Freitag, 27. September 2024
Namasté -06
Aus diesem Gespräch gehe ich mit einem euphorischen Gefühl zu meinem Schlafsaal zurück und muss es sogleich mit meinen Schulfreundinnen teilen. Ein halbes Jahr später, nach dem Erhalt meines Abschlusszeugnisses und des Stipendiums, gehe ich auf die andere Schule. Die Anforderungen dort sind schon ganz andere, als ich sie bisher kennengelernt habe.

'Soll ich wirklich auf die Universität gehen?' frage ich mich dort oft.

Ich entscheide mich schließlich dazu, nach Ende der Schule als Dorflehrerin in mein Heimatdorf zurückzukehren. Mit diesem Ziel im Kopf absolviere ich die Schule wieder mit sehr guten Bewertungen. Das Angebot des dortigen Schulleiters, mit einem weiterführenden Stipendium der 'Plan International India' die Universität zu besuchen, lehne ich daher dankend ab. Stattdessen frage ich ihn nach dem Büro der Organisation in der Stadt.

Dorthin gehe ich also und frage die Mitarbeiter nach der Möglichkeit einer Unterstützung zum Aufbau einer Dorfschule. Der Bürochef schaut sich meine Zeugnisse und Auszeichnungen an und fragt mich:

"Manju, hast du denn schon ein Dorf vor Augen?"

Ich nicke, falte die Hände und hebe sie auf Höhe meines Herzens. Dabei schaue ich zu Boden und antworte:

"Haan, maananeey mahody -Ja, ehrenwerter Herr-, ich möchte gerne in mein Heimatdorf zurück und dort für mehr Bildung sorgen."

Er lächelt mich an und erklärt:
"Unsere Organisation ist durch und durch spendenfinanziert. Das weißt du. Dadurch kann die Unterstützung manchmal eine Weile dauern. Ich verspreche dir aber, mich auf der höheren Ebene für dein Projekt einzusetzen. Deine Aufgabe ist jetzt, dass du in dein Heimatdorf fährst und auflistest, was zum Aufbau und Unterhalt einer Dorfschule dort nötig sein wird. Mit diesen Zahlen kann ich konkret arbeiten."

Ich bedanke mich herzlich und trete aus dem Büro auf die Straße. Nun gilt es, bei den Speditionsunternehmen nachzufragen, ob ein LKW in den nächsten Tagen unser Dorf anfährt. Dabei fällt mir der Name der Firma ein, die meinem Pitaji -ehrenwerten Vater- Steine aus abgebrochenen Häusern bringt. Dort habe ich Glück. Ein LKW, beladen mit Bauschutt, soll morgen in unser Dorf abfahren.

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