Montag, 17. April 2023
Hao Ling -40
Die Bewohner der Gebi darben - wann kriminalisieren sie sich aus Not?

Die Bewohner der Gebi -Wüste Gobi- nagen am Hungertuch und niemand scheint es zu interessieren. Wann werden sie sich auf ihren berühmten Vorfahren besinnen und sich nehmen, was sie zum Überleben brauchen - oder vielleicht sogar mehr? Wie lange will der Volkskongress diesem Problem noch zuschauen? Können sich die ehrenwerten Delegierten endlich auf ein Hilfspaket einigen, bevor es zu spät ist?

*

Wieder haben wir eine 20stündige Zugfahrt hinter uns. Wir nehmen ein Taxi zu unserem Appartement. Während der Fahrt fühle ich in meinem Inneren, das ein Teil von mir die Hauptstadt wohl vermisst hat, obwohl ich mir das ungern eingestehe.

Ich freue mich auf die intellektuellen Herausforderungen im Hohen Haus des Volkes. Dabei appelliere ich an mich, bei allem nicht zu vergessen, dass Menschen, Bürger, von unserer Arbeit betroffen sind.

Einen Tag vor Sitzungsbeginn versuchen wir, uns wieder in unser Appartement einzuleben. Heute Abend werden ich schon von der Verwaltung des Volkskongresses die Sitzungstermine der kommenden Woche auf mein Tablet erhalten. Außerdem soll ich mich beim ehrenwerten Bu Men Zhu melden, der auf Anraten von Bu Men Chen unsere Sicherheit gewährleisten soll. Ob das Berufungsverfahren gegen Wang Wei Wei inzwischen abgeschlossen ist und wie das Urteil aussieht, wissen wir noch nicht.

Nach einem Essen in einem Restaurant in unauffälliger Zivilkleidung machen wir uns auf den Weg in das Shaolin-Kloster. Der ehrenwerte Bu Men Zhu stellt uns Seng -Mönch- Yin vor, der von nun an zusätzlich unsere Sicherheit gewährleisten soll.

Schweren Herzens gehe ich auf die Vereinbarung ein. Als er nach dem ehrenwerten Bu Men Chen fragt und was er neben seiner Tätigkeit als Chef der Palastwache macht, sage ich:

"Nun, verehrter Bu Men Zhu, Sie wissen ja, dass der ehrenwerte Meister Chen auch Klostervorsteher ist. In dieser Funktion hat er eine Expedition in die Gebi entsandt, um irgendwann auch dort ein Kloster zu gründen. Die Familien dort brauchen jemand, der sich um sie kümmert!"

"Ah!" meint der ehrenwerte Bu Men Zhu. "Wenn ich mich recht entsinne, haben Sie vor Monaten die Familien unter die Fittiche ihrer politischen Arbeit genommen. Es ließ Sie anscheinend auch in ihrem Urlaub nicht los."

Er grinst von Ohrläppchen zu Ohrläppchen und meint nach einer Gedankenpause:

"Wollen wir hoffen, dass ihre Kollegen mit ihrem Alleingang einverstanden sind."

"Man muss es ja niemandem auf die Nase binden..." antworte ich zwinkernd.

"Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Glück für ihre Arbeit im Hohen Haus, ehrenwerte Delegierte Lai Yi Ni!" sagt er nun und erhebt sich.

Danach verlassen wir das Kloster in Begleitung des ehrenwerten Seng Yin, um ihm die Lage unseres Appartements zu zeigen. Er wird eins der Gästezimmer beziehen, wie auch Wu Hao Ling eins für sich hat.

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