Freitag, 4. November 2022
Aino sasayaki -Flüstern der Liebe- 09
Inoue-San holt mich aus der Schockstarre, indem er mich anspricht:

"Was ist mit dir, Emi-San? Gefällt es dir nicht?"

Ich verneige mich leicht und antworte ihm mit zitternder Stimme:

"Sukoshi yurushite -Verzeihen Sie bitte-! Diese unbedeutende Person hat noch nie zuvor solch ein Geschenk erhalten."

Er nimmt es aus der Schachtel und steckt es mir ins Haar. Ich beuge meinen Kopf dafür tief herunter.

Als das Essen der Herren beendet ist und sie aufbrechen wollen, erheben wir uns ebenfalls und verabschieden uns herzlich von ihnen. Dabei begegne ich Inoue-San immer noch schüchtern zurückhaltend. Unterwegs im Taxi zu One-Sans Wohnung erklärt sie mir, dass sie sich gemeinsam mit mir eine Choreographie überlegen will. Wenn sie perfekt sitzt, will sie einen Saal mieten und Plakate drucken lassen. Ich soll dann eine Bühnenshow geben, die mich bis in die hintersten Winkel der Stadt bekannt machen wird.

Während dieser Vorstellung, deren Eintritt für die Zuschauer schon nicht billig sein wird, weil Saal, Musik und Lichtshow bezahlt werden müssen, wird eine amerikanische Versteigerung stattfinden. Derjenige, der mich dort ersteigert, darf einen ganzen Tag mit mir verbringen. Ich muss den Mann so unterhalten, dass er keinen Gedanken daran verschwendet, mich zum Sex aufzufordern. Dazu sei all mein Können gefordert, provezeit die One-San mir.

In den kommenden Wochen arbeiten wir also eine Choreographie heraus und wählen die Musik und das Licht dafür aus. In dieser Zeit fragt mich Papa während des Mittagessens zuhause:

"Sag mal, Yuko-chan, du verbringst seit langer Zeit deine Nachmittage, Abende und die freien Tage außer Haus und bist oft abgekämpft und müde. Daneben hast du deine Arbeitszeit reduziert, was natürlich weniger Lohn bedeutet und gibst für diese Nebentätigkeit Geld aus. Wie lange soll das noch so weitergehen? Solltest du uns nicht bald einen jungen Mann vorstellen, den du heiraten möchtest?"

"Rippana Chichi -verehrter Papa-, ich habe mich für einen alternativen Lebensweg entschieden. Ich bin eine Maiko. In drei Wochen startet abends eine Show. Ich bin die Attraktion des Abends. Wenn ich Glück habe spricht die ganze Stadt bald von der Geisha Emi-San und ich verdiene genug, um euch nicht mehr auf der Tasche zu liegen. Im Gegenteil: Ich will eine gute Tochter sein und meine Pflicht euch gegenüber erfüllen!"

Nachdem ich das Wort 'Geisha' ausgesprochen habe, verfinstert sich das Gesicht meines Otou-San -Vaters. Er ballt die Hand zur Faust und schlägt damit auf den Tisch.

"Eine Geisha bist du? Du weißt, dass du damit die Familie entehrst? Geh mir sofort aus den Augen und packe deine Sachen! Ich will dich hier nicht mehr sehen!"

Mit traurigem Gesicht und tränenerfüllten Augen erhebe ich mich vom Tisch und mache, was mein Vater sagt. Wenig später verlasse ich den Wohnblock, in dem die elterliche Wohnung liegt, und ziehe meinen Koffer zur Bahnstation. Ich fahre zur One-San und werfe mich ihr zu Füßen. Sie tröstet mich und lenkt mich mit Tanzübungen zur Vorbereitung der Bühnenshow ab. Ich darf bei ihr in einem Nebenzimmer schlafen.

*

Am Abend der Bühnenshow schalte ich alle Gedanken an Alltägliches ab. Ich fokussiere mich voll auf meinen Auftritt. Nachdem die Tänzerinnen der Vorgruppe, die One-San engagiert hat, ihr Programm beendet haben, kommt sie zu mir und sagt:

"Auf, Emi-San! Du bist dran! Gib jetzt alles! Du schaffst das."

Ich erhebe mich und konzentriere mich auf dem Weg zur Bühne. Man hat den Vorhang nach dem Abgang der Vorgruppe zugezogen. Während ich mich auf meine Startposition stelle, hebt One-San die Hand. Die Scheinwerfer gehen an und die Musik startet. Ich stehe auf schwarzen hohen Geta -Holzsandalen- und trage ein weites weißes Kostüm. In der Hand habe ich einen transparenten Schirm mit der aufgedruckten Sonne und dem heiligen Berg.

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