Dienstag, 11. April 2023
Hao Ling -38
Wir gehen ein paar Minuten schweigsam nebeneinander her. Plötzlich sagt Ihre Majestät:

"Sie haben in ihrer früheren Position als Königin der Deng schon einmal die staatlichen Organe in Peking in Zugzwang gebracht. Nun fürchten Sie, es wieder zu tun!"

"Damit haben Sie Recht, Ihre Majestät. Aber ich würde es wieder tun! Für jedes notleidende Volk, nicht nur für die Deng!"

Wir schlendern noch eine Weile am Rand der Terrasse entlang. Wieder bricht die Königin das Schweigen:

"Wir finden, Sie sollten nach der wohlverdienten Erholung nach Peking zurückgehen! Zeigen Sie allen, dass die Deng die politische Reife besitzen, zu tun was getan werden muss! Zeigen Sie dem Volkskongress, dass Sie für jedes chinesische Volk genauso kämpfen würden, wie Sie es für die Deng getan haben!"

Ich überdenke die Worte Ihrer Majestät und komme zu der Erkenntnis, dass ich weiterhin mein Bestes geben werde. Kein System ist perfekt. Es gibt nie nur eine richtige Methode. Politik ist keine exakte Wissenschaft, wie zum Beispiel die Mathematik. Die einzige unveränderliche Größe ist: man darf nie aufhören sein Bestes zu geben.

"Danke, Ihre Majestät," erwidere ich.

"Nun, dann haben wir alles besprochen, was heute besprochen werden musste," erklärt die Königin. "Ich wünsche Ihnen einen entspannenden Urlaub im Kreis ihrer Familie."

"Danke, Ihre Majestät," wiederhole ich und verbeuge mich.

Anschließend entferne ich mich gemessenen Schrittes in Richtung Thronsaal, wo ich Wu Hao Ling nur noch alleine vorfinde. In ihrer Begleitung verlasse ich den Palast. Draußen halten wir zwei Rikschas an und lassen uns in verschiedenen Richtungen zu unseren jeweiligen Familien bringen.

*

Eine halbe Stunde später hält der Fahrer der Fahrradrikscha vor dem Haus meiner Eltern. Er hievt meinen Koffer von der Rikscha und hält kurz inne. Dann trägt er mir den Koffer die Treppe zum Eingang hoch. Ich lächele ihn dankbar an und entlohne ihn großzügig. Als ich mich zur Eingangstüre umdrehe, wird sie gerade geöffnet und meine ehrenwerte Mutter empfängt mich herzlich.

"Mama nin hao -hallo Mama-," sage ich, glücklich lächelnd.

"Yi Ni! Wie wundervoll, dich zu sehen!" antwortet sie und macht die Tür frei, damit ich mit dem Koffer hindurch komme.

Ich streiche mit den Fingern gedankenverloren über die kunstvolle Schnitzerei am Türrahmen, als ich eintrete. Im selben Moment erkenne ich meinen ehrenwerten Vater auf mich zukommen.

"Fuqin -Papa-!" lache ich.

Meine ehrenwerte Mutter führt mich ins Wohnzimmer. Ich soll mich an den Tisch setzen und Mama bewirtet mich nun. Etwas später kommt auch Papa hinzu. Danach beginnen wir alle drei zu Abend zu essen.

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