Sonntag, 8. Januar 2023
Hao Ling -07
Ihre Hoheit hat eine Idee und fragt den Premier:
"Wer ist alles bei solchen Verträgen unterschriftsberechtigt?"

Er antwortet ihr:
"Einzig die Königin!"

Sie hakt nach:
"Und wenn sich die Königin auf einer Reise befindet oder unpässlich ist?"

"Dann muss der Vertrag warten bis die Königin wieder ihre Amtsgeschäfte aufnehmen kann."

Ihre Majestät ist noch nicht zufrieden.

"Und wenn die Königin ermordet wurde?"

"Dann ruht die Unterzeichnung bis eine neue Königin gewählt und inthronisiert wurde!" gibt der Premier zur Antwort.

Ihre Majestät nickt lächelnd und antwortet:
"Ehrenwerter Premier, ich danke Euch. Das wäre es fürs Erste!"

Der Premier zieht die Augenbrauen hoch. Aber er verabschiedet sich ohne weitere Fragen. Wir gehen zurück in die Suite Ihrer Hoheit. Dort frage ich:

"Was hat Meine Königin vor? Welcher Plan nimmt in Eurem Kopf Gestalt an?"

"Ich muss etwas tun, Hao Ling! Ich kann nicht hier sitzen und warten..."

Es entsteht eine Gedankenpause, dann nimmt Ihre Majestät ihr Smartphone aus einer Tasche ihres Gewandes. Sie tippt darauf herum und wartet einen Augenblick.

"Guten Tag, verehrter Delegierter He An Jing -der Ruhige-, Ihr kennt Unser Problem. Habt Ihr es im Hohen Haus des Volkes schon ansprechen können?" fragt sie die Person am anderen Ende der verschlüsselten Verbindung.

Ihre Majestät hat den Vertreter unseres Volkes im Hohen Haus des Volkes kontaktiert, wie des Öfteren in den vergangenen Tagen. Der verehrte Delegierte antwortet:

"Eure Hoheit wissen, dass ich nur Einer von Dreitausend bin. Ich muss also versuchen, unter Freunden ein Bündnis zu schmieden, das das Problem gemeinsam ins Plenum einbringt. Auch muss der Antrag auf Hilfe für unser Volk so formuliert sein, dass er eine Mehrheit findet. Ich würde Ihre Majestät bis dahin vom Unterzeichnen des Hongkonger Angebots abraten, wenn ich den Rat geben darf."

"Ich weiß, Ihr tut euer Bestes, verehrter He An Jing. Informieren Sie mich bitte sofort über die Entscheidung des Volkskongresses!"

"Das werde ich, Eure Hoheit!"

"Viel Glück, verehrter He An Jing!"

"Das Gleiche wünsche ich auch Eurer Hoheit!"

Damit ist das Gespräch erst einmal beendet. Ihre Majestät seufzt. Anschließend kontaktiert sie den Premier und informiert ihn darüber, dass er die Hongkonger Delegation noch ein paar Tage vertrösten muss.

Eine Woche später erhält Ihre Hoheit mitten in einer Audienz einen Anruf aus Peking. Sie weist mich mit einer fast nicht erkennbaren Handbewegung an, den Anruf entgegen zu nehmen. Ich ziehe mich in eine Nische des Thronsaales zurück und spreche dort mit dem ehrenwerten Delegierten in Peking. Er hat schlechte Nachrichten.

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