Samstag, 19. November 2022
Aino sasayaki -Flüstern der Liebe- 14
Man will sich bei den Kunden in Erinnerung bringen und gleichzeitig für die Kundentreue bedanken. Sato-San, die Organisatorin, erklärt mir den Ablauf. Sie möchte eine kleine Bühnenshow in der Art zeigen, wie die zum Anlass meiner Aufstufung zur Geisha. Während sie der Show beiwohnen, würden die Zuschauer an Tischen sitzen und essen. Später wird Tee gereicht. Dazu soll ich vor dem Shachou und seinen Ehrengästen eine Shadou-Teezeremonie vorführen. Danach soll ich diesen Tisch mit meiner Konversation unterhalten.

Das Ganze wird etwa von 17 Uhr bis 21 Uhr stattfinden und mir winken 250.000 Yen für den Abend.

Ich frage Sato-San sogleich, ob in Bühnennähe ein Umkleideraum vorhanden ist. Gern würde ich das Programm in dem Kostüm vorführen, das den Leuten sicher aus der Presse bekannt ist. Dann muss ich allerdings vor der Teezeremonie meinen Kimono und die Katsura anziehen. Sato-San beruhigt mich:

"Ich habe an alles gedacht, Emi-San!"

Nun denn. Ich ziehe meinen schönsten Kimono in seiner flachen Schachtel aus dem Regal und nehme die Katsura in ihrer Box in die Hand. In einer zweiten Schachtel habe ich das gewünschte Kostüm und die Geta -Holzsandalen- zum Kostüm baumeln an meinen Fingern.

So bepackt balanciere ich die Treppe hinunter, als das gerufene Taxi klingelt. Unten hilft mir der Fahrer, mein Gepäck zu verstauen. Danach geht es zu der Adresse der Veranstaltung.

Ich werde vor der Tür abgefangen und zu einem Hinterausgang geleitet. Dabei hilft man mir beim Tragen. Im Umkleideraum habe ich ein kurzes freundliches Gespräch mit der Organisatorin des Abends. Musik, Lichteffekte und Aluplättchen, die von der Decke rieseln, hat sie besorgt. Sato-San, kaum älter als ich, hat wirklich an alles gedacht!

Ich schminke mich also, ziehe mich um und gehe auf die Bühne. Sato-San steht nun dort und schlüpft bei meinem Erscheinen durch den Vorhang. Sie kündigt mich an und macht ein Zeichen für den Mitarbeiter, der den Bühnenvorhang bewegt.

Während er den Vorhang per Kopfdruck auffahren lässt, startet ein anderer Mitarbeiter die Musik. Nun komme ich langsam von links ins Bild und die Aluplättchen beginnen zu rieseln. Ein Strahler des Bühnenlichtes ist auf mich gerichtet.

Die Musik wird wilder. Entsprechend schwenke ich meinen transparenten Schirm, um Sturm zu simulieren. Nachdem ich die Bühnenmitte erreicht habe, steige ich aus den Geta und beginne meine Choreografie abzuspulen, genauso wie auf dem Fest, bei dem die Presse anwesend gewesen ist. Schließlich sinke ich auf die Knie und beuge mich mit gestreckten Armen hintenüber, um mich sogleich auf dem Bühnenboden zu drehen und in gebückter Haltung auf dem Boden sitzend aufzurichten. Nun lässt einer der Mitarbeiter einen Strahler in Weiß ins Publikum scheinen, dass er ausschaut wie ein Vollmond. Anschließend fährt die Vorhang zu und ich richte mich auf. Schnell nehme ich meine hohen schwarzen Geta auf, meinen Schirm, und laufe in den Umkleideraum zurück.

Dort streife ich das Kostüm ab, überprüfe mein Make up und ziehe den Kimono an. Zum Schluss setze ich mir die Katsura -Geisha-Perücke- auf und nähere mich mit schnellen Trippelschritten dem Tisch mit den Ehrengästen. Davor ist schon alles für die Teezeremonie vorbereitet. Ich gehe daneben in den Seiza und verbeuge mich tief.

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