Donnerstag, 18. August 2022
Aibou - Die Zofe -25
Nun sagt die Bedienung:
"Onomi mono wa -Was möchten Sie trinken-?"

"Ocha to mizu o sukoshi, kudasai -Je eine Tasse Tee und etwas Wasser, bitte."

"Hai, shoushou omachi kudasai -Okay, bitte warten Sie."

Damit verlässt sie uns erst einmal. Etwas später kommt sie mit einem Tablett zurück und platziert den Tee und den tiefen Teller mit dem Menü vor uns. Hinzu kommen noch einige Schälchen mit Beilagen und je ein feuchtes Gästetuch für jeden von uns. Uns zugewandt steht am gegenüberliegenden Rand des Tisches ein Regal mit verschiedenen Gewürzen und den Essstäbchen, woran wir uns nun bedienen, während die Bedienung mit einem "Itadakimasu -Guten Appetit-!" den Blick zur Bühne freimacht.

Der Vorhang hat sich nach einem Gongschlag geöffnet. Man erkennt ein Mädchen in Schuluniform, die in ihrem kleinen Zimmer in einem Buch liest und sich zwischendurch Notizen macht. Aus ihren Selbstgesprächen hört man, dass sie ausländische Liedtexte ins Japanische übersetzt. Im Nebenzimmer sitzen ihre Eltern. Sie reden gerade über ihre Tochter. Es wird klar, dass sie sich wünschen, sie würde sich mehr um ihre Schule kümmern.

Dann dreht sich das Bühnenbild und man sieht das Mädchen aus einem Zug aussteigen. Mit ihr verlässt auch eine Katze den Zug. Natürlich ist es ein Schauspieler im Katzenkostüm. Sie wundert sich und folgt der Katze.

Wieder dreht sich das Bühnenbild. Nun stehen die Katze und das Mädchen vor einem Bücher-Laden. Sie öffnet die Ladentür für die Katze, um sie hindurch zu lassen. Ein freundlicher alter Mann begrüßt das Mädchen und bedankt sich.

Im Weitergehen trifft sie einen Jungen aus ihrer Schule, der auch gerne Bücher liest. Es stellt sich heraus, dass der Junge der Enkel des Ladenbesitzers ist.

Das erste Treffen der Beiden verläuft kurz und unpersönlich. Doch sie treffen sich immer wieder an der Haltestelle und kommen sich langsam näher. Das Mädchen erfährt dabei, dass der Junge sich für Musik interessiert und gerne lernen möchte, wie man Instrumente baut.

Sie ist beschämt, weil sie keine ähnlichen Wünsche an ihre Zukunft hat und beschließt, einen Roman schreiben zu wollen. Beide haben ihren eigenen Traum, der sie auf verschiedenen Wegen in die Zukunft führt. Inzwischen sind ihre romantischen Gefühle füreinander stark angewachsen.

Als der Junge ein Auslandspraktikum zum Instrumentenbauer beginnt und sie sich deshalb trennen müssen, bestärkt dessen Großvater das Mädchen bei ihrem Romanprojekt.

Sie schreibt über eine magische Katze, die die Menschen lehrt, nach ?den verborgenen Schätzen des Lebens? zu suchen. Als sie ihren Roman fertig hat, kommt der Junge nachhause zurück und macht ihr einen Heiratsantrag, den sie freudig annimmt.

Beim Zuschauen denke ich:
'Hier sind wunderbar die Gefühlswelten der beiden Jugendlichen berührend und herzerwärmend auf den Punkt gebracht. Der Zuschauer kommt in eine poetische Stimmung, die ihm zu Herzen gehen muss. Er fühlt förmlich, wie die Beiden Raum füreinander in ihren Herzen schaffen.'

Als der letzte Vorhang fällt, klatscht das Publikum begeistert Beifall. Tsukino-San ist auf einmal deutlich zurückhaltender. Nach einer Weile erst äußert er sich.

"Wa anata ni totemo aishite irunode, hotondo okigaremasen -Ich bin so verliebt in Sie, dass ich kaum aufstehen kann-," sagt er leise. "Watashi ga anata no sode o futta no o shiranai -Wissen Sie denn nicht, dass ich Ihren Ärmel schüttelte?"

Ich bin nun selbst ergriffen.

"Kyo wa jinsei de ichiban tanoshikatta -Heute hatte ich den schönsten Tag meines Lebens," antworte ich genauso leise.

In dem Moment steht die Bedienung am Tisch. Tsukino-San nickt und fragt:

"Okanjou wo onegai shimasu ?Könnte ich bitte die Rechnung haben-?"

Sie hat den Zettel schon in der Hand und überreicht ihn meinem Tischherrn. Nun erheben wir uns und streben dem Ausgang zu. Kurz davor begleicht Tsukino-San die Rechnung an der Kasse.

Anschließend bedanken wir uns während wir das Varieté-Theater verlassen beim Personal:

"Vielen Dank für die wunderbare Vorstellung und das leckere Essen!"

Danach begleitet er mich zur Wohnung meiner Eltern, um sich dort von mir zu verabschieden. Er neigt leicht seinen Kopf und sagt danach zu mir:

"Mata aimasho? -Werden wir uns wiedersehen?"

Ich antworte ihm mit einer Verbeugung und sage:
"Anata to issho ni iru to ochitsuku na -Ich fühle mich geborgen bei dir."

"Youki-San," nimmt er sich ein Herz und fragt rundheraus, "darf ich ihren Vornamen erfahren?"

Ich lächele glücklich und antworte:
"Momoi desu -ich bin Momoi-."

Nun gibt auch er seinen Vornamen preis:
"Juro desu -ich heiße Juro-."

Die Preisgabe des Vornamens kommt in Japan einem Heiratsantrag gleich. Ich warte noch, bis er um die nächste Gangbiegung verschwunden ist, dann halte ich meine Karte an das Schloss und die Wohnungstür springt auf.

Ich fühle mich schwebend, mein Herz läuft über. Ich muss jemand an meinen Gefühlen teilhaben lassen und finde Mama in der Küche, einen Snack für Papa vorbereiten. Sie braucht mich nur anzusehen, um meinen Zustand zu spüren.

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