Dienstag, 17. Januar 2023
Hao Ling -10
Wenn wir die Männer ausschalten könnten und diesen Firmenchef gefangen setzen könnten, müsste man die Einkesselung aufheben. Aber das funktioniert nur, wenn der selbstsichere Mann vor mir keine Überraschung in der Hinterhand hat.

"Wir bleiben dabei," entgegne ich bestimmend. "Wir werden NICHT kooperieren! Ihr Auftreten heute, hat Ihnen sämtliche Chancen verbaut!"

"Okay," sagt er, das westliche Wort nutzend. "Dann muss ich Sie bitten, mir eure hübschen Handgelenke entgegen zu strecken. Wir werden also eine kleine Reise unternehmen!"

Yi Ni schleicht näher, während ich dem Herrn meine Arme entgegenstrecke. Er legt mir eine Handschelle an und geht halb um mich herum, um mir die beiden Hände auf den Rücken zu fesseln. Wie aus heiterem Himmel schnellt Yi Nis Hand vor und schlägt auf seine rechte Hand, in der er noch die kleinen Schlüssel hält. Damit hat er vorhin die Handschellen geöffnet, als er sie aus seiner Tasche gezogen hat.

Das Schlüsselbund fällt zu Boden. Yi Ni bückt sich blitzschnell danach, nimmt Anlauf und springt mit den Füßen voran aus einen der tiefen Fenster mit den wunderbaren Glasbildern. Das Glas zerbricht und sie ist fort.

Verblüfft fragt der Mann:
"Was war denn das?"

Ich presse zwischen den Lippen hervor:
"Das war meine gehorsame Zofe. Sie würde für die Königin sterben, wenn es sein müsste."

Hinter mir wird es laut. Durch die Robe leicht behindert, wende ich mich um. Ich sehe die drei Männer ausgeknockt am Boden liegen, die die vier Wachen in Schach gehalten haben. Der Premier ist dorthin gelaufen und sammelt gerade die Handfeuerwaffen ein. Die Palastwachen haben mich eng eingekreist und bilden eine lebende Schutzmauer.

Nun flüchtet der Mann aus dem Thronsaal. Der Premier postiert sich so, dass er die fremden Männer in Schach halten kann.

"Wir müssen versuchen, den Thronsaal zu halten, bis der ehrenwerte Bu Men Chen kommt," lässt er sich vernehmen.

"Wache!" spreche ich den Mönch an, mit dem ich gerade Blickkontakt habe. "Hast du eine Möglichkeit, den ehrenwerten Bu Men Chen zu kontaktieren?"

"Leider nein, Eure Hoheit," antwortet dieser in niedergeschlagenem Ton.

"Ich weiß aber, dass der ehrenwerte Bu Men Chen ein Smartphone am Körper trägt," sage ich.

"Wir haben eine Ausnahmesituation!" ergänze ich. "Taste mich an meiner rechten Seite, etwa in Gürtelhöhe ab. Sobald du mein Smartphone fühlst, nimm es und nehme Kontakt zum ehrenwerten Bu Men -Meister- Chen auf. Du darfst auch ein Messer nehmen und ein Loch in die Robe schneiden!
Ihr anderen! Lasst euch vom ehrenwerten Premier die beiden überzähligen Handfeuerwaffen geben und schützt die Tür zum Thronsaal!"

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