Montag, 25. März 2024
Kiron, der Sucher -14
Am nächsten Morgen geht die Frau des Gastgebers mit ihrem Baby, das sie in einem Tuch trägt, und einem Krug zum Fluss, um Wasser zu schöpfen. Bald darauf ist sie zurück und schüttet jedem von uns Wasser in seine Schale, damit wir uns frisch machen können. Danach kochen die Frauen Tee und bereiten das Frühstück vor.

Das Baby ist immer bei der Frau. Es lugt interessiert aus seiner 'Hängematte' hervor und lacht mich an, wenn seine Mutter bei der Arbeit an mir vorbeikommt. Auch das Kleine bekommt seinen speziellen 'Heiltee'. Während die junge Frau mit uns frühstückt, setzt sie es an ihre Brust an.

Danach verabschieden wir uns herzlich von den freundlichen Leuten und wandern nun diesseits des Flusses weiter. Unterwegs beginnt Amal:

"Paramapaavan -deine Heiligkeit-, du bist immer freundlich und hilfsbereit zu den Leuten…"

"Das ist meine Aufgabe als Guru," antworte ich meinem Shishy -Schüler-. "Ohne zu werten gehe ich auf die Menschen zu und helfe dem, der Hilfe braucht, weil er vor sich einen Berg des Schicksals erblickt und darüber mutlos wird. Wenn Buddhas Lehren dein Leben bestimmen, begegnest du deinen Mitmenschen auch mit dem richtigen Mitgefühl und liebevoller Zugewandtheit.
Auch deine eigene Erfahrung trägt zu der Motivation bei, deinen Mitmenschen helfen zu wollen. Wenn du deine Erfahrungen zur Grundlage deines Handelns machst, wirst du bemerken, dass wir als Menschen für andere Menschen mitverantwortlich sind. Das gibt unserem Leben einen Sinn. Deine Erfahrungen zeigen dir auch, dass du manchmal Fehler machst, aber aus ihnen lernen kannst. Das macht dir Mut. Statt zu fragen, was Buddha uns lehren kann in bestimmten Lebenssituationen, fragen wir besser: Was kann die Wirklichkeit uns lehren? Buddha hilft uns nur dabei, die Realität zu unserem Lehrer zu machen."

"Wir sind bisher immer auf wohlmeinende Menschen gestoßen," beginnt Amal nach einer Weile von Neuem. "Was, wenn uns plötzlich Menschen mit Waffen bedrohen?"

"Ihnen dürfen wir nicht anders gegenübertreten, Amal. Du darfst dich nicht zu unüberlegten Handlungen hinreißen lassen, weder aus Angst, noch vor Zorn. Hüte dich auch vor der Aggressivität! Diese drei Gefühle nehmen schnell von dir Besitz! Du musst sie unbedingt bekämpfen!"

"Sind diese Gefühle denn so stark?" fragt er, leicht verunsichert.

"Nein, aber sie sind verführerischer. Nur wenn man Ruhe bewahrt, erkennt man die Unterschiede zwischen Yin und Yang. Nur wenn man den inneren Frieden bewahrt, kann man ihn auch nach außen tragen!"

"Aber wenn sich der Mensch in Waffen davon nicht beeindrucken lässt?" setzt Amal nach.

"Das weißt du erst, wenn dein Gegenüber angreift. Du darfst dich nur verteidigen, Amal! Wenn dein Gegenüber dich mit Heimtücke in Sicherheit wiegt, und einen unbedachten Augenblick nutzt, dich zu töten, bedenke: Der Tod ist nicht das Ende! Auch deine Eltern sind nach ihrem Tod wiedergeboren worden."

"Was ist aber, wenn ich zufällig miterlebe, dass böse Menschen in ein Dorf einfallen, die Bauern berauben und töten wollen?"

"Können sich diese Menschen nicht wehren, darfst du eingreifen, Amal. Aber hüte dich dabei vor den schlechten Gefühlen! Sie machen dich blind. Bleibe rational und überlege dir eine Taktik, wie du am ehesten Erfolg hast. Behalte also den Überblick, statt dich auf eine Sache zu konzentrieren."

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