Sonntag, 14. Juli 2024
Eine neue Hoffnung -21
Ihr Ruf hat meine Mutter an die Haustür gelockt. Sie breitet erfreut die Arme aus, über das ganze Gesicht lachend. Ich laufe ihr in die Arme und rufe, glücklich lächelnd:

"Hallo Mama!"

"Guten Morgen, Leni. Wie wundervoll, dich gesund zu sehen!" antwortet sie und macht die Tür frei.

Ashok hat mit meinem Koffer auch schon den Eingang erreicht. Mama begrüßt ihn höflich und schließt die Haustür hinter ihm. Ich habe in der Tür zum Wohnzimmer meine ältere Schwester am Fenster stehend entdeckt und laufe auf sie zu, um sie zu umarmen.

Ashok ist auch in der Wohnzimmertür aufgetaucht. Er hält sich höflich zurück. Lara, meine Schwester, ist damit beschäftigt gewesen, den Frühstückstisch abzudecken. Mama kommt hinzu und fragt:

"Habt ihr schon gefrühstückt, Leni?"

Ich schüttele den Kopf und sie antwortet:
"Gut, Lara. Dann lass zwei Gedecke auf dem Tisch. Wir können uns ja kurz hinzusetzen."

Lara holt zwei Frühstücksgedecke aus dem Schrank. Ich helfe ihr. Alles ist wie früher. Sie wirft währenddessen ab und zu einen Blick aus dem Fenster, um auf ihre Mädchen zu achten. Dabei flüstert sie mir zu:

"Warum hast du uns nichts von ihm erzählt?"

"Was soll ich erzählen? Er ist doch nur ein Junge," antworte ich, genauso leise.

"Ein Junge? Hast du gesehen, wie er dich ansieht?" fragt sie zurück.

Eine Falte hat sich auf ihrer Stirn gebildet.

"Lara, hör bitte auf!" antworte ich, verlegen lächelnd.

"Es ist ganz offensichtlich, dass er Gefühle für dich hat!" stellt sie fest.

Inzwischen hat Mama den Tisch wieder für uns gedeckt. Papa kommt herein. Ich lasse Lara stehen und laufe Papa in die Arme. Freudig begrüße ich auch ihn. Lara und Mama haben sich inzwischen an den Tisch gesetzt. Mama bietet Ashok einen Stuhl an. Papa und ich setzen uns hinzu und Mama bedient mich. Sie schaut Ashok an und sagt:

"Nehmen Sie sich ruhig, was Sie mögen, Herr..."

"Gurun," sage ich schnell. "Ashok Gurun. Es ist der kleine Junge, den wir damals in Nepal aus der Schuldknechtschaft befreit haben."

"Oh," macht sie und Papa ergänzt:

"Aus dem kleinen Jungen ist aber inzwischen ein stattlicher junger Mann geworden!"

Ashok schaut ihn lächelnd an. Papa erwidert den Blick wohlwollend. Lara schmunzelt und wendet sich über den Tisch an Ashok:

"Weißt du, Ashok, dass du der erste Freund bist, den meine Schwester jemals nach Hause gebracht hat."

Es ist mir peinlich, dass Lara immer noch keine Ruhe gibt. Ich winde mich und erkläre mit abgewandtem Gesicht:

"Ashok und ich sind bloß gute Bekannte..."

Nun schaut Papa skeptisch von mir zu Lara. Er sagt:
"Lara, bitte sei ruhig."

Als das Frühstück beendet ist, hilft Lara Mama beim endgültigen Abräumen, während Papa fragt:

"Ist in den letzten Tagen irgendwas passiert in Berlin?"

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