Samstag, 6. August 2022
Aibou - Die Zofe -21
Ich gehe eine Tür auf dieser Wandseite weiter und kann in eine außergewöhnliche Küche blicken. Jetzt verstehe ich, warum Tanaka-San mich vor Wochen nach der Einrichtung gefragt hat. Diese Küche ist genau auf die Bedürfnisse eines früheren Küchenchefs abgestimmt und soll gleichzeitig die Arbeit der Hausfrau erleichtern.

Die Küchentür lasse ich offenstehen und schaue hinter die drei Türen auf der gegenüberliegenden Seite. Hier finde ich ein Schlafzimmer für ein Paar und zwei kleinere Gäste- oder Kinderzimmer. Alle Zimmer haben eine Luftumwälz-Anlage, aber keine Fenster nach draußen.

Der Eingangstür gegenüber ist der Flur offen und führt in seiner ganzen Breite in ein großes Wohn-und Esszimmer über. Eine volle Seite dieses 'Living-Rooms' besteht aus einem Fenster, das von einem niedrigen Sideboard bis zur Decke reicht und den Blick auf eine bepflanzte Terrasse öffnet, auf der man ebenfalls mittels Gartenmöbel einen Essplatz errichten kann. Eine Tür in der Glaswand führt nach draußen.

Papa ist an mich herangetreten und meint lächelnd:
"Ihr wohnt hier wirklich nicht schlecht!"

In diese Betrachtungen hinein tönt die Klingel an der Eingangstür. Ich laufe mit meinen Trippelschritten, die ich mir angewöhnt habe, zur Tür und öffne. Tanaka-San, die ältere Schwester meiner früheren Herrin, steht dort und verbeugt sich lächelnd:

"Der Kanrisha Tanaka-Sama -Ortsvorsteher Herr Tanaka- bittet die Famile Youki, seiner bescheidenen Einladung zum gemeinsamen Speisen zu folgen."

"Sumimasen -Entschuldigung-," antworte ich ihr und verbeuge mich ebenfalls. "Ich sage den ehrenwerten Herrschaften sofort Bescheid!"

Anschließend trippele ich ins Wohnzimmer zurück und erkläre Papa und Mama, dass Tanaka-San da ist, um uns zu führen. Wir ziehen uns die Straßenschuhe wieder an und folgen unserer Führerin. Sie bringt uns zu einer Wohnungstür, ein Stockwerk höher und klingelt.

Die Tür wird kurz darauf geöffnet und eine ältere Frau im Meido-Gewand öffnet. Tanaka-San sagt lächelnd "Yoo -Hi-, Hiko-chan" zu ihr und sie macht den Weg frei, damit wir eintreten können.

Wir verbeugen uns mit einem "Aisatsu -Hallo-" und Papa ergänzt es mit:

"O-jama shimasu -Ich störe jetzt-."

Nun wechseln wir in Pantoffeln und Tanaka-San führt uns durch die Wohnung hinaus auf die Terrasse. Dort sitzen der Kanrisha Tanaka-Sama und sein Sohn Tanaka-San schon auf Hockern an einem niedrigen Tisch.

Sie erheben sich, als wir auf die Terrasse hinaustreten und wünschen uns:

"Konnichiwa, Bunrei no Shima e yokoso! -Guten Tag, willkommen auf der Insel der beseelten Steine-!"

Papa übernimmt wieder das Wort:
"Konnichiwa! Ich bin sehr gespannt darauf, was mich hier erwartet. Meine liebe Tochter hat mir schon viel erzählt."

Tanaka-Sama weist auf die Kissen am Tisch und sagt:
"Dozo o suwari, kudasai -Bitte, setzen Sie sich doch!"

Die beiden Herren setzen sich wieder und wir nehmen auf den Kissen am Tisch im Seiza -Kniesitz- Platz.

"Hajimemashite -Schön, Sie zu treffen-, Youki-San," redet mich der jüngere Tanaka-San an. "Sie möchten also wieder in ihre frühere Position als Lehrerin in unserer Mädchenschule zurück?"

"Hai -Ja-, wenn das möglich wäre?"

Er nickt und der ältere Tanaka-Sama wendet sich nun an meinen Otou-San -Vater-:

"Sie interessieren sich für die Position eines Einkäufers für Gastronomie auf der Insel, Youki-San?"

"Dozo yoroshiku -Ich bitte um Ihre Freundlichkeit," erwidert Papa. "Das ist tatsächlich eine Tätigkeit, die mich interessiert. Leider darf ich ärztlicherseits meine frühere Position als Küchenchef nicht mehr ausüben, und da hat mich meine shin?ainaru Musume -liebe Tochter- auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht. Sicher auch, um sich weiterhin um mich kümmern zu können."

Bei den letzten Worten lächelt mein verehrter Papa.
In der Zwischenzeit hat Tanaka-San und die ältere Meido das Mittagessen auf den Tisch gebracht und setzen sich dazu. Tanaka-Sama nickt lächelnd und weist kurz auf die Meido am Tisch.

"Sie kennen sich alle sicher schon soweit, bis auf Tanaka Hiko, meine liebste Meido und die Ushiro kara yuga -'Gnädige von hinten' (Hausfrau)- hier."

Papa und Mama verbeugen sich leicht in ihre Richtung, während ich mich so tief es am Tisch geht verbeuge. Die Meido von Tanaka-Sama, dem Ortsvorsteher -Kanrisha- der Insel, ist also gleichzeitig die Hausfrau hier.

Sie hebt nun eine Kanne duftenden Tees an und schenkt eine Schale Tee aus, die sie Tanaka-Sama übergibt. Dieser reicht die Schale über den Tisch an Papa weiter, während sie eine weitere Schale füllt. Diese Schale reicht er an Tanaka-San, seinen Sohn weiter, der sie an mich übergibt. Dankend verbeuge ich mich.

Die nächste gefüllte Schale erhält wieder Papa, der nun nicht recht weiß, wohin damit. Ich flüstere ihm zu:

"Oka-San no tame ni -Für Mama-!"

Daraufhin überreicht er ihr die Teeschale. Die letzten beiden Teeschalen stellen die Herren vor sich hin.

Nun tunkt der Hausherr, Tanaka-Sama, zwei Finger seiner rechten Hand kurz in den Tee, um die benässten Finger anschließend über den Stein zu halten, der in einer Schale mitten auf dem Tisch steht. Dazu sagt er:

"Fumetsu no seishitsu, gesuto ni nagai shiawasena jinsei o -Unsterbliche Natur, schenke unseren Gästen ein langes, glückliches Leben-."

Wortlos wiederholt sein Sohn, Tanaka-San, die Geste. Ich stoße Papa leicht in die Seite und nicke ihm zu. Mit Falten auf der Stirn macht er es ihnen nun nach. Anschließend trinken wir den Tee in kleinen Schlucken.

Nun füllt die Ushiro kara yuga größere Schalen mit Hähnchenstücken und Gemüsen aus einer Schüssel, um dann mit einem porzellanenen Löffel Brühe dazu zu geben. Jetzt erfolgt wieder das gleiche Ritual beim Austeilen, wie wir es bei den Teeschalen erlebt haben. Dann können wir essen.

Bald sagt Papa:
"Oishii -Lecker-!"

Der Gastgeber und seine Meido nicken lächelnd mit dem Kopf. Die Brühe schlürfen wir schließlich alle aus den Schalen.

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