Mittwoch, 3. April 2024
Kiron, der Sucher -17
Die Früchte des Waldes werden uns kurze Zeit ernähren können. Wir werden aber ein Reisfeld am Flussufer anlegen müssen, wenn wir dauerhaft hier leben wollen. Mit viel Mühe schleppen wir einige dünne Stämme den Felsen hinauf und bilden damit den Rahmen einer großen Hütte. Dazwischen setzen wir Wände aus geflochtenen Zweigen. Das Dach besteht im Unterbau aus dem gleichen Flechtwerk. Darüber legen wir Schilfbündel in zwei Lagen übereinander und stecken sie mit biegsamen Zweigen aus der Waldinsel fest.

Mit unseren Händen graben wir neben dem Fluss den Ufersand weg und schichten ihn zu einem Wall gegen das Wasser auf, für den wir auch Steine in der Umgebung sammeln. Schlamm lässt das Bauwerk in der Sonne fest werden. Wir halten den Boden des Feldes feucht durch ein kleines Rinnsal, das wir vom Fluss hereinführen.

Danach wandern wir zum nächsten Dorf flussaufwärts, das wir in zwei Tagen erreichen. Dort erzählen wir den Leuten von Buddha, wie schon in unzähligen anderen Dörfern vorher. Hier erbitten wir uns aber zusätzlich eine kleine Menge Reis. 'Zuhause' angekommen, stecken wir die Körner in Reihen in den Schlamm unseres Feldes. Da Amals Vater einmal Flussfischer gewesen ist, hat er die Aufgabe übernommen, während des Baues zu Fischen.

Nachdem wir soweit sind, weitere Mitglieder in unser Ashram -Einsiedelei- aufzunehmen, wandern wir in verschiedene Richtungen, um den Menschen Buddha nahe zu bringen. Amal habe ich zum Guru -spirituellen Lehrer- ernannt und ich bezeichne mich intern als Mahant -Klostervorsteher-. Für die Menschen, die wir besuchen, bin ich weiterhin ein Guru.

Etwa ein Monat bin ich unterwegs und muss allmählich daran denken zu unserem Ashram zurückzukehren, auch um das Reisfeld zu fluten und damit die Pflanzen zum Ausbilden ihrer Samenstände anzuregen. Nachdem das Wasser wieder abgelassen worden ist, können wir den Reis ernten.

Ein junger Hindu spricht mich in einem Dorf darauf an, mehr über Buddhas Lehre zu erfahren.

"Du möchtest mein Shishy -Schüler- werden?" frage ich freundlich lächelnd zurück.

"Ja, Paramapaavan -deine Heiligkeit-," antwortet er, mich erwartungsvoll anschauend.

"Ob deine Eltern damit einverstanden sind?" frage ich zurück.

"Unser Land kann keine weitere Familie ernähren, ehrenwerter Lehrer," meint er. "Wenn ich mir in ein paar Jahren eine Frau erwählen würde, bräuchte ich ein Stück Land. Wenn mein ehrenwerter Vater mir ein Teil seines Landes abtritt wie meinen Brüdern, dann wird es schwierig davon zu leben."

"So," sage ich lächelnd. "Dein Wunsch, mehr über Buddha zu erfahren und ein ihm wohlgefälliges Leben zu führen, entspringt also ausschließlich wirtschaftlichen Überlegungen?"

Der Junge geht vor mir auf die Knie und verneint meine Annahme.

"Paramapaavan -deine Heiligkeit-, du hast im Dorf über den 'achtfachen Pfad' gesprochen, dem jeder gute Mensch folgen soll. Darin heißt es, dass man niemals lügen soll. Den wirklichen Grund für eine Entscheidung zurückzuhalten und stattdessen einen anderen plausiblen Grund vorzugeben, kommt beinahe einer Lüge gleich! Ich wollte damit nur sagen, dass meine Eltern meine Entscheidung dir zu folgen, sehr wahrscheinlich gutheißen würden."

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