Donnerstag, 18. Januar 2024
Neferet -die Schöne- 09
"Aber, großmütiger Herr, ich bin diese Neferet, Tochter des Sennefer!" antworte ich.

Aufgrund der Zurückweisung werde ich betrübt, seufze und meine Augen füllen sich mit Tränen. Nun beugt sich Semenchkare zu mir herüber und erklärt:

"Da du Neferet bist, Sennefers Tochter, und ich meine Versprechen halte, will ich den Schreiber Sennefer hiermit um die Hand seiner Tochter bitten!"

Ich richte meinen Rücken gerade auf und schaue dem hohen Gast in die Augen. Er meint es ernst! Meine Trauer wendet sich zu großer Freude. Ich schaue Vater bittend an, dass er seinen Segen zu unserer Verbindung gibt. Noch hält er sich bedeckt, denn zu schnell will er nicht zusagen. Das würde meinen 'Wert' schmälern.

Semenchkare isst und trinkt. Danach legt er sein Haupt nieder. Am nächsten Tag lässt er anspannen und die ganze Gegend befahren. Als er weiterziehen will, bittet Vater den ehrenwerten Wesir:

"Mein Herr, bleib bitte heute noch hier! Zieh' morgen deines Weges."

Mein Vater Sennefer hat vor, ein Festmahl auszurichten und im Zuge des Mahles seine Zustimmung zu Semenchkares Beziehung mit mir zu geben.

Doch dieser antwortet meinem Vater:
"Nein, heute will ich gehen. In einem Monat will ich aber zu euch zurückkehren. Dann bleibe ich zu einem Festmahl hier."

Als ich die Entscheidung vernehme, bin ich ganz teilnahmslos und in Tränen aufgelöst. Ich schließe mich in mein Zimmer ein und nehme nur noch Brot und Wasser zu mir. Als der Mond einmal rund geworden ist und am Morgen die Sonne aufgeht, erhebe ich mich. Ich fühle mich erschöpft. Draußen singen die Vögel und die Hunde bellen Wanderer an.

Ich lehne mich an die Wand, umschließe die Knie mit meinen Armen und lasse den Kopf auf die Knie sinken. In meinen Gedanken frage ich mich:

'Was soll ich Arme tun? Wo soll ich hingehen? Wer tröstet mich? Mit wem kann ich bloß sprechen, ich hilflose, vereinsamte, missachtete Jungfrau?'

Irgendwann verlasse ich mein Zimmer. Da trifft schon der Bote des Semenchkare vor dem Haus ein und meldet:

"Zu euch kommt heute Semenchkare, der ehrenwerte Wesir des Per-Aa -Pharaos- und Kronprinz des Reiches Kemet!"

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