Samstag, 18. Juni 2022
Die Gesellschafterin -11
hermann-jpmt, 11:49h
Danach beginnt der Shujin eine kurze Ansprache in gedämpften Ton:
"Wie ihr wisst, wurde die Tochter unseres ehrenwerten Geschäftsfreundes von der Gokudo -extremer Weg (Yakuza)- entführt, um einer hohen Geldforderung Nachdruck zu verleihen. Die erste größere Aufgabe für den ehrenwerten Tanaka Masao wird es sein, die junge Frau aufzuspüren und -wenn möglich- zu befreien.?
Tanaka-San schaut erstaunt zu seinem Vater auf, während alle anderen Anwesenden nicken. Der Shujin wendet sich seinem Sohn zu und fragt:
"Oder möchte der ehrenwerte Hyogi-in -Ratsherr- Tanaka-San die Aufgabe an jemand anders weitergeben?"
Der junge Mann schüttelt den Kopf und antwortet:
"Sumimasen -Entschuldigung-, ich fühle mich geehrt, aber mir fehlen dazu noch sämtliche Informationen..."
Tanaka-Sama nickt lächelnd und sagt:
"Du sollst alles erhalten, was du brauchst. Zusätzlich wird ein Quadrokopter in der Nähe über dich wachen!"
Man sieht Tanaka-San nun die Erleichterung an. Danach löst sich die Versammlung auf. In den nächsten Wochen sehe ich den jungen Herrn nicht mehr. Er ist zu seinem Auftrag aufgebrochen, erklärt mir mein Herr, und wir müssen uns nun in Geduld üben.
Währenddessen gehe ich oft als Lehrerin in unsere Meido-Do und nebenbei auch als Darstellerin in das Baraetishiata -Varietétheater- in dem Hochhaus, in dem die Wohnung meines Shujin liegt. Dort stehe ich weiß geschminkt im Kimono, das lange Haar zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt, auf der Bühne und mache verschiedene Performances zwischen den Theaterstücken. Die Vorführung nimmt meist zehn Minuten in Anspruch, während denen hinter der Bühne immer große Betriebsamkeit herrscht.
Dabei lasse ich oft auch ein Shamisen ertönen, das Musikinstrument der Geishas. Es ist eine dreisaitige Laute, die man mit einem Plektrum zupft, das wie ein Ginkoblatt aussieht. Da ich mich nicht traue zu singen, nutze ich das Instrument zumeist als Musikuntermalung für Gedichte und Fabeln, die ich vortrage.
Den Frauen und Mädchen in der Meido-Do sage ich in den Unterweisungen, dass eine Geisha ein lebendes Kunstwerk ist. Rollen und Masken ersetzen das wahre Ich. Sie überlagern wie die Häute einer Zwiebel das, was man im tiefsten Inneren seiner Seele ist. Ihre Augen sind so tief wie der Ozean. Eine Geisha will nichts, fühlt nichts. Sie ist eine Künstlerin der dahinströmenden Welt. Sie tanzt und singt, sie unterhält die Männer, wie sie es mögen. Der Rest ist Schatten, ist Geheimnis.
Die Gesellschaft redet uns natürlich ein, wir seien real, doch was wir sehen, wenn wir in den Spiegel schauen, ist nur ein Bild. Das Bild, das die Umwelt von uns hat, oder das Bild, das wir der Umwelt von uns vermitteln wollen!
Nicht jede will immer hinter Masken verschwinden oder sich verstecken. Dennoch scheinen wir alle ein Leben lang auf etwas zu warten, scheinen uns beständig auf einem Weg zu einem imaginären Ziel zu befinden. Die Realität scheint uns gleich hinter der nächsten Biegung unseres Lebensweges zu begegnen. Unsere Eltern und Lehrer haben uns in jungen Jahren beständig auf 'morgen' vertröstet, was das Dasein und die Wahrheit hinter den Dingen betrifft.
So haben wir die endlose Spirale unseres Lebensweges betreten. Wann aber ist das Ende der Fahnenstange erreicht? Kann es sein, dass selbst die Älteren darauf keine Antwort wissen, selbst endlos auf dem Weg sind? Haben sie sich geschämt, es zuzugeben? Der schöne Schein kann Menschen verschlingen. Wie viele merken überhaupt nicht, dass sie so in ihrer Rolle aufgegangen sind, dass nichts mehr von ihrem echten Selbst übrig ist.
Seit ich Tanaka Hiko bin, bin ich endlich etwas, etwas Echtes, etwas hoch Emotionales. Endlich spüre ich, dass ich lebe, mit jeder Faser meines Körpers, mit jeder gefühlten Emotion. Ich bin frei, das zu sein, was ich fühle, das ich bin. Es gibt eine Wirklichkeit zum Anfassen wie Gras oder Baumrinde. Ich bin nicht mehr losgelöst von meinem Selbst!
*
Schließlich kommt Tanaka San von seinem Auftrag erfolgreich zurück. In seiner Begleitung befindet sich die junge Amatsuka-San, die ältere Tochter des Shachou der Amatsuka Werft Corporation, des Geschäftspartners von Tanaka-Sama.
Zwischen Tanaka-San und Amatsuka-San hat sich im Laufe der Aktion ein emotionales Spannungsfeld entwickelt, das Tanaka-San aufzulösen bestrebt ist. Innerhalb weniger Tage scheint es ihm gelungen zu sein, daraus ein emotionales Band zu weben.
Tanaka-San schenkt ihr einen Halsreifen, wie auch ich einen trage. Amatsuka-Sama wird über den glücklichen Ausgang der Aktion informiert. Dann legt die Yacht von Amatsuka-Sama an der Bunrei no Schima an. Die hohen Herrschaften werden zum Ratssaal geführt. Auf der Veranda davor habe ich als 'Saisho -'Erste'- das Kommando über einige weitere Meidos. Wir decken den Tisch für insgesamt 11 Personen. Alle Anwesenden, Gäste wie Gastgeber, tragen heute Business-Outfits, bis auf vier Personen in nautischen Uniformen, die mit dem ehrenwerten Amatsuka-Sama gekommen sind.
Wie ich höre, fährt Amatsuka-San mit ihren ehrenwerten Oya-San -Eltern- in ihre Heimat zurück. Dort nimmt sie ihr Studium wieder auf. Sie erhält dafür einen Bodyguard zur Seite gestellt. Noch einmal soll sie nicht entführt werden können.
Einige Wochen später bittet Tanaka-San um ein vertrauliches Gespräch mit Tanaka-Sama. Dieser hat am Abend desselben Tages noch ein längeres Gespräch mit dem Shachou der Amatsuka Werft Corporation.
Am Sonntag darauf fahren wir mit dem Speedboot nach Maizuru. Tanaka-Sama hat mich angewiesen, meinen festlichsten Kimono anzulegen. Ich hole mir zwei Meidos hinzu, die mir beim Anlegen helfen und die Frisur legen. Mit meinem mehrlagigen rosé-farbenen Kimono trippele ich an der Seite des Herrn zum Aufzug. Auf der Ebene 0 treffen wir auf Tanaka-San und den Piloten des Speedbootes. Die Herren tragen je einen anthrazitfarbenen Smoking und der Pilot trägt seine weiße Marine-Uniform.
Tanaka-Sama hilft mir zuvorkommend beim Einsteigen in das Speedboot. Als wir in Maizuru ankommen, erkennen die Herren, dass wir nicht so einfach an Land kommen. Wir müssten die Leitern in den Spuntwänden der Werft beinahe zehn Meter emporklettern, weil zurzeit Ebbe herrscht. Der Pilot fährt langsam in das Hafenbecken neben der Slipanlage und legt an einem Ponton mit Brücke an. Der schwarze Schwimmkörper ragt zwei Meter hoch aus dem Wasser.
Inzwischen ist man auf uns aufmerksam geworden. Werftarbeiter kommen heran, denen die Herren zwei Taue zuwerfen können. Als nun ein freundlicher Arbeiter eine Alu-Leiter bringt, winkt Tanaka-Sama lächelnd ab. Er bedankt sich höflich mit einer Verbeugung und sagt, dass wir das anders regeln. Nun öffnet er und der Pilot die Stauräume hinter der Kabine und sie befestigen Rotore an den Anschlüssen im Kabinendach.
"Wie ihr wisst, wurde die Tochter unseres ehrenwerten Geschäftsfreundes von der Gokudo -extremer Weg (Yakuza)- entführt, um einer hohen Geldforderung Nachdruck zu verleihen. Die erste größere Aufgabe für den ehrenwerten Tanaka Masao wird es sein, die junge Frau aufzuspüren und -wenn möglich- zu befreien.?
Tanaka-San schaut erstaunt zu seinem Vater auf, während alle anderen Anwesenden nicken. Der Shujin wendet sich seinem Sohn zu und fragt:
"Oder möchte der ehrenwerte Hyogi-in -Ratsherr- Tanaka-San die Aufgabe an jemand anders weitergeben?"
Der junge Mann schüttelt den Kopf und antwortet:
"Sumimasen -Entschuldigung-, ich fühle mich geehrt, aber mir fehlen dazu noch sämtliche Informationen..."
Tanaka-Sama nickt lächelnd und sagt:
"Du sollst alles erhalten, was du brauchst. Zusätzlich wird ein Quadrokopter in der Nähe über dich wachen!"
Man sieht Tanaka-San nun die Erleichterung an. Danach löst sich die Versammlung auf. In den nächsten Wochen sehe ich den jungen Herrn nicht mehr. Er ist zu seinem Auftrag aufgebrochen, erklärt mir mein Herr, und wir müssen uns nun in Geduld üben.
Währenddessen gehe ich oft als Lehrerin in unsere Meido-Do und nebenbei auch als Darstellerin in das Baraetishiata -Varietétheater- in dem Hochhaus, in dem die Wohnung meines Shujin liegt. Dort stehe ich weiß geschminkt im Kimono, das lange Haar zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt, auf der Bühne und mache verschiedene Performances zwischen den Theaterstücken. Die Vorführung nimmt meist zehn Minuten in Anspruch, während denen hinter der Bühne immer große Betriebsamkeit herrscht.
Dabei lasse ich oft auch ein Shamisen ertönen, das Musikinstrument der Geishas. Es ist eine dreisaitige Laute, die man mit einem Plektrum zupft, das wie ein Ginkoblatt aussieht. Da ich mich nicht traue zu singen, nutze ich das Instrument zumeist als Musikuntermalung für Gedichte und Fabeln, die ich vortrage.
Den Frauen und Mädchen in der Meido-Do sage ich in den Unterweisungen, dass eine Geisha ein lebendes Kunstwerk ist. Rollen und Masken ersetzen das wahre Ich. Sie überlagern wie die Häute einer Zwiebel das, was man im tiefsten Inneren seiner Seele ist. Ihre Augen sind so tief wie der Ozean. Eine Geisha will nichts, fühlt nichts. Sie ist eine Künstlerin der dahinströmenden Welt. Sie tanzt und singt, sie unterhält die Männer, wie sie es mögen. Der Rest ist Schatten, ist Geheimnis.
Die Gesellschaft redet uns natürlich ein, wir seien real, doch was wir sehen, wenn wir in den Spiegel schauen, ist nur ein Bild. Das Bild, das die Umwelt von uns hat, oder das Bild, das wir der Umwelt von uns vermitteln wollen!
Nicht jede will immer hinter Masken verschwinden oder sich verstecken. Dennoch scheinen wir alle ein Leben lang auf etwas zu warten, scheinen uns beständig auf einem Weg zu einem imaginären Ziel zu befinden. Die Realität scheint uns gleich hinter der nächsten Biegung unseres Lebensweges zu begegnen. Unsere Eltern und Lehrer haben uns in jungen Jahren beständig auf 'morgen' vertröstet, was das Dasein und die Wahrheit hinter den Dingen betrifft.
So haben wir die endlose Spirale unseres Lebensweges betreten. Wann aber ist das Ende der Fahnenstange erreicht? Kann es sein, dass selbst die Älteren darauf keine Antwort wissen, selbst endlos auf dem Weg sind? Haben sie sich geschämt, es zuzugeben? Der schöne Schein kann Menschen verschlingen. Wie viele merken überhaupt nicht, dass sie so in ihrer Rolle aufgegangen sind, dass nichts mehr von ihrem echten Selbst übrig ist.
Seit ich Tanaka Hiko bin, bin ich endlich etwas, etwas Echtes, etwas hoch Emotionales. Endlich spüre ich, dass ich lebe, mit jeder Faser meines Körpers, mit jeder gefühlten Emotion. Ich bin frei, das zu sein, was ich fühle, das ich bin. Es gibt eine Wirklichkeit zum Anfassen wie Gras oder Baumrinde. Ich bin nicht mehr losgelöst von meinem Selbst!
*
Schließlich kommt Tanaka San von seinem Auftrag erfolgreich zurück. In seiner Begleitung befindet sich die junge Amatsuka-San, die ältere Tochter des Shachou der Amatsuka Werft Corporation, des Geschäftspartners von Tanaka-Sama.
Zwischen Tanaka-San und Amatsuka-San hat sich im Laufe der Aktion ein emotionales Spannungsfeld entwickelt, das Tanaka-San aufzulösen bestrebt ist. Innerhalb weniger Tage scheint es ihm gelungen zu sein, daraus ein emotionales Band zu weben.
Tanaka-San schenkt ihr einen Halsreifen, wie auch ich einen trage. Amatsuka-Sama wird über den glücklichen Ausgang der Aktion informiert. Dann legt die Yacht von Amatsuka-Sama an der Bunrei no Schima an. Die hohen Herrschaften werden zum Ratssaal geführt. Auf der Veranda davor habe ich als 'Saisho -'Erste'- das Kommando über einige weitere Meidos. Wir decken den Tisch für insgesamt 11 Personen. Alle Anwesenden, Gäste wie Gastgeber, tragen heute Business-Outfits, bis auf vier Personen in nautischen Uniformen, die mit dem ehrenwerten Amatsuka-Sama gekommen sind.
Wie ich höre, fährt Amatsuka-San mit ihren ehrenwerten Oya-San -Eltern- in ihre Heimat zurück. Dort nimmt sie ihr Studium wieder auf. Sie erhält dafür einen Bodyguard zur Seite gestellt. Noch einmal soll sie nicht entführt werden können.
Einige Wochen später bittet Tanaka-San um ein vertrauliches Gespräch mit Tanaka-Sama. Dieser hat am Abend desselben Tages noch ein längeres Gespräch mit dem Shachou der Amatsuka Werft Corporation.
Am Sonntag darauf fahren wir mit dem Speedboot nach Maizuru. Tanaka-Sama hat mich angewiesen, meinen festlichsten Kimono anzulegen. Ich hole mir zwei Meidos hinzu, die mir beim Anlegen helfen und die Frisur legen. Mit meinem mehrlagigen rosé-farbenen Kimono trippele ich an der Seite des Herrn zum Aufzug. Auf der Ebene 0 treffen wir auf Tanaka-San und den Piloten des Speedbootes. Die Herren tragen je einen anthrazitfarbenen Smoking und der Pilot trägt seine weiße Marine-Uniform.
Tanaka-Sama hilft mir zuvorkommend beim Einsteigen in das Speedboot. Als wir in Maizuru ankommen, erkennen die Herren, dass wir nicht so einfach an Land kommen. Wir müssten die Leitern in den Spuntwänden der Werft beinahe zehn Meter emporklettern, weil zurzeit Ebbe herrscht. Der Pilot fährt langsam in das Hafenbecken neben der Slipanlage und legt an einem Ponton mit Brücke an. Der schwarze Schwimmkörper ragt zwei Meter hoch aus dem Wasser.
Inzwischen ist man auf uns aufmerksam geworden. Werftarbeiter kommen heran, denen die Herren zwei Taue zuwerfen können. Als nun ein freundlicher Arbeiter eine Alu-Leiter bringt, winkt Tanaka-Sama lächelnd ab. Er bedankt sich höflich mit einer Verbeugung und sagt, dass wir das anders regeln. Nun öffnet er und der Pilot die Stauräume hinter der Kabine und sie befestigen Rotore an den Anschlüssen im Kabinendach.
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