Samstag, 2. September 2023
Der Mond leuchtet so schön -41-
Ich fasse mir ein Herz, verbeuge mich höflich und frage den Herrn:

"Sumimasen, sama -Entschuldigung, hoher Herr-, diese unbedeutende Person kennt eine Sage von einem Wanderer, der in den Bergen die Irre gelaufen ist und einem Bettler, der ihn zurück in die Nähe einer menschlichen Ansiedlung gebracht und dann verschwunden ist, bevor sich der Wanderer bedanken konnte. Stattdessen hat er einen Wolf in der Nähe heulen hören. Ich denke, ihre Geschichte ist der Sage nicht unähnlich! Der ehrenwerte Herr ist sicher vom Kami -Seele- des Wolfes gerettet worden."

Der Herr dreht sich halb zu mir um und schaut mich mit großen Augen an.

"Du meinst, der Kami des Wolfes und mein Kami hätten Verbindung zueinander aufgenommen und infolgedessen hätte der Wolf mir den rechten Weg gezeigt?"

Ich nicke, freundlich lächelnd, und antworte:
"So könnte man das Erlebnis in der Sprache der heutigen Zeit erklären!"

Der Herr will zu einer Entgegnung ansetzen. In diesem Augenblick lässt sich die One-San vernehmen:

"Es tut mir leid, die Herren, aber wir müssen leider wieder gehen."

Sie erhebt sich und verbeugt sich tief. Ich mache es ihr gleich. Der Begleiter von Inoue-San nickt der One-San zu und sagt zum Abschied zu ihr:

"Emi-San -die Schöne-! Du darfst deine Imoto -jüngere Schwester- wieder einmal mitbringen, wenn ich in der Stadt bin!"

Die One-San verbeugt sich noch einmal und strebt dann dem Ausgang des Teehauses zu. Ich folge ihr dichtauf. Sie ruft ein Takushii -Taxi- und lässt uns nachhause fahren. Unterwegs meine ich:

"Der Begleiter des Inoue-San scheint einen guten Charakter zu haben, wenn die Geschichte stimmt."

"Hat er auf dich einen sympatischen Eindruck gemacht?" fragt die One-San.

Ich nicke lächelnd. Sie meint daraufhin:
"Nun kommt es nur auf den Lebenswandel der Person an, ob sich der Eindruck verfestigt. Warten wir einmal ab, was Inoue-San über den Eindruck sagt, den du auf den Herrn gemacht hast."

Wir fahren die restliche Strecke stumm und hängen unseren Gedanken nach. Ich horche in mich hinein, welche Gefühle ich habe.

Zuhause angekommen, frage ich sie:
"Rippana One-San -Ehrenwerte Mentorin-, wie war das eigentlich früher, als eine junge, noch unerfahrene Geisha das erste Mal an der Konversation von Herren teilgenommen hat?"

"Jede Zeit hat ihre Konventionen, Hanako-chan," antwortet sie. "Zu Zeiten meiner One-San brauchte eine junge Geisha ein ärztliches Attest, das ihre Jungfräulichkeit bescheinigt hat. Dann wurde ihre Jungfräulichkeit versteigert..."

"Und wie war das bei Ihnen, One-San?" frage ich. Mein Herz klopft.

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