Mittwoch, 28. August 2024
Eine neue Hoffnung -36
Inzwischen hat eine Untersuchung bei Lenis Frauenarzt ergeben, dass wir ein Mädchen erwarten. Wir vereinbaren, dass wir schauen, wem unser Mädchen nach der Geburt mehr ähnelt. Hat sie braune Augen und mein Gesicht, soll sie Patma heißen. Ähnelt sie dagegen mehr ihr, soll sie Gita heißen.

*

Mitten in der Nacht werde ich wach. Leni rüttelt mit angespannter Miene an meiner Schulter.

"Ashok - Ashok, ich glaube wir müssen los. Ich glaube es kommt."

Ich setze mich halb auf, in dem ich mich auf einen Ellenbogen abstütze und schaue verschlafen in ein verschwitztes Gesicht mit großen Augen und sorgevollem Blick. Schlagartig bin ich wach und schnell ziehe ich mich an. Ich nehme mein Handy vom Nachtisch in die Hand und wähle die Nummer der Taxizentrale. Man verspricht mir, dass in wenigen Minuten ein Taxi vor der Tür hält.

Nun nehme ich den bereitstehenden gepackten Koffer in die Hand und helfe Leni die Treppe zur Haustür hinunter. Etwa zehn Minuten nach meinem Anruf steht das Taxi vor der Tür. Ich helfe Leni auf den Rücksitz, umrunde das Taxi und steige auf der anderen Seite ein. Mich neben Leni setzend helfe ich ihr mit dem Gurt. Anschließend startet der Fahrer und ab geht es ins Krankenhaus. Auf meiner Armbanduhr ist es zwei Uhr nachts. Leni stöhnt von Zeit zu Zeit leise auf. Zum Glück sind die Straßen leer.

Der Taxifahrer schaut ab und zu in den Rückspiegel und überfährt schon die zweite Kreuzung, bei der die Ampel auf Gelb springt.

Endlich haben wir das Krankenhaus erreicht, in dem Leni entbinden will. Der Fahrer biegt nach rechts in die Einfahrt ab. Er hält den Wagen an und nimmt den Koffer aus dem Gepäckraum, während ich Leni liebevoll beim Aussteigen helfe. Danach übergibt mir der Fahrer den Koffer und wünscht "Viel Glück".
Auf der Station angekommen werden die ersten Untersuchungen gemacht. Der Wehenschreiber wird angelegt.

"Der Muttermund ist noch nicht weit genug offen," heißt es. "Ansonsten ist alles okay. Gehen Sie mit ihrer Frau noch ein paar Mal den Gang auf und ab."

Es wird fünf Uhr. Es wird sieben Uhr.

Die Schwestern messen von Zeit zu Zeit Leni's Werte. Alles im grünen Bereich?

Immer wieder wechseln kurze Untersuchungen mit kleinen Spaziergängen. Zwischendurch muss ich Leni öfter festhalten. Sie atmet schwer, wenn wieder eine Wehe kommt.

Gegen Mittag soll sie sich hinlegen. Sie kann nicht mehr. Dann um halb vier schiebt man sie in einen Nebenraum.

Der Frauenarzt sagt zu mir:
"Sie dürfen ihre Frau gerne begleiten, wenn Sie sich stark genug fühlen!"

Ich setze mich auf einen Stuhl neben Leni und halte ihre Hand. Sie wird aufgefordert zu pressen. Nach einer Weile, in der ich Leni ein feuchtes Tuch auf die Stirn legen darf, hält der Frauenarzt ein kleines Bündel in der Hand. Unsere Tochter ist zur Welt gekommen! Sie wird abgenabelt, gewaschen und in warme Tücher gehüllt. Jetzt erhält Leni sie in den Arm gelegt.

"Schauen Sie, das ist ihre Tochter! Ist sie nicht süß? Wie soll sie denn heißen?" fragt die anwesende Krankenschwester.

Ich beuge mich über das Baby. Es schaut mich aus dem Frottier neugierig an und streckt mir ein Ärmchen entgegen. Zuerst berühre ich das Händchen glücklich lächelnd mit meinem Zeigefinger. Es fasst beherzt zu und umfasst meinen Finger mit allen Fingerchen ihrer Hand.

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