Donnerstag, 22. August 2024
Eine neue Hoffnung -34
Nun serviert das Restaurantpersonal ein mehrgängiges Essen. Am frühen Nachmittag erhebe ich mich, fordere Ashok auf mitzukommen und gehe zu meinen kleinen Nichten. Ich fordere sie zum Tanzen auf. Wir drehen auf der Tanzfläche zu Viert ein paar Runden Ringelreihen und fordern die Gäste auf, ebenfalls auf die Tanzfläche zu kommen.

Am frühen Abend ziehe ich mir ein weißes Kleid an, damit die Stylistin mit den Saris und den Schmuckschatullen die Feier verlassen kann. Sie möchte sicher auch Feierabend machen. Dann müssen wir uns wieder an die Tische setzen, denn das Restaurantpersonal will das Abendessen auftragen.

*

Herr Mrachartz hat es irgendwann geschafft, dass ich eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis bekomme. Anderenfalls wäre Leni mir gefolgt, wenn ich abgeschoben worden wäre. Er hätte dann die Geschäftsführung wieder übernehmen müssen und vielleicht Lara eingearbeitet. Oder Laras Mann hätte seinen Beruf aufgeben und eingearbeitet werden müssen, wenn sie abgelehnt hätte.

Wie dem auch sei, das sind nun müßige Überlegungen, da ich mich dauerhaft in Deutschland niederlassen darf. Ich suche nun nach einem alten Schulgebäude oder so etwas ähnlichem, das ich vom Berliner Schulministerium anmiete. Genau wie die Deutsche Buddhistische Gesellschaft einige größere Räume und angeschlossene Büros besitzt, dort aber den tibetischen Buddhismus verbreitet.

Ich eröffne als Erstes eine Internet-Seite über den indischen Buddhismus und stelle darin mich und mein 'Ashram' -Einsiedelei- vor. Auch können Internet-Nutzer, die meine Seite über Google finden und sich anmelden, mit mir in Kontakt treten und offen texten. Haben sie persönliche Fragen, steht ihnen die PN-Funktion zur Verfügung.

Es wäre ja schön, wenn ich alle Inder in Deutschland anschreiben könnte, um mich vorzustellen, aber das lässt der Datenschutz nicht zu. Um nun 'google.bot' Stoff zu geben, damit Google mich in seiner Suchfunktion listet, veröffentliche ich einige kurze Artikel über Buddhas Leben und Lehren auf meiner Seite. Hinzu kommen noch profane Artikel über das Wickeln eines Saris und ähnliches.

Nur schleppend bekomme ich Kontakte, aber mit der Zeit habe ich immer mehr Mitglieder auf der Seite. Die meistgestellte Frage ist, was ich mit meinem Ashram bezwecke. Ich antworte dann immer, dass der Buddhismus im deutschen Schulsystem eine untergeordnete Rolle spielt.

Wer also sein Kind nach der Schule und vor einer Ausbildung zu mir sendet, dem bringe ich die buddhistische Philosophie bei, sowie bei Interesse auch die waffenlose Selbstverteidigung und das Meditieren. Nun wollen die meisten Mitglieder meiner Seite, dass ich Online-Lehrgänge gebe. Ich gehe darauf ein, um mich überhaupt zu beschäftigen. Allerdings kommt, bis auf ein paar regelmäßige Spenden, so kaum Geld herein, um die Miete und die Renovierungskosten zu bezahlen.

Irgendwann empfängt mich Leni freudestrahlend, als ich abends zu ihr nachhause komme. Sie hat den Tisch festlich eingedeckt und das Wohnzimmer geschmückt. Ich frage sie erstaunt:

"Ist heute ein besonderer Tag, Schatz? Habe ich etwas verpasst?"

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