Dienstag, 2. Juli 2024
Eine neue Hoffnung -17
Plötzlich haben wir einen anderen Wagen neben uns auf der mehrspurigen Hauptstraße. Die Scheibe des Beifahrerfensters fährt herunter und ich sehe, wie sich eine Waffe auf mich richtet. Der Rückstoß lässt die Waffe hochrucken. Gleichzeitig verreißt der Fahrer das Steuer und der Wagen kracht in voller Fahrt gegen einen Alleebaum. Ich bekomme einen Riesenschreck. Mir rutscht das Herz in die Hose. Krampfhaft schaue ich nach vorne und blende das Erlebnis aus, das ich sowieso nur in den Augenwinkeln mitbekommen habe.

Ashok rührt sich etwas, schlägt die Augen auf und legt seine Hand auf meinen Oberschenkel. Sanft streichelnd bewegt er sie ein wenig und sagt dabei:

"Ruhig, Leni! Ganz ruhig! Es ist ja nichts passiert. Konzentriere dich auf den Verkehr, damit wir wohlbehalten ankommen! Ich kümmere mich um alles andere."

Seine Nähe wirkt tatsächlich beruhigend auf mich. So kommen wir kurz darauf auf dem Firmenparkplatz an und betreten das Gebäude. Meine Mitarbeiter sind schon anwesend. Ich begrüße sie nacheinander und wünsche ihnen einen erfolgreichen Tag. Dann öffne ich die Tür zu meinem Büro, lasse zuerst Ashok eintreten und schließe sie danach wieder. Meinen PC fahre ich nun hoch und stelle die Gespräche für mich auf meinen Apparat um. Anschließend setze ich mich mit Ashok in die Besprechungsecke und stelle fest:

"Wir haben einen Unfall miterlebt! Der Fahrer neben uns ist voll gegen einen Baum gefahren!"

"Ja und nein," antwortet Ashok. "Wir sind von einem Wagen eine ganze Weile verfolgt worden. Auf einmal hat er beschleunigt und sich neben uns gesetzt. Er hat das Fenster geöffnet und eine Waffe auf dich gerichtet. Er hat sogar noch abdrücken können, aber im gleichen Moment hat der Fahrer die Kontrolle verloren und der Schuss ist abgefälscht worden. Dabei hat dann ein Baum die Fahrt des anderen Fahrzeugs gestoppt."

Ich höre ihm ungläubig zu. Was Ashok da erzählt, hört sich ungeheuerlich an. Mir fallen sofort einige Ungereimtheiten auf und ich spreche sie sofort an:

"Nehmen wir einmal an, das wäre so gewesen... Wieso hat der Fahrer die Kontrolle über den Wagen gerade in dem Moment verloren, als der Beifahrer auf mich geschossen hat."

Ashok grinst und meint nur: "Ich habe neben dir gesessen und meditiert."

Nun schaue ich ihn verstört an und sage:
"Du willst damit sagen, durch dein Meditieren hast du mich gerettet? Wieder einmal..."

Sofort habe ich wieder die Bilder von gestern Abend aus dem Club im Kopf.

Mein Gegenüber nickt ernsthaft und antwortet:
"Du kannst mir später von den Geschäften deiner Firma erzählen. Jetzt gilt es erst einmal, niemand von diesen Leuten in deine Nähe zu lassen! Ich setze mich also in eine Ecke und meditiere, bis dein Feierabend heran ist."

"Dann hast du heute Abend aber ebenfalls etwas zu erzählen!" entgegne ich. "Ich möchte wissen, was du machst, während du meditierst."

Er nickt mir zu und verspricht:
"Okay, das werde ich."

Der Tag verläuft beinahe wie jeder andere Montag. Nur dass ich einen indischen Sadhu, in europäischer Kleidung, in meinem Büro in Meditationshaltung sitzen habe. Und kurz vor Feierabend erhalte ich einen Anruf von meinem Vater.

"Leni?"

"Papa? Ist etwas bei euch passiert?"

Mein Vater hört sich nun erleichtert an. Er beruhigt mich:

"Nein, bei uns ist alles in Ordnung. Dafür bin ich erleichtert, dass es DIR gutgeht. Ich habe nämlich einen Brief erhalten, in dem man dir mit dem Tod droht, wenn nicht eine Million Euro an einer bestimmten Stelle deponiert werden."

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