Samstag, 8. April 2023
Hao Ling -37
Meister Chen neigt lächelnd seinen Kopf. Er antwortet:
"Es ist gut, dass Ihr das damals erlernte noch nicht vergessen habt, verehrte Wu Hao Ling. Andererseits ist es nicht gut, dass ihr es immer noch anwenden müsst! Eine direkte Verbindung zu Wang Wei Wei oder zumindest seiner Investmentgesellschaft gibt es also nicht, wie Ihr sagtet?"

"Nein, aber über einige Strohmänner sicher. Wie gesagt, die Recherche ist noch nicht abgeschlossen, ehrenwerter Bu Men Chen."

Ich mache eine Geste der Niedergeschlagenheit. Meister Chen antwortet:

"Seid nicht traurig, verehrte Wu Hao Ling. Ich bin sehr stolz auf Euch! Was eure Sicherheit angeht, da setze ich mich mit dem ehrenwerten Bu Men Zhu im Pekinger Shaolin-Kloster in Verbindung. Er wird sich zu Beginn der nächsten Sitzungsperiode mit der ehrenwerten Delegierten Lai Yi Ni in Verbindung setzen!"

Mir fällt ein Stein vom Herzen. Dementsprechend überschwänglich bedanke ich mich bei dem ehrenwerten Bu Men Chen.

*

Ihre Majestät bittet mich, Lai Yi Ni, zu einer Unterredung unter vier Augen auf die Terrasse neben dem Thronsaal. Der Premierminister entschuldigt sich, dass ihn die Amtsgeschäfte rufen. So bleiben nur Bu Men Chen, der Leiter der Palastwache und Wu Hao Ling, meine liebe Freundin und Zofe im Thronsaal zurück.

"Mein Gefühl sagt mir, dass Ihr ungern nach Peking zurückkehren wollt, meine liebe Lai Yi Ni?" sagt die Königin und schaut mich fragend an, als wir auf die Terrasse hinaustreten.

Ich schaue Ihre Majestät offen an. Sie hat die vertraue Anrede gewählt, sicher um eine vertrauliche Antwort zu erhalten.

"Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich die richtige Person für diese Position bin," antworte ich ihr wahrheitsgemäß. "Vor meinen Pflichten vor dem Volk will ich mich jedoch nicht drücken."

"Nach dem zu urteilen, was Sie mir berichtet haben, sind Sie perfekt für diese Position geeignet, verehrte Delegierte!" entgegnet mir Ihre Majestät.

"Viele Delegierte wussten anfangs nicht, was sie von mir denken sollten. Dann wurde ich zusätzlich noch von der Klatschpresse in der Luft zerrissen. Das förderte Zweifel an meiner Loyalität gegenüber der Volksrepublik als Ganzem. Man sah mich als Delegierte, die primär die Deng im Blick hat," beschreibe ich meine Arbeit. "Ich musste mein Engagement den mongolischen Familien der Gebi -Wüste Gobi- widmen, die Armut leiden. Sie sind gezwungen, ihre Nahrung zu erjagen. Sie haben kein Geld, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Solche Verhältnisse habe ich zwar schon erlebt, als ich meinen ehrenwerten Vater auf seiner Entwicklungsmission in Ostafrika begleiten durfte. Dass ich hier in der Heimat mit den gleichen Verhältnissen konfrontiert werde, hat mich betroffen gemacht. Dass sich ein Ausschuss des Hohen Hauses damit befassen muss, und die parlamentarische Arbeit alles verzögert, macht mich traurig!"

Die Königin hat mir geduldig zugehört. Sie sagt dazu:

"Genau dieses Engagement macht Sie zu einer hervorragenden Wahl für die Position der Delegierten, verehrte Lai Yi Ni," erwidert sie mir nun. "Und was das Problem in der Gebi angeht... Ich denke, sprechen sie vor dem Stadtrat. Malen Sie die Situation in der Gebi dort genauso aus, wie Sie es gerade vor mir getan haben. Der Rat wird Ihnen sicher helfen können!"

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