Mittwoch, 11. Oktober 2023
Ein südafrikanischer Traum -10
Anschließend geht sie hinter die Frühstücksbar und schaut sich in der Küchenzeile um. In Johannesburg hat sich Lindiwe schon umstellen müssen. Statt auf offenem Feuer zu kochen, hat sie dort ein Glaskeramik-Kochfeld gehabt. Hier wirkt sie etwas verloren und schaut mich hilfesuchend an.

"Wo kann ich denn hier kochen, sithandwa sam -liebster Schatz-?"

Ich zeige ihr den Thermomix auf der Arbeitsplatte und erkläre ihr, dass das Gerät das Kochen einfach macht, man muss es nur kennen. Ich denke, das wird sie auch noch lernen.

Mein Appartement ist nicht sehr groß. Quadratmeter sind Mangelware in den Ballungszentren hier in Japan. Hier in Osaka kostet es zum Beispiel 5.000 Yen Miete pro Quadratmeter, so dass meine 28 qm monatlich 140.000 Yen kosten. Zum Glück zahlt mir meine Universität ein Gehalt von etwa 800.000 Yen pro Monat, so dass ich mir auch eine doppelt so große Wohnung leisten kann, wenn Lindiwe und ich irgendwann ein Kind bekämen.

In der Vergangenheit habe ich das Geld zurückgelegt, das ich am Monatsende übrighatte. Davon habe ich die Ausgaben für meine ethnologische Studie bei den Khoikhoi bezahlt. Nun, nach Abschluss der Studie, hoffe ich auf eine große Zuwendung der Oosaka daigaku -Universität Osaka-.

Lindiwe lässt ihren Blick in dem kleinen Raum schweifen. Dort steht ein Chabudei -niedriger Tisch- mit vier Zaisu -Sitzstühle (ohne Stuhlbeine)-. Viele Shoji -Schiebetüren- befinden sich an den Wänden und eine Nische, in der ein niedriges Schrankelement steht, auf dem sich ein Bonsai befindet. Daneben steht eine Couch.

"Da fällt mir ein," fragt sie nun. "Wo bringe ich meine Kleidung unter? Und wo wollen wir später schlafen?"

In Johannesburg haben wir eine Schlafcouch gehabt und Schränke. Ich lächele sie an und gehe zu den Schiebetüren. Dort zeige ich ihr die Regale dahinter. Schließlich öffne ich ihr eine Tür, hinter der die Futons tagsüber versteckt sind.

"Schau, shin'ainaru RindiuE -liebste Lindiwe-. Diese Wohnung ist klein, hat aber alles, was man zum Leben braucht!"

Lindiwe kommt hinter der Kochecke hervor und greift sich ihren Rollenkoffer, den wir in Johannesburg gekauft haben. Sie legt ihn auf die Couch und öffnet ihn.

"Wo darf ich meine Kleidung unterbringen?" fragt sie.

Ich zeige ihr die Shoji -Schranktür-, öffne sie ganz und leere die Regale dort. Danach schiebe ich meine Kleidung mehr zusammen, um ihr Platz zu machen, und sie räumt den Koffer leer. Für ein wenig Musik-Untermalung nehme ich die Fernbedienung in die Hand, die neben dem Bonsai gelegen hat, und starte den zwei Meter breiten Bildschirm, gegenüber der Couch an der Wand. Ich wähle 'Music' im Menü und scrolle ein wenig durch die Liste, bis ich ein mir bekanntes Musikstück finde. Nun zeigt der Bildschirm verlaufende Farbmuster, während ein lange nicht mehr gehörter Song aus den Lautsprechern ertönt. Jetzt räume auch ich meinen Koffer leer.

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