Samstag, 8. Juni 2024
Eine neue Hoffnung -09
"Und?" frage ich ihn. "Bist du es geworden, Babaji?"

"Egal was du beginnst, mein Junge: es ist noch nie ein Meister aus den Wolken gefallen. Alles braucht seine Zeit! Geduld ist eine wichtige Eigenschaft, und natürlich Gelassenheit. Ein Sadhu muss den Leuten Gutes tun, ihnen Freude bereiten, bescheiden leben und seine Mitmenschen immer wieder seelisch aufrichten. Siddharta Gautama Buddha ist 80 Jahre alt geworden, bis er starb und ins Nirwana einging."

"Du wanderst bisher alleine durch die Landschaft. Gibst du mir als deinem Shiyshya -Schüler- die Upadesha -Lehren-, so dass ich Moksha -Befreiung- erreiche. Ich will dir gerne dienen und dabei meine Augen und Ohren offenhalten, um zu lernen!"

"Dein Interesse zeigt mir, dass in dir eine gute Seele wirkt, mein Sohn!"

Mein Herz macht einen Sprung. Der Sadhu empfiehlt mir:

"Du solltest dich noch einmal umsehen, Ashok. Es wird für lange Zeit das letzte Mal sein."

Ich schaue zu Babaji auf. Er nickt mir aufmunternd zu und lächelt freundlich, also nehme ich noch ein letztes Mal die bekannten Eindrücke in mich auf. Danach folge ich ihm auf seinem Weg aus dem Ort. Er stützt sich dabei auf einen geraden Stock, der so lang ist, wie Babaji groß ist.

Schon eine ganze Weile gehen wir stumm nebeneinander her, als ich ihn frage:

"Babaji, ich kenne ja nun Buddhas Leben, aber was ist denn Buddhas Lehre?"

Mich trifft ein freudiger Seitenblick. Dann antwortet der Sadhu:

"Der erste Merksatz 'Dukkha' bedeutet, das Leben ist voller Leid."

"Das habe ich selbst erlebt," antworte ich und frage: "Woher kommt das Leid?"

"Nun, mein Sohn," meint Babaji, "in den meisten Fällen fügen Menschen ihren Mitmenschen wissentlich oder unwissentlich Leid zu."

"Warum fügen Menschen ihren Mitmenschen Leid zu?" dringe ich wissbegierig weiter in ihn.

Aber der Sadhu -heilige Mann- bleibt gelassen. Er antwortet mir:

"Unwissentlich geschieht das aus Gedankenlosigkeit. Das wissentlich oder absichtlich herbeigeführte Leid wird im zweiten Merksatz Samudaja beschrieben. Er bedeutet, die Ursache für das Leid ist Habgier."

"Ah," mache ich. "Um meinen Mitmenschen kein Leid anzutun, muss ich also auf mich und meine Handlungen achten."

"Ja!" ruft Babaji aus. "Achte stets auf das, was du sagst oder tust. Der dritte Merksatz Nirodha besagt, dass du die Habgier überwinden musst."

"Wie ist das aber dann, wenn mich jemand in böser Absicht überfällt und mir Leid zufügen will?" lasse ich nicht locker.

Mir macht die begonnene Unterweisung durch meinen neuen Babaji -Vater- viel Spaß.

"Niemals darfst du angreifen, Ashok! Damit ginge ja das erste Leid von dir aus. Du brauchst dich aber auch nicht töten lassen, sondern du darfst dich verteidigen. Wenn der Gegner aber übermächtig ist, und du sterben solltest... Habe keine Angst! Der Tod ist nicht das Ende. Du wirst wiedergeboren und der Kreislauf des Lebens beginnt für dich erneut. Das geschieht so oft, bis du ein Leben zu führen verstehst wie Buddha. Dann erreichst du auch das Nirwana."

"Kennst du einen Weg, der mich die Angreifer überwinden lässt, Babaji?"

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