Donnerstag, 20. Oktober 2022
Aino sasayaki -Flüstern der Liebe- 04
An dem angegebenen Tag fahre ich mit der Bahn in die Innenstadt. Ich muss einmal umsteigen und bin pünktlich an der angegebenen Adresse. Kurz nach mir trifft die Okyaku-Sama -hohe Dame- mit einem Taxi vor dem Teehaus ein. Ich habe heute einen Festtags-Kimono angezogen und laufe in kleinen Trippelschritten, weil der Kimono mich in der Bewegung doch etwas behindert, auf das Taxi zu. Ich will ihr die Tür aufhalten, doch bis ich den Bürgersteig überquert habe, ist sie schon ausgestiegen. So verbeuge ich mich vor ihr und sage:

"Konnichiwa, Sakamoto-Sama. Hajimemashite. Dozo yoroshiku onegaishimasu. Noguchi Yuko to moshimasu. -Guten Tag, Dame Sakamoto. Schön, Sie zu treffen. Ich bitte um Ihre Freundlichkeit. Mein Name ist Noguchi Yuko."

Sie nickt mir lächelnd zu und antwortet:
"Kochira koso yoroshiku onegaishimasu. Wir wollen das Teehaus nicht warten lassen, Noguchi-San."

Sie trägt den Kimono von ihrem Foto und strebt auf den Eingang des Ochaya -Teehauses- zu, mir mit einer Geste zu verstehen gebend, ihr zu folgen.

Ich beeile mich, die Dame zu überholen und ihr die Eingangstür zu öffnen. Dabei kann ich feststellen, dass einige alleinstehende Herren den Blick nicht von der Dame wenden können und andere von ihren Ehefrauen weitergezogen werden.

Als wir das Teehaus betreten, flötet uns eine Kellnerin ein "Irasshaimaseeeeeee -Willkommen-" entgegen und verbeugt sich. Gleich darauf fragt sie:

"Nan mei sama desu ka -Wie viele Personen-?"

Sakamoto-Sama antwortet nun:
"Futari desu -Zwei Personen."

Nun fragt die Kellnerin:
"Kitsuen seki desu ka -Möchten Sie einen Raucherbereich-Platz-?"

Die Dame wedelt mit der rechten Hand und sagt kurz:
"Kinen seki desu ?Nicht-Raucherbereich-."

Nun führt die Angestellte uns an einen niedrigen kleinen Tisch und deutet mit einer Handbewegung an:

"Kochira e douzo. -Bitte setzen Sie sich hier hin-."

Die Dame geht mit einer fließenden Bewegung in den Seiza -Kniesitz-. Bei mir sieht das nicht so elegant aus. Als wir nun sitzen, werden wir gefragt:

"Sudeni menyu o sentaku shimashita ka, Okyaku-Sama? -Haben Sie schon ein Menü gewählt, meine Damen-?"

"Min'na no tame no ocha no potto to ikutsu ka no bisuketto, onegaishimasu -Ein Kännchen Tee für jeden und etwas Gebäck, bitte-," gibt Sakamoto-Sama an.

Die Kellnerin verbeugt sich und antwortet:
"Kashikomaimashita, Okyaku-Sama -Verstanden, meine Dame-!"

Sie verschwindet hinter der nächsten Tür. Nach kurzer Zeit bringt sie uns die Bestellung. Ich versuche nun Sakamoto-Sama zu bedienen und schenke ihr aus einem Kännchen, das den Inhalt von zwei Tassen fasst, ihre Tasse voll. Dann fülle ich meine Tasse und stelle das leere Kännchen ab.

Sakamoto-Sama schaut mir lächelnd zu und sagt danach:

"Noguchi-San, um eine wirkliche Geisha zu werden und all das zu beherrschen, was eine Geisha ausmacht, braucht es Jahre der Übung. Früher haben junge Mädchen, die gerade das Schulalter erreicht haben, damit angefangen. Wie stellen Sie sich das in Ihrem Alter vor?"

Ich senke den Blick und neige meinen Oberkörper leicht vor. Anschließend erzähle ich ihr meine Geschichte:

"Rippana Sakamoto-Sama -Ehrenwerte Dame Sakamoto-, in wenigen Jahren überschreite ich das Alter von 24 Jahren. Sie wissen, was man sich dazu in der Gesellschaft erzählt. Ich bin wohl zu unscheinbar, als dass ich einem Mann auffalle, der seinerseits auf der Suche nach einer Partnerin ist.
Meine ältere Freundin hat das gleiche Problem. Sie will ein Machikon besuchen. Aber was passiert, wenn sie später feststellt, dass der Mann doch nicht der Richtige war?"

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