Sonntag, 8. Oktober 2023
Ein südafrikanischer Traum -09
Bald darauf steht mein Rückflug nach Japan an. Ich kaufe uns zwei Tickets nach Osaka. Japan Airlines fliegt die Strecke in fast 17 Stunden. Wir lassen es uns an Bord gut gehen und schlafen über die Hälfte der Zeit. Lindiwe genießt den zuvorkommenden Service der Flugbegleiter und freut sich über das Lächeln, das man ihr entgegenbringt. Sie mag es allerdings nicht, so lange still sitzen zu müssen und für alles eine Flugbegleiterin zu rufen, die sie dann zuvorkommend bedient.

Ich schaue lächelnd darüber hinweg. Lindiwe wird sich daran gewöhnen. Davon bin ich überzeugt.

Nach der Landung und dem Auschecken führe ich sie zum Bahnhof des Kansai Flughafen Express, mit dem wir die restlichen 40 Kilometer nach Osaka zurücklegen. Dazu reihen wir uns in die Schlangen der wartenden Fahrgäste ein und warten geduldig, bis wir einsteigen können. Wir fahren in der Osaka Loop Line bis zur Shin-Osaka Station, wo wir in den Regionalzug umsteigen, der in Richtung des Bahnhofs Osaka fährt.

Wir steigen in der Nähe des Hochhauses aus, indem mein Appartement liegt. Von der Station müssen wir noch ein paar Minuten dorthin gehen. Anschließend fahren wir mit dem Aufzug zu meiner Wohnung hoch und ich öffne Lindiwe die Tür. Sie hält sich an meiner Seite. Als ich die Wohnungstür hinter mir geschlossen habe, sage ich laut:

"O-yama-shimasu -Ich störe jetzt-!"

Anschließend beuge ich mich hinunter und ziehe mir meine Schuhe aus, die ich mit den Spitzen zur Tür in ein Regal stelle. Dann nehme ich mir ein paar Sandalen aus dem Schuhregal darüber. Lindiwe macht mich nach, worüber ich mich sehr freue.

Danach fragt sie mich:
"Wen störst du? Wohnt noch jemand hier?"

Ich erhebe die Hand und wedele kurz vor meinem Gesicht, bevor ich ihr antworte:

"Nicht wirklich. Ich zeige dem Kami der Wohnung damit meinen Respekt, indem ich ihn nicht übergehe."

"Ah," macht sie.

Ich habe ihr schon in Johannesburg von Japans Shinto-Mythologie erzählt. Dazu gehört, dass wir glauben, in allem wohnt ein göttliches Wesen, dem wir Respekt schuldig sind.

Danach betreten wir die Wohnung, die im Wesentlichen aus dem Washitsu -Hauptraum- besteht. In einer Ecke befindet sich eine Küchenzeile, die vom restlichen Wohnraum durch eine Frühstücksbar getrennt ist. Hinter der Wand, an der die Küchenzeile steht, befindet sich das kleine Duschbad. Ich öffne Lindiwe die Schiebetür und zeige ihr die Badeschlappen gleich an der Tür. Dazu erkläre ich ihr:

"Bitte wechsele immer in die Badsandalen, bevor du das Bad betrittst."

Jetzt zeige ich ihr das Panel mit den vielen Knöpfen neben dem WC.

'Die Bedienungselemente sind zwar durch Piktogramme selbsterklärend, dennoch dürfte das WC für sie gewöhnungsbedürftig sein,' denke ich mir.

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