Freitag, 3. Mai 2024
Kiron, der Sucher -27
Nun entsteht eine längere Pause, in der wir den Blick gesenkt halten. Plötzlich spricht Mahaamahim -seine Majestät- uns an:

„Vor Jahren hat dieses Königreich unter seinem vorigen Herrscher einen Eroberungskrieg gegen das Königreich meines ehrenwerten Bruders begonnen. Auch damals haben wir die feindliche Schlachtreihe erreicht, als die Schlacht eigentlich schon geschlagen war. Wir haben fürchterlich zugerichtete Leichen in Rüstungen gesehen. Durchgehende Schlachtrösser ohne Reiter sind gegen unsere Schlachtlinie galoppiert. Wir hatten ihnen eine Gasse geöffnet, um nicht überrannt zu werden und sind schließlich auf einen verletzten Kriegselefanten gestoßen, in dessen Korb sich der verletzte feindliche Herrscher und ein toter Saadhu -Mönch- in schwarzer Kesa -Robe- befand. Der feindliche Herrscher wurde zu unserem Raaja geführt, wo er sich unterwerfen musste. Die Herde Schlachtrösser wurde eingefangen und ebenfalls in unsere Hauptstadt gebracht. Beim Einmarsch unserer Truppe in die feindliche Hauptstadt sind eine Menge Saadhu -Mönche- Hals über Kopf aus diesem Tempel geflohen. Sie alle trugen schwarze Roben.
Habt ihr auch damals Raubtiere gegen das feindliche Heer gehetzt?“

Ich verbeuge mich leicht und bestätige es ihm:
„Ja, wir haben von der Philosophie der schwarzen Saadhu -Mönche- erfahren. Sie entspricht dem genauen Gegenteil dessen, was uns Buddha lehrt. Unser Informant hat berichtet, dass dieser Tempel vom Vater des feindlichen Herrschers erbaut worden ist als sein Mausoleum. Der Tempel wurde der Hindugottheit Vishnu gewidmet.
Als dann sein Sohn an die Macht gekommen ist, haben die schwarzen Mönche das Heiligtum gekapert und begonnen, die Landbevölkerung zu knechten. Nachdem wohl genügend Geld vorhanden war, um eine Invasionsarmee auszurüsten, haben sie das Unternehmen in ihrer aggressiven Verblendung begonnen.
Wir sagten uns, dass wir nicht untätig zuschauen konnten, wie die aufgeputschte Truppe über unsere Heimat und die Menschen herfällt. Wir haben also beschlossen, etwas zu tun. Aber was sollen wenige Saadhu gegen tausende Aggressoren tun? Da fiel uns ein, unsere Brüder in der Natur um Hilfe zu bitten.“

„Ah!“ macht Mahaamahim -seine Majestät-. „Und das ist euch sehr gut gelungen! Wir sollten euch dankbar sein.“

„Eines noch,“ werfe ich ein. „Die schwarzen Saadhu -Mönche- sind aus dem Tempel geflohen! Sie bilden eine Gefahr für die öffentliche Ordnung, besonders dann, wenn sie sich mit den Vagabunden zusammentun!“

Der Raaja nickt.

„Wir werden kleine Trupps Soldaten von Dorf zu Dorf senden und die Schäden aufnehmen, die durch die Vagabunden entstanden sind. Auch wird es interessieren, wann die Bauern von den Vagabunden heimgesucht wurden. Daraus lässt sich ein Bild gewinnen.
Aber nun zu euch: Ich schicke euch mit einem Reiseelefanten zu eurem Ashram zurück. Bittet dort eure Brüder sich zu überlegen, wer im Tempel leben möchte. Dann kommt zurück.“

Wir bleiben noch zwei Tage im Palast des Raajas. Dann holt uns ein Mahut -Elefantenführer- ab. Im Hof des Palastes wartet ein Elefant. Von seinem Rücken hängen bunte Tücher, die ihn als königlichen Elefanten kenntlich machen. Wir besteigen seinen Rücken und klettern in den Transportkorb. Seitlich sehen wir Vorräte für eine Reise von etwa einer Woche.

Schnell haben wir die Stadt verlassen und folgen dem Fluss in einigem Abstand. An einer seichten Stelle wechselt der Mahut mit dem Haathee -Elefanten- das Ufer und drüben geht es mit ähnlicher Geschwindigkeit weiter. So dauert die Strecke, die wir zu Fuß in drei Monaten zurückgelegt haben, auf dem Rücken des Elefanten nur ungefähr eine Woche. Ich mache den Mahut auf den Felsen aufmerksam, um den der Fluss eine Biegung machen muss. Er befiehlt dem Elefanten, dass er sich am Fuß des Felsens niederlässt. So können wir absteigen und klettern den Felsen hinauf, nachdem ich den beiden Brüdern Bescheid gesagt habe, die das Reisfeld gerade bearbeiten. Sie folgen uns.

... link (0 Kommentare)   ... comment