Montag, 20. Juni 2022
Die Gesellschafterin -12
Nachdem beide wieder an ihren Plätzen hinter den Kontrollen sitzen und die Riegel lösen, haben sich bestimmt ein Dutzend Zuschauer eingefunden. Jetzt werden die Rotoren hochgefahren und die Kabine löst sich aus dem Unterteil. Wir steigen auf etwa fünf Meter über dem Bodenniveau des Werftgeländes und mein Herr dirigiert den Piloten vor die Villa im Park hinter dem Verwaltungsgebäude. Dort landen wir und Tanaka-Sama hilft mir aus dem Quadrokopter. Wegen des Kimonos bin ich in meiner Bewegungsfreiheit etwas eingeschränkt.

Kaum stehen wir gemeinsam neben dem Fluggerät, als sich die Haustür öffnet und Amatsuka-Sama heraustritt, um uns zu begrüßen.

"Konnichiwa!" sagt er und verbeugt sich leicht.

Wir nähern uns ihm und begrüßen ihn in gleicher Weise. Er führt uns auf einen Weg um sein Haus herum. In einem besonderen Gartenbereich steht dort ein traditionelles Holzhaus, sein Teehaus.

Davor steht eine Bank und ein steinernes Wasserbassin unter einem offenen überdachten Bereich -Machiai-. Unser Gastgeber legt eine Schöpfkelle bereit. Danach verlässt er uns und betritt das Teehaus. Wir reinigen uns nun Mund und Hände mit dem Wasser. Danach betreten auch wir das Teehaus und ziehen unsere Schuhe aus.

Die Ushiro kara yuga -'Gnädige von hinten' (Hausfrau)- sitzt im kostbaren Kimono neben einem Holzkohlefeuer und führt eine Sado -Teezeremonie- durch, von Amatsuka-Sama assistiert.

Nach vielleicht zwei Stunden klingt die Teezeremonie aus. Nun wechseln wir hinüber zu der modernen Villa des Gastgebers. Dort trifft auch Amatsuka Moe auf uns, während der Pilot zum Quadrokopter geht, um die folgenden Privatgespräche nicht zu stören.

Hausangestellte servieren eine Menge kleiner Gänge. Die Väter besprechen die angestrebte Hochzeit. Amatsuka-Sama wendet sich dabei auch an Tanaka-San. Er fragt neugierig:

"Meine liebe Tochter hat mir ihre Befreiung dargestellt. Darf ich die Geschichte auch noch einmal aus Ihrer Sicht hören, ehrenwerter Tanaka-San?"

Der Angesprochene lächelt höflich und beginnt:
"Ja, gerne. Es bedurfte Geduld, um mit der Gokudo -extremer Weg (Yakuza)- eine Verbindung zu knüpfen. Dann habe ich mich mit meinem Kontaktmann von der Gegenseite getroffen und ehrlich gesagt, dass ich momentan mit leeren Händen komme. Daraufhin hat man mich betäubt und verschleppt. Vielleicht dachte man, mit meiner Person noch mehr Druck ausüben zu können. Allerdings trage ich einen Chip unter der Haut, der mit GPS angepeilt werden kann.
Ich wachte in einem traditionellen Haus in den Bergen auf. Dort war es mir möglich, mich unter den Augen des Wachpersonals außerhalb des Hauses zu bewegen. Ich ging zum Meditieren nach draußen und änderte meinen Sitzplatz bis zu dreimal am Tag. Irgendwann hatte ich hinter einem der Gitter in Bodennähe Bewegung entdeckt. Augen schauten mich an. In einer Nacht öffnete ich das Gitter und fragte, ob Amatsuka-San unter den Gefangenen sei. Sie bestätigte es mir..."

Ich schaue lächelnd zu Moe-chan hinüber.

"Dann sagte ich, sie soll sich beim Ausbruch still in meiner Nähe halten. Die Anderen sollten laut in verschiedenen Richtungen davonlaufen. Nun führte ich Amatsuka-San von der Hütte weg. Die Männer meines Vaters hatten inzwischen meinen Standort ermittelt und folgten dem Signal des Chips bis sie eine Möglichkeit des Zugriffs fanden. Dann sind wir mit dem Quadrokopter zum Boot geflogen, haben ihn darin versenkt und sind anschließend zur Insel meines Vaters gefahren, der Sie informiert hat. Ein paar Tage darauf haben Sie uns mit Ihrer Yacht besucht."

"Und während dieser Reise haben Sie beide also Gefühle für einander entdeckt..." meint Amatsuka-Sama interessiert.

"So ist es," antwortet der junge Herr mit fester Stimme und schaut unserem Gastgeber in die Augen.

Dabei zieht er eine Schachtel aus der Innentasche seiner Anzugjacke, die in kostbares Papier gehüllt ist. Darin befindet sich ein Fächer mit einer kostbaren Zeichnung auf dem gefalteten Papier. Er ist in dieser Situation ein Symbol für Wachstum und Wohlstand. Auch überreicht er ihm einen Umschlag mit goldenen und silbernen Verzierungen, dem Shugi-bukuro. Darin befinden sich einige hohe Geldscheine. Amatsuka-Sama nimmt sie lächelnd an und überreicht anschließend Tanaka-Sama ähnliche symbolhaltige Geschenke. Damit ist Amatsuka-San mit dem jungen Herrn verlobt.

Tanaka-Sama und Amatsuka-Sama haben kurz darauf unseren Piloten mit einem Ingenieur der Werft bekanntgemacht. Unser Pilot zeigt dem Ingenieur wie die Kombination aus Quadrokopter und Speedboot funktioniert. Dieses Fahrzeug ist etwas kleiner als der Meisai -Tarn-. Ihm fehlt der Jetantrieb und die dafür erforderlichen Tanks. Die Werft wird das Fahrzeug auseinandernehmen und kopieren. Anschließend erhalten wir das Speedboot zurück.

Wir selbst fahren als Gäste auf Amatsuka-Samas Yacht zur Insel zurück. Für das Schiff bedeutet das eine zweitägige Fahrt. Amatsuka-Sama, seine Ushiro kara yuga -Gnädige von hinten- und Amatsuka-San begleiten uns. So haben die Brautleute ein paar Stunden für sich, an denen sie - unter den strengen Augen ihrer ehrenwerten Väter - an Deck stehen können, um sich ihre Liebe zu gestehen.

Nachdem Amatsuka-Sama einen Termin im größten Schrein in Kyoto, dem Verwaltungssitz der gleichnamigen Präfektur bekommen hat, holt uns Amatsuka-Samas Yacht auf Bunrei no Shima ab und anschließend fahren wir mit Oldtimern aus Amatsuka-Samas Sammlung die zweistündige Strecke von Maizuru nach Kyoto. Amatsuka-San trägt neben der Garderobe und der kunstvollen Frisur auch das glückliche Lächeln einer strahlenden Braut.

Nach der Zeremonie im Fushimi Inari Taisha Schrein fahren wir wieder nach Maizuru zurück, wo Amatsuka-Sama ein Restaurant gemietet hat.

Es ist schon früher Morgen als wir uns auf unsere Zimmer auf Amatsuka-Samas Yacht zurückziehen können, die gleich darauf ablegt, damit wir zwei Tage später auf der Insel ankommen. Auf Bunrei no Shima gibt Tanaka-Sama noch ein Abschiedsessen für Amatsuka-Sans Eltern und den engsten Familien- und Freundeskreis, die die Reise auf der Yacht mitgemacht haben. Wieder beauftrage ich einige Meidos mit den erforderlichen Arbeiten, damit den Gästen an nichts fehlt.

Ich selbst unterhalte die Gäste als Geisha zurechtgemacht mit einer Tanz-Performance und versuche mich später damit, aus Amatsuka-Sama in einer Konversation den Ingenieur herauszulocken, während ich die hohen Herrschaften bei Tisch bediene.

Immer wieder kommt Amatsuka-Sama zwischendurch auf meine Performance zu sprechen. Neben meiner Aufgabe als Gesellschafterin, ist es für eine Geisha immer von Bedeutung, als bewegliches Kunstwerk betrachtet zu werden!

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