Samstag, 27. April 2024
Kiron, der Sucher -25
"Woher hast du diese Information?" fragt der Pratham Mantree -Erster Minister- erstaunt.

"Wir sind in der Lage, während der Meditation Verbindung zu Prana aufzunehmen. So können wir sehen, was in unserer Nähe geschieht und erahnen, was die Wesen - Menschen oder auch Tiere - vorhaben.
Die Leute sind in der dreifachen Überzahl! Deine Wachen sind im offenen Kampf hilflos unterlegen. Lass sie später nach dem Kampf ausrücken und schauen, was noch zu tun ist."

"Nach welchem Kampf?" fragt der Beamte verständnislos. In seiner Stimme schwingt Furcht mit.

"Fürchte dich nicht, hoher Herr!" sage ich deswegen. "Wir haben Tiger und Löwen herbeigeführt. Einige Individuen umkreisen das Lager dieser Leute und lassen niemand entkommen. So kann auch keine Information nach außen dringen. Andere Tiere greifen in diesem Moment deren Lager von allen Seiten an."

Mich trifft ein undefinierbarer Blick des Beamten. Ich habe gegessen und schließe die Augen wieder. Kurz darauf regt sich Vinod und schlägt die Augen auf. Er sieht die volle Reisschale und das Wildbret. Sich lächelnd bedankend, beginnt er nun sein Abendessen.

Nachdem er seine Schale geleert hat und seinen Mund trockenwischt, hört man draußen das Brüllen eines Löwen. Der Beamte ist inzwischen von uns abgerückt und drückt sich an das Flechtwerk des Transportkorbes. Vinod lächelt den Mann an und beschwichtigt ihn:

"Hab keine Furcht, hoher Herr! Der Kampf ist vorbei. Lass deine Soldaten mit Fackeln in die Richtung ausrücken, aus der gerade das Brüllen des Löwen zu hören war. Sollten deine Soldaten im Dunkeln nicht den richtigen Weg zum feindlichen Lager finden, wird der Löwe noch einmal sein Brüllen hören lassen. Er wird deine Soldaten also sicher führen. Deine Soldaten haben nichts zu befürchten!"

Der Pratham Mantree -Erster Minister- ruft nun den Kommandanten der Wache herbei und lässt die Hälfte der Männer dorthin marschieren, wo der Löwe brüllt. Sie nehmen Fackeln in ihrer Linke und ihren Säbel in die rechte Hand, dann nähern sie sich vorsichtig dem Gebrüll des Löwen.

Bald erreichen sie das Lager der Vagabunden und finden etwa fünfzig Männer im hohen Gras, die allesamt Bisswunden von Raubkatzen aufweisen. Einige der Männer haben die Raubkatzen während ihrer Flucht von hinten angesprungen. Die Meisten sind aber im Sitzen überrascht worden.

Inzwischen habe auch ich wieder die Augen geöffnet. Einer der Wachmänner ist zurückgekommen und erstattet dem Stellvertreter des Raaja Bericht. Ich empfehle:

"Trotz allem sind es Menschen, wenn auch fehlgeleitete! Lasst ihnen eine Feuerbestattung zuteilwerden!"

Der Pratham Mantree -Erster Minister- nickt und gibt den Befehl, ein großes Feuer zu entzünden und die Leichen an Ort und Stelle ins Feuer zu werfen.

Während die Männer arbeiten, fragt mich der hohe Herr:

"Ohne euch wären wir jetzt alle tot. Der Mandir Shahar -Stadttempel- ist verwaist. Könntet ihr nicht dort einziehen? Dann hätte der ehrwürdige Raaja stets eine Möglichkeit in der Nähe, um Rat zu finden..."

"Wir haben unseren Ashram einige Tagereisen entfernt auf dem Gebiet des Nachbarkönigreiches. Ich kann dir diese Frage erst beantworten, wenn ich mich mit den anderen Brüdern beraten habe. Dennoch kann ich sagen, dass ich persönlich dieser Frage positiv gegenüberstehe.
Wir möchten allerdings nicht ewig hinter den Tempelmauern leben, sondern durch das Land wandern und den Menschen von Buddha erzählen. Dabei entscheiden sich immer wieder Männer dazu, Saadhu -Mönch- zu werden. So wächst die Gemeinschaft und wir verlieren uns nicht in dem prachtvollen Bauwerk!"

"Das verstehe ich," antwortet der hohe Beamte.

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