Freitag, 22. März 2024
Kiron, der Sucher -13
Ich hebe meine gefalteten Hände an mein Kinn und antworte:

"Du hast es nicht leicht im Leben, mein Sohn. Ihr seid Bauern. Hast du dir einmal überlegt, neben den Feldern deiner Brüder ein weiteres Reisfeld anzulegen?"

"Dazu braucht es vieler Männer, die ich dafür entlohnen muss!" bringt er ein Gegenargument und sagt damit, dass er zu arm ist, ein weiteres Feld im Überschwemmungsgebiet des Flusses anzulegen.

Ich nicke und wende mich zu seiner Frau um. Das Baby ist satt. Regelmäßige Atemzüge künden davon, dass es wieder eingeschlafen ist.

"Darf dein Baby ein paar Minuten in meinem Schoß schlafen, meine Tochter?" frage ich sie.

Sie verständigt sich über Blicke mit ihrem Mann. Dieser nickt aufmunternd. Während ich die Meditations-Stellung einnehme, nähert sie sich uns und legt mir ihr Kind vorsichtig auf meine überkreuz geschlagenen Beine.

Ich schließe meine Augen und lege meine Hand auf dem Kopf des Kleinen. Nun beginne ich mit der Meditation und nehme Kontakt mit Prana auf. Nach einer Weile öffne ich meine Augen wieder.

Ich schaue die Frau an und frage sie:
"Kaust du die Heilkräuter durch und gibst sie dann der Kleinen in den Mund?"

Sie nickt und bestätigt es:
"Ja, Paramapaavan -deine Heiligkeit-."

"Koche ab jetzt Wasser auf und lasse die Kräuter darin ziehen. Gib ihr den Tee, wenn die Temperatur wieder angenehm ist, in kleinen Schlucken. Mit der Zeit wird es der Kleinen besser gehen!"

"Danke, vielen Dank, Paramapaavan -deine Heiligkeit-," antwortet sie und verbeugt sich tief.

Ich übergebe ihr das Kind, das sie nun sanft in ihren Armen wiegt. Sie erhebt sich und geht an die Wand der Hütte. Dort nimmt sie ein zusammengeschlagenes Tuch hoch und bringt es an das Feuer. Die ältere Frau braut nun einen Tee für das Kleine.

Zu unserem Gastgeber sage ich nun:
"Würdest du mich bitte zu deinen Brüdern führen?"

Wir verlassen die Hütte und der Mann führt uns zu zwei weiteren Hütten. Einen Mann finden wir zuhause vor. Der andere Bruder sei auf dem Feld, wird uns gesagt. Also lasse ich mich vor den Ort führen.

Draußen auf den Feldern mache ich mir ein Bild von der momentanen Lage. Natürlich ist die Familie des verstorbenen Familienoberhauptes nicht die einzigen Bauern im Dorf. Ein weiteres Feld neben den Feldern seiner Brüder anzulegen, ist daher nicht möglich. Die gemeinsamen Felder auf alle drei Brüder aufzuteilen, würde alle drei Familien verarmen lassen. Ich wandere weiter.

Am Rand der Felder angekommen, schlage ich meinen Begleitern vor:

„Zu Dritt schafft ihr es, hier ein weiteres Reisfeld anzulegen, das euer Bruder bewirtschaftet. Ihr bräuchtet ihm dann nicht mehr von eurer Ernte abgeben! Wäre das in Ordnung für euch?"

Es entspannt sich nun eine kleine Diskussion darüber, ob es wirklich reicht, mit nur drei Männern ein neues Feld anzulegen.

"Fangt einfach an," ermutige ich sie. "Zeigt eurer ehrenwerten Mutter, zu was ihr imstande seid, wenn ihr zusammenhaltet."

Nun ist ihr Ehrgeiz geweckt. Sie versprechen sich gegenseitig ein neues Reisfeld anzulegen und in den nächsten Tagen damit zu beginnen. Anschließend gehen wir ins Dorf zurück und nehmen im Haus unseres Gastgebers das Abendessen ein.

Während sich die Anderen schlafen legen, beginne ich meine Meditation. Ich suche wieder nach Prana und schaue mit meinem 'inneren Beobachter' in die Hütten der Brüder unseres Gastgebers. Ich kräftige ihr Versprechen der Hilfe für ihren jüngeren Bruder und entspanne dann, die Ströme Pranas im Dorf beobachtend. Ganz besonders interessiert mich dabei das Baby des Paares, in dessen Hütte wir ruhen.

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