Donnerstag, 30. Mai 2024
Eine neue Hoffnung -06
Ich bin von der Geschichte gefesselt, ziehe mich während der Erzählung aber doch auf mein Bett unter das Moskitonetz zurück, als mich Mücken zu belästigen beginnen. Nachdem der Mann geendet hat, frage ich ihn:

"Are you a buddhistic priest?"

Er lächelt und erklärt:
"I'm a wandering monk."

"This morning I spoke with a little boy. He said, a holy man tells him much. He is marked with a big red sighn at his forehead. Is he a Kamaiya?"

"Yes," antwortet der Mönch. "His family is very poor."

"Hm," mache ich. "This boy called me a Apsara. Does it mean 'angel' or 'fairy'?"

"Yes," bestätigt mein Gesprächspartner. "Apsara are attendants of the Bodhisattvas. These are enlightened beings who use their work for the good of people."

"Oh," mache ich nun. "Doesn’t a monk also have a disciple?"

"What?" fragt er nach.

"A student," präzisiere ich.

"Yes, sometimes," antwortet der Mann lächelnd.

"What has to happen so that this boy can become your student?" frage ich ihn jetzt.

"Oh, that’s different. His owner could demand 50.000 nepal rupees."

Ich mache große Augen und rechne den Betrag mit meinem Handy in Euro um. 365 Euro erscheinen auf dem Display.

'Das dürfte Papa erübrigen können,' denke ich und sage zu dem Mann:

"Please, lay down here and sleep on the floor!"

Ich schiebe meine Decke unter dem Moskitonetz hervor. Der Mann lächelt dankbar und rollt meine Decke zusammen. Darauf bettet er seinen Kopf. Dann schlafe auch ich bald ein.

*

Am nächsten Morgen bitte ich den Mönch, mit uns zu frühstücken. Unsere Gastfamilie begegnet dem Mann mit Ehrerbietung und macht ihm wie selbstverständlich Platz. Auch er erhält eine Schale Reis. Meine Mitschüler und Frau Müller reagieren mit Befremden.

"Wen schleppst du denn da an?" fragt Frau Müller.

"Das ist ein buddhistischer Wandermönch," erkläre ich. "Er hat mir gestern Abend das System der Schuldknechtschaft hier in Nepal erklärt."

"Aber die gibt es doch schon lange nicht mehr!" meint sie.

"Offiziell!" halte ich dagegen. "Ich habe gestern einen Jungen mit einem Sklavenzeichen auf dem Feld entdeckt und mich mit ihm unterhalten. Gestern Abend hat mir der Mönch dann einiges erklärt. Um dem Jungen die Freiheit wiederzugeben, braucht es 50.000 Nepalesische Rupien. Das sind bloß 365 Euro, habe ich umgerechnet! Wenn wir zusammenlegen, könnten wir das Geld aufbringen."

"Woher willst du wissen, dass der Mönch nicht mit dem Geld verschwindet?"

"Dann kommen Sie doch einfach mit zu dem Besitzer," antworte ich ihr. "Bitte!"

Wir haben im Flughafen Katmandu Geld getauscht, um Taschengeld dabei zu haben. Nun bitte ich meine Mitschüler zur Kasse und habe schnell 52.000 Nepalesische Rupien zusammen. Nach dem Frühstück gehen wir hinaus auf die Felder. Bald habe ich den Jungen entdeckt. Ich gehe auf ihn zu und frage ihn:

"Good Morning, what’s your name, please?"

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