Sonntag, 26. Juni 2022
Aibou - Die Zofe -02
hermann-jpmt, 12:16h
Nun bin ich schon mehrere Wochen zurück in der Heimat. Papa hat am gleichen Vormittag noch mit dem Mann telefoniert und einen Gesprächstermin vereinbart. Als wir ein paar Tage später wieder beim Frühstück zusammengesessen sind, hat Papa mir gesagt, dass er mit dem Mann noch über Vergütung und Freizeit geredet und dann seine Zustimmung erteilt hat.
Daraufhin habe ich einen Vertrag unterzeichnet und einige Wochen später bin ich mit zwei anderen jungen Frauen in meinem Alter nach Kyoto geflogen. Das ist erst der zweite Flug in meinem Leben gewesen. Mein Erster liegt etwa zehn Jahre zurück, als mein Papa seine Stelle in dem Restaurant bekommen hat. Damals ist er zusammen mit Mama und mir nach Deutschland gekommen.
In der Agentur hat man uns noch einmal belehrt. Dann sind wir zu der Schule gefahren worden. Sie ist sehr weitläufig und beansprucht fast die komplette Etage eines Hochhauses. Dort wohnen wir auch: Wir haben zu dritt ein kleines Zimmer von gerade einmal 2,5 mal 3,5 Metern. Darin steht ein Dreifach-Etagenbett und ein großer Wandschrank steht an der gegenüberliegenden Wand.
Es gibt fünf dieser Zimmer, die alle belegt sind. Uns Drei hat man auf verschiedene Zimmer verteilt. Neben einem Schulungsraum für die insgesamt fünfzehn Schülerinnen gibt es hier eine komplett eingerichtete Wohnung, die wir auch sauber halten müssen.
Unsere Lehrer und Lehrerinnen unterweisen uns vormittags im Schulungsraum schrittweise in der Theorie und lassen uns vor der Klasse das Gelernte vorführen, um es sogleich korrigieren zu können. Nachmittags schlüpfen sie in die Rolle der Herrschaften und Gäste und unterweisen so die Praxis. Anschließend müssen wir die Schule säubern und haben nach dem Abendessen zwei Stunden Freizeit, die wir außerhalb der Schule verbringen dürfen. Weitere Freizeit besteht durch die Frühstücks- und Mittagspausen von je einer halben Stunde.
Einmal in der Woche müssen wir auch einen Empfang planen und durchführen. Diese Empfänge finden stets spätabends nach unserer abendlichen Freizeit statt. Jeweils drei Schülerinnen müssen dabei bedienen, ein Instrument spielen, Konversation führen - kurz, den Abend kurzweilig gestalten, wechselweise bis ein Gong ertönt. Dabei dürfen wir nicht laut werden oder unflätige Witze reißen. Wir müssen als angenehmes Beiwerk empfunden werden, wie die Blumengestecke, die von uns vorher hergestellt und in den Räumen verteilt worden sind. Wir müssen die Lehrer und Lehrerinnen vorher zurückhaltend beraten und ihnen beim Einkleiden behilflich sein.
Nach etwa drei Monaten verlassen uns schon die ersten Schülerinnen. Für sie hat die Agentur eine Anstellung gefunden. Zwei Wochen später erhalte auch ich mein Zeugnis, eine Adresse und eine Zugfahrkarte, sowie etwas Geld für das Taxi. Meine neuen Arbeitgeber leben am Rande von Maizuru, einer Hafenstadt in der Präfektur Kyoto.
Ich mache mich auf den Weg dorthin. Zwei Stunden dauert die Fahrt mit dem Zug. Anschließend lasse ich mich von einem Taxi zur Amatsuka Werft Corporation fahren. Mein Arbeitgeber ist Shachou -Präsident- der Gesellschaft und hat seine Villa in der Nähe der Betriebsstätten. Er heißt Amatsuka Naruto. Es dauert fast eine Dreiviertel-Stunde vom Bahnhof der Stadt, verbunden mit einer langsamen Fahrt durch einen wunderschönen Park, bis wir vor der Villa halten und ich aussteigen kann. Inzwischen beginnt schon die Abenddämmerung.
Eine ältere Frau in einem einfachen Gewand empfängt mich. Ich verbeuge mich und sage:
"Konbanwa, Youki Momoi to moshimasu. Hajimemashite. -Guten Abend, mein Name ist Youki Momoi. Freut mich, Sie kennenzulernen."
"Ich bin hier die Otetsdai -Haushälterin-, das bedeutet, ich teile den Hausangestellten ihre Tätigkeiten zu," sagt sie und wendet sich zum Gehen.
Sie steigt die Stufen zum Portal hoch und öffnet mir die Tür. Während ich eintrete, ergänzt sie:
"Du wirst immer tun, was ich sage!"
Ich nicke und schaue mich im Foyer mit großen Augen um. Die Haushälterin lässt mir aber keine Zeit, sondern wendet sich sofort weiter zum Gehen. Unterwegs redet sie wie ein Wasserfall, ohne sich nach mir umzuschauen:
"Das Anwesen hat neben diesem Haupthaus noch zwei Flügel. In einem davon sind die Quartiere der Angestellten. Außerdem hat der Herr dort die Bibliothek untergebracht. Als Zofe wirst du dort jedoch nicht schlafen!"
Sie erklimmt eine Treppe. Schnell folge ich ihr. Unterwegs bewundere ich die Portraits an den Wänden des Treppenhauses. Die Haushälterin redet beim Treppensteigen weiter:
"In dem anderen Flügel sind die Privatwohnungen untergebracht, während das Haupthaus der Präsentation dient.
Du darfst essen, was die Herrschaft übriglässt. Der Ort dafür ist die Küche. Jeden Morgen ist neue Seife bereitzulegen! Gebrauchte Seife ist für die Dienstboten und Angestellten. Wer stiehlt, wird noch am selben Tag entlassen! Ich bin mir sicher, das würdest du nicht wagen.
Du kannst Hikari zu mir sagen."
"Kashiko marimashita, Hikari-San -Jawohl, Frau Hikari-," antworte ich.
Die Haushälterin geht nun einen Gang entlang, von dem mehrere Türen abgehen. Sie ergänzt:
"Von allen Reichen ist der Herr der größte Buchliebhaber. Er besitzt viele alte Originalbände."
Nun dreht sie sich das erste Mal zu mir um, schaut mich an und fragt:
"Kannst du dir denken, was man in einem solchen Haus von dir als Zofe erwartet?"
Ich öffne den Mund für eine Antwort, aber sie dreht sich von mir weg, öffnet eine Tür und lässt mich an sich vorbeigehen. Ich betrete eine kleine Kammer und stelle meinen Koffer ab.
Vor mir, gerade einen Schritt entfernt, befindet sich ein halb geöffneter Wandschrank. Im unteren Bereich sehe ich im schwachen Schein einer kleinen Lampe einen schmalen Futon liegen. Darüber sind Regale angebracht und auch eine Kleiderstange gibt es unter der Zimmerdecke. Neben der Tür steht zum Glück eine Leiter, die man in eine Querstange einhängen kann, um dort oben hin zu gelangen.
"Hier soll ich schlafen?" frage ich leise.
"Das Fräulein Amatsuka Kameko -Wakai Josei Amatsuka Kameko- hat schwache Nerven und wacht leicht auf," antwortet sie mir flüsternd.
In der Seitenwand der Kammer ist eine Schiebetür mit Glaseinsätzen. Dahinter ist es dunkel.
"Sie schläft hinter dieser Tür?" frage ich erstaunt.
"Schscht!" höre ich nun aus dem Mund der Haushälterin.
Dann verlässt sie mich, nicht ohne mir noch zu sagen, wann in der Frühe Dienstbeginn ist.
Daraufhin habe ich einen Vertrag unterzeichnet und einige Wochen später bin ich mit zwei anderen jungen Frauen in meinem Alter nach Kyoto geflogen. Das ist erst der zweite Flug in meinem Leben gewesen. Mein Erster liegt etwa zehn Jahre zurück, als mein Papa seine Stelle in dem Restaurant bekommen hat. Damals ist er zusammen mit Mama und mir nach Deutschland gekommen.
In der Agentur hat man uns noch einmal belehrt. Dann sind wir zu der Schule gefahren worden. Sie ist sehr weitläufig und beansprucht fast die komplette Etage eines Hochhauses. Dort wohnen wir auch: Wir haben zu dritt ein kleines Zimmer von gerade einmal 2,5 mal 3,5 Metern. Darin steht ein Dreifach-Etagenbett und ein großer Wandschrank steht an der gegenüberliegenden Wand.
Es gibt fünf dieser Zimmer, die alle belegt sind. Uns Drei hat man auf verschiedene Zimmer verteilt. Neben einem Schulungsraum für die insgesamt fünfzehn Schülerinnen gibt es hier eine komplett eingerichtete Wohnung, die wir auch sauber halten müssen.
Unsere Lehrer und Lehrerinnen unterweisen uns vormittags im Schulungsraum schrittweise in der Theorie und lassen uns vor der Klasse das Gelernte vorführen, um es sogleich korrigieren zu können. Nachmittags schlüpfen sie in die Rolle der Herrschaften und Gäste und unterweisen so die Praxis. Anschließend müssen wir die Schule säubern und haben nach dem Abendessen zwei Stunden Freizeit, die wir außerhalb der Schule verbringen dürfen. Weitere Freizeit besteht durch die Frühstücks- und Mittagspausen von je einer halben Stunde.
Einmal in der Woche müssen wir auch einen Empfang planen und durchführen. Diese Empfänge finden stets spätabends nach unserer abendlichen Freizeit statt. Jeweils drei Schülerinnen müssen dabei bedienen, ein Instrument spielen, Konversation führen - kurz, den Abend kurzweilig gestalten, wechselweise bis ein Gong ertönt. Dabei dürfen wir nicht laut werden oder unflätige Witze reißen. Wir müssen als angenehmes Beiwerk empfunden werden, wie die Blumengestecke, die von uns vorher hergestellt und in den Räumen verteilt worden sind. Wir müssen die Lehrer und Lehrerinnen vorher zurückhaltend beraten und ihnen beim Einkleiden behilflich sein.
Nach etwa drei Monaten verlassen uns schon die ersten Schülerinnen. Für sie hat die Agentur eine Anstellung gefunden. Zwei Wochen später erhalte auch ich mein Zeugnis, eine Adresse und eine Zugfahrkarte, sowie etwas Geld für das Taxi. Meine neuen Arbeitgeber leben am Rande von Maizuru, einer Hafenstadt in der Präfektur Kyoto.
Ich mache mich auf den Weg dorthin. Zwei Stunden dauert die Fahrt mit dem Zug. Anschließend lasse ich mich von einem Taxi zur Amatsuka Werft Corporation fahren. Mein Arbeitgeber ist Shachou -Präsident- der Gesellschaft und hat seine Villa in der Nähe der Betriebsstätten. Er heißt Amatsuka Naruto. Es dauert fast eine Dreiviertel-Stunde vom Bahnhof der Stadt, verbunden mit einer langsamen Fahrt durch einen wunderschönen Park, bis wir vor der Villa halten und ich aussteigen kann. Inzwischen beginnt schon die Abenddämmerung.
Eine ältere Frau in einem einfachen Gewand empfängt mich. Ich verbeuge mich und sage:
"Konbanwa, Youki Momoi to moshimasu. Hajimemashite. -Guten Abend, mein Name ist Youki Momoi. Freut mich, Sie kennenzulernen."
"Ich bin hier die Otetsdai -Haushälterin-, das bedeutet, ich teile den Hausangestellten ihre Tätigkeiten zu," sagt sie und wendet sich zum Gehen.
Sie steigt die Stufen zum Portal hoch und öffnet mir die Tür. Während ich eintrete, ergänzt sie:
"Du wirst immer tun, was ich sage!"
Ich nicke und schaue mich im Foyer mit großen Augen um. Die Haushälterin lässt mir aber keine Zeit, sondern wendet sich sofort weiter zum Gehen. Unterwegs redet sie wie ein Wasserfall, ohne sich nach mir umzuschauen:
"Das Anwesen hat neben diesem Haupthaus noch zwei Flügel. In einem davon sind die Quartiere der Angestellten. Außerdem hat der Herr dort die Bibliothek untergebracht. Als Zofe wirst du dort jedoch nicht schlafen!"
Sie erklimmt eine Treppe. Schnell folge ich ihr. Unterwegs bewundere ich die Portraits an den Wänden des Treppenhauses. Die Haushälterin redet beim Treppensteigen weiter:
"In dem anderen Flügel sind die Privatwohnungen untergebracht, während das Haupthaus der Präsentation dient.
Du darfst essen, was die Herrschaft übriglässt. Der Ort dafür ist die Küche. Jeden Morgen ist neue Seife bereitzulegen! Gebrauchte Seife ist für die Dienstboten und Angestellten. Wer stiehlt, wird noch am selben Tag entlassen! Ich bin mir sicher, das würdest du nicht wagen.
Du kannst Hikari zu mir sagen."
"Kashiko marimashita, Hikari-San -Jawohl, Frau Hikari-," antworte ich.
Die Haushälterin geht nun einen Gang entlang, von dem mehrere Türen abgehen. Sie ergänzt:
"Von allen Reichen ist der Herr der größte Buchliebhaber. Er besitzt viele alte Originalbände."
Nun dreht sie sich das erste Mal zu mir um, schaut mich an und fragt:
"Kannst du dir denken, was man in einem solchen Haus von dir als Zofe erwartet?"
Ich öffne den Mund für eine Antwort, aber sie dreht sich von mir weg, öffnet eine Tür und lässt mich an sich vorbeigehen. Ich betrete eine kleine Kammer und stelle meinen Koffer ab.
Vor mir, gerade einen Schritt entfernt, befindet sich ein halb geöffneter Wandschrank. Im unteren Bereich sehe ich im schwachen Schein einer kleinen Lampe einen schmalen Futon liegen. Darüber sind Regale angebracht und auch eine Kleiderstange gibt es unter der Zimmerdecke. Neben der Tür steht zum Glück eine Leiter, die man in eine Querstange einhängen kann, um dort oben hin zu gelangen.
"Hier soll ich schlafen?" frage ich leise.
"Das Fräulein Amatsuka Kameko -Wakai Josei Amatsuka Kameko- hat schwache Nerven und wacht leicht auf," antwortet sie mir flüsternd.
In der Seitenwand der Kammer ist eine Schiebetür mit Glaseinsätzen. Dahinter ist es dunkel.
"Sie schläft hinter dieser Tür?" frage ich erstaunt.
"Schscht!" höre ich nun aus dem Mund der Haushälterin.
Dann verlässt sie mich, nicht ohne mir noch zu sagen, wann in der Frühe Dienstbeginn ist.
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