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Mittwoch, 9. Oktober 2024
Namasté -10
hermann-jpmt, 12:31h
Ein weiteres Mädchen, vielleicht neun oder zehn Jahre alt, nähert sich unsicher aus dem Dämmerlicht.
"Ajala!" rufe ich erstaunt. "Bist du groß geworden!"
Meine jüngste Schwester ist damals erst wenige Monate alt gewesen. Vorsichtig macht sie ein paar Schritte auf mich zu. Ich strecke die Hand nach ihr aus und streiche ihr übers Haar.
"Dich habe ich natürlich auch vermisst, Ajala!"
Sie zeigt ein wunderschönes Lächeln. In ihren Mundwinkeln sind Grübchen entstanden.
"Wo sind die anderen?" frage ich nun.
Vanita schluchzt immer noch. Ajala antwortet für sie:
"Auf der Arbeit! Sie kommen erst am Abend wieder."
Ich nicke. Es ist jetzt die Zeit des Jhapaki -Mittagsschlafes-. Also habe ich noch etwas Zeit. Sanft schiebe ich Vanita von mir. Sie schluchzt immer noch ein bisschen.
"Hört mal. Ich muss noch kurz etwas erledigen. Würdet ihr bitte so lange warten?"
Sie nicken eifrig.
"Danke," lächele ich und wische dabei eine Träne von Vanitas Wange.
"Wo gehst du hin?" fragt Ajala neugierig.
"Zu Shri Pakskaranji. Ich muss mit ihm über etwas Wichtiges sprechen."
Shri Pakskaranji wohnt immer noch in seinem kleinen Haus am Rande des Dorfes. Man sieht, dass es einem Brahmanen gehört. An einer Seitenwand stehen die Statuen mehrerer indischer Gottheiten. Er ist der Priester des Dorfes. Ich schlucke, atme noch einmal tief durch und betrete sein Haus. Drinnen ist es dunkel und schmucklos. Selbst der Priester kann sich in diesem Dorf nur das nötigste leisten.
Shri Pakskaranji sitzt im Schneidersitz auf einem vom Staub verblichenen Teppich. Er sieht mich mit großen Augen an.
"Namasté, Shri Pakskaranji," begrüße ich ihn mit ehrfürchtiger Gestik.
Er starrt mich eine ganze Weile sprachlos an. Also fahre ich fort:
"Ich bin hier, um mit dir über etwas Wichtiges zu sprechen."
Immer noch keine Reaktion seinerseits.
"Ich war in Prayagraj und habe gesehen, dass die meisten Menschen dort lesen und schreiben können. Daher möchte ich hier in unserem Dorf den Leuten auch das Lesen und Schreiben beibringen."
"Du?" unterbricht er mich. Seine Augen sind immer noch starr auf mich gerichtet.
"Ja," antworte ich einfach. "Ich habe es gelernt."
Seine Augen weiten sich noch mehr.
"Du kannst...," keucht er.
"Ja," wiederhole ich. "Ich habe mir überlegt, dass wir es erst klein angehen. Die Kinder könnten früher von der Arbeit kommen, damit ich..."
"Ajala!" rufe ich erstaunt. "Bist du groß geworden!"
Meine jüngste Schwester ist damals erst wenige Monate alt gewesen. Vorsichtig macht sie ein paar Schritte auf mich zu. Ich strecke die Hand nach ihr aus und streiche ihr übers Haar.
"Dich habe ich natürlich auch vermisst, Ajala!"
Sie zeigt ein wunderschönes Lächeln. In ihren Mundwinkeln sind Grübchen entstanden.
"Wo sind die anderen?" frage ich nun.
Vanita schluchzt immer noch. Ajala antwortet für sie:
"Auf der Arbeit! Sie kommen erst am Abend wieder."
Ich nicke. Es ist jetzt die Zeit des Jhapaki -Mittagsschlafes-. Also habe ich noch etwas Zeit. Sanft schiebe ich Vanita von mir. Sie schluchzt immer noch ein bisschen.
"Hört mal. Ich muss noch kurz etwas erledigen. Würdet ihr bitte so lange warten?"
Sie nicken eifrig.
"Danke," lächele ich und wische dabei eine Träne von Vanitas Wange.
"Wo gehst du hin?" fragt Ajala neugierig.
"Zu Shri Pakskaranji. Ich muss mit ihm über etwas Wichtiges sprechen."
Shri Pakskaranji wohnt immer noch in seinem kleinen Haus am Rande des Dorfes. Man sieht, dass es einem Brahmanen gehört. An einer Seitenwand stehen die Statuen mehrerer indischer Gottheiten. Er ist der Priester des Dorfes. Ich schlucke, atme noch einmal tief durch und betrete sein Haus. Drinnen ist es dunkel und schmucklos. Selbst der Priester kann sich in diesem Dorf nur das nötigste leisten.
Shri Pakskaranji sitzt im Schneidersitz auf einem vom Staub verblichenen Teppich. Er sieht mich mit großen Augen an.
"Namasté, Shri Pakskaranji," begrüße ich ihn mit ehrfürchtiger Gestik.
Er starrt mich eine ganze Weile sprachlos an. Also fahre ich fort:
"Ich bin hier, um mit dir über etwas Wichtiges zu sprechen."
Immer noch keine Reaktion seinerseits.
"Ich war in Prayagraj und habe gesehen, dass die meisten Menschen dort lesen und schreiben können. Daher möchte ich hier in unserem Dorf den Leuten auch das Lesen und Schreiben beibringen."
"Du?" unterbricht er mich. Seine Augen sind immer noch starr auf mich gerichtet.
"Ja," antworte ich einfach. "Ich habe es gelernt."
Seine Augen weiten sich noch mehr.
"Du kannst...," keucht er.
"Ja," wiederhole ich. "Ich habe mir überlegt, dass wir es erst klein angehen. Die Kinder könnten früher von der Arbeit kommen, damit ich..."
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