Freitag, 16. Juni 2023
Der Mond leuchtet so schön -15-
"Dann werden wir schnell einen Platz in einer Frauenklinik buchen! Wohin möchtest du?"

"Ich regele das schon, mein liebster Beschützer!" versuche ich, ihn zu beruhigen.

Das Essen ist himmlisch und die folgende Nacht ist es auch. Am nächsten Tag habe ich viele Telefonate zu erledigen und ich fahre in die Klinik, von der mir meine Freundin vor Monaten vorgeschwärmt hat. Dort entrichte ich die Reservierungsgebühr. Nun habe ich sieben Monate Zeit, um die Hälfte der Geburtskosten zu zahlen. Danach muss ich mich in regelmäßigen Abständen in der Klinik untersuchen lassen. Ab dem zweiten Monat bekomme ich im Rathaus unserer Stadt den Boshikenkoutechou -Mutterpass- kostenlos ausgestellt. Dazu schenkt mir die Angestellte eine Reihe nützlicher Dinge für werdende Mütter.

An den Abenden und in den Nächten ist mein Otto -Ehemann- nun auf eine andere Art sehr liebevoll und zärtlich zu mir. Er behandelt mich achtsam und rücksichtsvoll, fast wie ein 'rohes Ei'. Er streicht sanft über meinen wachsenden Bauch. Im letzten Drittel meiner Schwangerschaft hat er einmal die Bauchdecke mit dem Daumen an einer Stelle leicht nach innen gedrückt. Er ist vor Freude fast außer sich gewesen, als er eine Antwort von dem kleinen Wesen erhalten hat, das in mir wächst: An genau dieser Stelle hat sich daraufhin nämlich die Bauchdecke leicht nach außen gewölbt. Unser Kind wird mit seinem Fäustchen dagegen gedrückt haben.

Da der Bumon-choo den ganzen Tag im Büro arbeitet, erledige ich alles alleine. Ab der 34. Schwangerschaftswoche gehe ich mit der Klinik die Geburtsplanung durch und packe meinen Koffer. Beim lokalen Takushii-Saabisu -Taxi-Service- gebe ich meine Festnetz-Nummer an. Der Service ist für Hochschwangere kostenlos.

An einem freien Tag fahre ich mit dem Abteilungsleiter zum größten Shinto-Schrein der Stadt. Dort bitten wir den Jinja shisai -Schreinpriester- für eine sichere Anzan -Geburt- zu beten. An der Anmeldung zahlen wir für die Zeremonie. Wir müssen etwas warten. Als wir aufgerufen werden, gehen wir zum Priester und beten gemeinsam zum Kami des Jinja -Schreins-. Zum Abschied erhalten wir ein paar Geschenke, wie Reis, Sake und eine Votivtafel, sowie einen Gürtel für die sichere Geburt. Danach fahren wir in ein Restaurant essen.

Dann spüre ich die ersten Wehen. Leider ist mein Otto -Ehemann- wieder im Büro. Also rufe ich die Taxizentrale an und lasse mich in die Klinik fahren. Vorher habe ich ihm eine Notiz auf den Esstisch gelegt, meine Tasche genommen und bin mit dem Aufzug nach unten gefahren. Kurz darauf hält das Takushii -Taxi- vor dem Wohnblock und ich steige ein.

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