Samstag, 9. März 2024
Kiron, der Sucher -09
"Du könntest das Handwerk deines Vaters erlernen. Sein Fischereigerät ist sicher noch vorhanden, seine Hütte wird noch stehen und einen Fischer wird es in eurem Dorf auch noch geben," schlage ich vor.

"Ich fühle mich bei den Gleichaltrigen nicht wohl!" stellt er fest.

"Mein spiritueller Lehrer hätte dann aber zwei Shishy -Schüler-. Das ist nicht üblich!" gebe ich ihm zu bedenken.

Da fällt er vor meinem älteren Begleiter auf die Knie und beugt sich zu seinen Beinen vor, die er mit seinen Ärmchen umschlingt.

Mein Guru beugt sich zu dem Jungen hinunter und fragt ihn:

"Wie heißt du, mein Junge?"

"Amal -Hoffnung-, Paramapaavan -deine Heiligkeit-," antwortet der Knirps und schaut scheu zu ihm auf.

Mein Guru schaut mich mit einem ernsten Blick an.

"Wenn du gewillt bist, Amal eine Chance zu geben, Kiron, dann trennen sich hier unsere Wege. Du bist so weit, selbst ein spiritueller Lehrer zu sein!"

"Aber Paramapaavan -deine Heiligkeit-..."

"Doch, doch! Das habe ich gestern in der Hütte der Leute miterlebt. Du hast dir mit den Jahren den Rang eines Guru erarbeitet! Nun darfst du dein Wissen weitergeben."

Ich verbeuge mich vor Paramapaavan -seiner Heiligkeit-, nehme seine Hände in meine und führe sie an meine Stirn.

"Shubha Labha -Gutes Gelingen-," wünscht er mir nun.

Ich habe ein Knie gebeugt. Nun legt er mir segnend die Hand aufs Haar, dreht sich um und macht einen weiten Schritt. Seinen Weg beobachtend bleibe ich stehen, neben mir der Jüngling Amal. Ich lege ihm eine Hand auf seine Schulter. Daraufhin schaut er zu mir hoch.

"Also ist es beschlossen," spreche ich ihn mit sanfter Stimme an. "Du bist von jetzt an mein Shishy -Schüler-. Wirst du mir bei allem vertrauensvoll folgen?"

"Ja, das werde ich, Paramapaavan -deine Heiligkeit-," erwidert der Junge.

"Ich nehme dich beim Wort, Amal, und werde dich beizeiten daran erinnern! Ein Spiel ist es nämlich nicht!" sage ich mit ernster Miene zu ihm. Dann setzen auch wir uns in Bewegung.

Unterwegs beginne ich Amal von Siddharta zu erzählen. Ich breite vor dem Jungen Buddhas Lebensweg aus bis zu seiner Erleuchtung. Wie auch ich damals fragt Amal als ich geendet habe skeptisch:

"Siddharta hat all den Reichtum seiner Familie zurückgelassen? Was aus seiner Frau und seinem Sohn wird, hat ihn nicht gekümmert?"

Ich erlebe bei der Frage ein Deja vú und überlege kurz, was mein Lehrer mir darauf geantwortet hat. Genauso argumentiere ich jetzt auch:

"Ihn hat das Schicksal der Menschen interessiert. Darum hat er sich gefragt, wie sie ihr Leiden beenden können. Darüber hat er nachgedacht, wenn er sich auf seinen Wanderungen einmal niedergelassen hat."

"Er wollte also, dass die Menschen nicht mehr leiden," fasst er meine Erzählung zusammen.

"Genau!" antworte ich ihm und lächele.

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