Sonntag, 3. März 2024
Kiron, der Sucher -07
"Paramapaavan -deine Heiligkeit-," antworte ich ihm, während ich den Platz des Geschehens überblicke. "Ich brauche dich, denn du bist meine Stimme der Moral!"

Beim Absuchen des Bodens entdecke ich den Grund, weswegen die junge Frau an diesem Ort gewesen ist. Ein Tonkrug liegt in einer Wasserlache auf der Seite im Gras. Aus ihm tropft Wasser heraus. Ich hebe ihn auf und trage ihn zum Fluss. Dort halte ich ihn unter Wasser, damit er sich wieder füllt.

Dann setze ich mich in Meditationshaltung davor und denke über das Wasser nach, dass sich vor mir im Krug befindet. Mein Guru macht mich auf Besuch aufmerksam. Drei Männer kommen auf uns zu. Sie haben Säbel und Lanzen in der Hand.

"Sucht ihr den Baagh -Tiger-?" ruft ihnen mein Lehrer entgegen.

Sie haben uns erreicht, als ich mich gerade erhebe. Ich bücke mich nach meinem Stock und hebe den Krug auf meine linke Schulter.

"Ja, er hätte meine Schwester Desna -das Geschenk- beinahe getötet. Wenn er sich noch hier in der Nähe herumtreibt, kann er dem Dorf gefährlich werden!" wird meinem Guru von einem der Bewaffneten geantwortet.

"Wir sind dazwischen gegangen und haben ihn überzeugt, seine Nahrung in einer anderen Richtung zu suchen. Mein Shishy -Schüler- hat den Krug der Frau wieder aufgefüllt. Wir wollen ihn zu ihr bringen!"

"In welche Richtung hat er sich zurückgezogen?"

Mein Guru zeigt ihnen die Richtung. Das scheint sie zu beruhigen. Sie wenden sich um und wir folgen ihnen. Bald darauf sehen wir die ersten Hütten. Die Männer führen uns zwischen zwei Hütten hindurch auf den leeren Dorfplatz. Als wir uns dort zeigen, kommen die ersten Jungs und Männer aus dem Dunkel ihrer Hütten. Unsere Führer müssen erklären, was die Jagd auf den Baagh -Tiger- ergeben hat. Sie erklären ihnen wortreich, was geschehen ist und verweisen für alles weitere auf uns.

Dann haben wir die Hütte erreicht, in der Desna und ihr Bruder wohnen. Seine Begleiter, die seine Cousins sind, wenden sich zu den Hütten ihrer Eltern. Unser Führer ruft in die Hütte hinein:

"Desna, komm heraus und bring unseren Krug der Maan -Mutter-."

Das Gesicht der jungen Frau erscheint im Sonnenlicht, das in den Eingang scheint. Sie äugt misstrauisch heraus. Als sie mich erblickt, mit einem Krug auf der Schulter, tritt sie vor den Eingang und beugt sich ehrfürchtig zu Boden.

Ich nicke ihr beruhigend zu und spreche mit sanfter Stimme:

"Nimm deinen Krug zurück, meine Tochter."

Die junge Frau wird ungefähr in meinem Alter sein. Mit 'meine Tochter' nutze ich einen Begriff, den spirituelle Lehrer zu einer Frau aus dem Volk sagen.

Ich hebe den Krug von meiner Schulter, nachdem ich meinen Stock fallen gelassen habe und reiche ihn ihr. Sie ist inzwischen wieder aufgestanden und will den Krug entgegennehmen.

Sie hat wohl nicht damit gerechnet, einen vollen Krug überreicht zu bekommen und knickt ein wenig ein, bevor sie ihn sich auf die Schulter hebt und lächelnd in der Hütte verschwindet.

Ihr Bruder macht eine Geste und sagt dazu:
"Bitte tretet ein, maananeey sajjanon -ehrenwerte Herren-!"

Ich habe gerade meinen Stock wieder aufgehoben, falte nun die Hände und verbeuge mich. Dann trete ich in das Dämmerlicht im Inneren der Hütte. Mein Lehrer folgt mir. Im Inneren lassen wir uns in der Nähe der Kochstelle nieder. Eine Frau, etwas jünger als mein Guru, schenkt uns Schalen mit Tee aus.

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