Samstag, 10. Juni 2023
Der Mond leuchtet so schön -13-
Eine Woche darauf fährt der Abteilungsleiter in meiner Begleitung zu seinen Eltern. Wir halten vor seinem Elternhaus und gehen auf das Geschäft zu. Wieder trage ich meinen Tomesode, während er seinen dunklen Anzug angezogen hat. Wir betreten die Nikuja -Fleischerei- seiner Oya-San -Eltern-. Die Eingangstür lässt ein 'Ping' ertönen.

Von der Seite, zwischen den Regalen, schallt uns "Irasshaimaseeeeee -Willkommeeeeen-!" entgegen. Bumon-choo lächelt, während ich etwas angespannt bin, angesichts meiner Schwiegermutter.

Inzwischen hat Tanaka-San, die rippana Okaa-San -ehrenwerte Mutter- meines Otto -Ehemanns- uns erkannt, tritt herbei und begrüßt uns mit einer Verbeugung. Ich beuge meinen Oberkörper respektvoll fast parallel zum Boden. Mein rippana Gifu-San -ehrenwerter Schwiegervater- wird aufmerksam und erscheint neugierig in der Verbindungstür zwischen Geschäft und Verarbeitungsraum. Als er uns sieht, strahlt er übers ganze Gesicht und begrüßt uns ebenfalls. Danach geht er wieder zurück, während meine ehrenwerte Schwiegermutter uns die Treppe hoch geleitet. An der Wohnungstür äußere ich mich traditionsgemäß:

"O-jama shimasu -Ich störe jetzt-."

Danach hilft mir Bumon-choo an der Waadoroobu -Garderobe- aus meiner Haori -Jacke- mit weichem weiten Kragen, die mir der Abteilungsleiter zu meinem Geburtstag geschenkt hat, und meinen Straßenschuhen, die ich hier gegen Hausschuhe tausche. Auch er zieht seine Jacke aus und tauscht seine Schuhe.

Unter Verbeugungen entschuldigt sich die Ushirokara yuuga -Gnädige von hinten (Hausherrin)- und lässt uns allein, um wieder nach unten ins Geschäft zu gehen. Der Abteilungsleiter führt mich in einen kleinen Raum, der früher einmal sein Kinderzimmer gewesen ist und bietet mir an, mich auf dem Boden niederzulassen.

Ich gehe in den Seiza -Kniesitz-. Er bringt einen kleinen Tisch, gerade einen halben Meter im Quadrat heran und geht schnell in die Küche. Nach einer Weile kommt er mit einer Kanne Tee und zwei Tassen zu mir zurück. Nachdem meine rippana Inseki-San -ehrenwerten Schwiegereltern- das Geschäft geschlossen haben, kommen sie hoch in die Wohnung. Wir übergeben unsere mitgebrachten Geschenke und der Abteilungsleiter berichtet dem ehrenwerten Schwiegervater, was sich in der letzten Zeit bei uns zugetragen hat. In dieser Zeit bereitet die ehrenwerte Schwiegermutter das Essen in der Küche zu. Ich gehe hinter ihr her, binde mir ein Tuch um und helfe ihr.

Während des Essens im Washitsu -Hauptraum- läuft eine Musikshow im Fernsehen. Wir informieren uns, welche Interpreten daran teilnehmen und welche Songs vorgetragen werden.

Sie treten in zwei Gruppen nach Geschlechtern getrennt auf. Die männlichen Interpreten gehören zu der weißen Gruppe und die weiblichen Interpreten sind in der roten Gruppe zusammengefasst. Die Songs sind von der Musikbranche vorher ausgewählt worden. Der Song und die Performance der Interpreten werden von einer Jury und dem Publikum im Saal bewertet. Wir wissen, dass das Fernsehpublikum vor den Bildschirmen mitfiebert und Wetten abschließt, welche Gruppe am Ende der Show gewonnen hat.

Diese Sendung läuft schon seit 1951 zu Sylvester in diesem Format. Die rote Gruppe kämpft gegen die weiße Gruppe um die Gunst der Zuschauer. Aktuell rechnen alle mit dem Sieg der roten Gruppe, also den Frauen, weil die bekannte Jazzsängerin Juju und die Girlsgroup 'Sakura Zaka 46' zu den Interpreten zählen. Ich lächele als mir einfällt, dass es während meines Aufenthalts in Deutschland zu Sylvester stets 'Dinner for One' im TV zu sehen gegeben hat.

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