auf das Ergebnis der amerikanischen Versteigerung, die auch von der örtlichen Presse beobachtet wird. Irgendwann beendet der Moderator der Veranstaltung die Versteigerung, weil kein Angebot mehr hereinkommt. Ein Junge kommt ins Restaurant und verbeugt sich mehrmals vor der One-San, um ihr dann mit vorgestreckten Armen einen Zettel zu überreichen.

Die One-San liest und lächelt. Sie übergibt mir den Zettel. Nun lese ich die Zahl darauf und kann es nicht fassen.

"Na," meint die One-San. "Lies laut! Deine ehrenwerten Eltern möchten sicher auch wissen, wie hoch du in der Gunst des Publikums stehst."

Mit dünner zittriger Stimme lese ich:
"Fünfundzwanzig Millionen Yen..."

Die One-San neigt ihren Kopf und antwortet:
"Ich habe mich vor vielen Jahren mit 17 Millionen aus meinem Okiya -Geisha-Haus- freigekauft. Du kannst diese Summe für eigene Kosmetika und Kimonos ausgeben. Nun darfst du 50.000 Yen pro Stunde für jeden Auftritt verlangen! Damit kannst du eine vergleichbare Wohnung anmieten, wie die meine, ausstatten und weitere Kimonos für viele Gelegenheiten kaufen."

"Wer wird wohl der Ersteigerer sein?" frage ich atemlos.

"Das wirst du gleich erfahren!" meint sie. "Sicher hat das ganze Publikum mitgesteigert. Derjenige, der zum Schluss der Glückliche gewesen ist, wird sicher schon auf der Bühne warten."

Nach diesen Worten erhebt sich die One-San und fordert mich mit einem feinen Lächeln auf:

"Na los, Emi-San! Du wirst ihn doch nicht warten lassen wollen?"

Ich nicke und erhebe mich ebenfalls, bereit mein Schicksal anzunehmen. Hoffentlich ist es nicht einer von der Sorte Männer, vor denen man am besten Reißaus nimmt.

Trippelnd verlassen wir das Restaurant und nähern uns der Bühne, gefolgt von meinen Eltern. Als ich die Bühne betrete, ist der Zuschauerraum noch gut gefüllt. Die Zuschauer sind unruhig. Der Moderator sieht mich kommen und kündigt mich lautstark an, den letzten Vokal in die Länge ziehend.

Neben ihm steht... Inoue-San, der Partner des Danna -Gönners- der ehrenwerten One-San! Augenblicklich habe ich weiche Knie. Ich schaffe es mit großer Willensanstrengung zu den beiden Männern zu gehen und verbeuge mich tief vor ihnen. Nach einigen abschließenden Worten seitens des Moderators ist die Veranstaltung beendet. Das Publikum strebt den Ausgängen zu. Immer wieder bemerke ich das Blitzlicht von Fotografen.

Schließlich verbeugt sich Inoue-San vor dem Moderator und mir und sagt:

"Dann wollen wir ebenfalls gehen."

Wieder geht es in das Restaurant zurück. Nach dem Tee heute gibt es jetzt richtiges Essen. Die One-San hält sich im Hintergrund, während ich zu ergründen versuche, was den Ingenieur in seiner Freizeit interessiert. Er möchte, dass ich ihn durch eine Ausstellung der Handwerkskunst begleite, eine Theatervorführung, ähnlich der heutigen, ein Sport-Event mit ihm besuche, und das Ganze in einem Ryoutei -Restaurant- ausklingen lassen. Ich rege noch den Besuch eines Zen-Parks an und verspreche ihm anregende Gespräche, nachdem wir damals das Gespräch über die Wasserkraft abrupt beenden mussten.

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