Mittwoch, 5. Juni 2024
Eine neue Hoffnung -08
Die Woche bei den Tharu ist wie im Flug vorüber gegangen. Die Leute sind uns sehr hilfsbereit und aufmerksam vorgekommen. Entsprechend herzlich fällt der Abschied aus, als der Bus in der Dorfmitte hält und unser Gepäck auf das Dach verladen wird.

Wir haben gelernt, dass die Tharu ursprünglich im Dschungel gelebt haben. Als der Chitwan-Nationalpark eingerichtet worden ist, sind sie zwangsumgesiedelt worden und betreiben nun am Rand des Dschungels ihre Landwirtschaft. Wenn sie Feste feiern, und wir durften eines miterleben, haben sie uns ihre traditionellen Tänze und ihre Musik vorgeführt.

Bevor der Bus abfährt werde ich beinahe von einem Jungen umgerannt. Ich schaue genauer hin und sage überrascht:

"Ashok! What’s going on?"

"Apsara!" ruft er aus und schnappt nach Atem. "Do you live on the high mountains there?"

Ich umarme den Jungen und erkläre:
"No, Ashok, I live very far away! In a country called Germany and in a big city called Berlin there."

Ashok macht ein enttäuschtes Gesicht. Ich denke, ich muss ihn noch einmal erinnern:

"Stick to the monk and learn a lot from him for your future!"

"Please, what’s your name?" fragt er nun.

Ich streiche ihm durchs Haar und antworte:
"My name is Leni Mrachartz."

Er macht ein zweifelndes Gesicht und bittet:
"Please write it down!"

Ihm zunickend, tue ich ihm den Gefallen. Dann steige auch ich in den Bus und wir begeben uns auf die Rückfahrt nach Katmandu.

*

Nachdem die Touristen weggefahren sind, unter ihnen auch meine Apsara -Engel, Fee, Elfe, Nymphe-, verlasse ich an der Seite des heiligen Mannes unser Dorf. Ich, Ashok, will den Rat der Apsara mit Namen 'Leni' genau befolgen.

Seine Erzählung über den Lebenslauf Buddhas habe ich nun schon oft gehört. Um den Mann und seine Handlungen zu verstehen, frage ich den Sadhu -heiliger Mann-:

"Siddharta hat all den Reichtum seiner Familie zurückgelassen? Was aus seiner Frau und seinem Sohn wird, hat ihn dabei nicht gekümmert? Warum?"

"Ihn hat das Schicksal der Menschen interessiert und er hat sich gefragt, wie sie ihr Leiden beenden können. Darüber hat er nachgedacht, wenn er sich auf seinen Wanderungen einmal niedergelassen hat," antwortet mir der heilige Mann.

"Er wollte also, dass die Menschen nicht mehr leiden," hake ich noch einmal nach.

"Genau!" bekräftigt der Sadhu.

Nun gehe ich eine ganze Weile nachdenklich neben dem Sadhu her. Irgendwann frage ich ihn direkt:

"Und du? Du ziehst umher und erzählst den Menschen die Geschichte. Was bezweckst du damit, Babaji -Vater-?"

"Ich habe mich als junger Mann, ungefähr in deinem Alter, auf die Wanderschaft begeben und bin dem Sadhu gefolgt, der damals in unser Dorf gekommen ist, wie ich zu euch. Ich wollte die gleichen Erfahrungen machen, wie Siddharta vor langer Zeit. Ich wollte über die Meditation mit der Zeit selber zum Erleuchteten werden."

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