Samstag, 16. April 2022
Lon-Wa-Lha - 19
Wir stoppen an einem Haus, fast wie jedes andere hier. Bald soll ich erfahren, dass es um einiges länger ist als andere Häuser. Lobi fragt nach dem Hausherrn, einem Handelsherrn, der Yakkarawanen ins südliche Flachland, also nach Indien, zusammenstellt. Lobi will ihm meinen Brief an Papa und Mama in Irland mitgeben. Hoffentlich machen sie sich nicht zu viele Sorgen.

Nachdem das geklärt ist, zeigt uns der Mann den hinteren Teil seines Hauses, das Lobsang das Karawan-Serail von Lon-Wa-Lha nennt. Dort gibt es Lagerräume für die Waren, die nach Indien gebracht werden sollen. Die Handwerker von Lon-Wa-Lha haben sie zu ihm gebracht.

Die Männer des Wangpoo statten gerade eine neue Karawane aus. Dazu stapeln sie die Pakete auf hölzerne Schlitten mit hohen Hörnern vorn und hinten. Dann werden sie abgedeckt und festgezurrt. In der Nähe des hinteren Ausgangs leben Yaks in Boxen. Wenn die Karawane angekommen ist, die gerade auf dem Rückweg nach Lon-Wa-Lha ist, dürfen die Yaks in den Boxen ausruhen, während die Ausgeruhten die Schlitten querfeldein nach Süden ziehen.

Dass die Waren den Yaks nicht auf dem Rücken befestigt werden, wie es bei Kamelkarawanen üblich ist, hat mich erstaunt. Lobsang hat es mir dann erklärt und dabei berichtet, dass sie die Yaks früher vor Wagen gespannt hatten. Das hat sich im Gebirge aber als wenig praktikabel erwiesen. Sein Vater, Tashi Gonpo, der ebenfalls in Europa studiert hat, hat nach seiner Rückkehr nach Lon-Wa-Lha schließlich den Bau der Schlitten initiiert.

Auf dem Rückweg zu Lobsangs Haus gehen wir zu einem Bachlauf und folgen ihm gegen die Strömung. Dort stehen Häuser, die in ihrer Bauweise leicht von den anderen abweichen. Sie sind genauso rund und fensterlos, aber höher als die anderen. Und sie liegen, wie an einer Perlenkette rechts und links des Bachlaufs, mit einem Wasserrad, dass der Bach in Bewegung hält.

Auf meine Frage hin, erklärt Lobi mir, dass hier die Handwerker wohnen - direkt über ihren Werkstätten. Da gibt es Schmiede, Wollspinner, Färber, Weber, Schneider, Schreiner, Metzger, Müller, Bäcker.

Endlich führt er mich zu unserem Haus zurück. Jetzt schlendert er nicht mehr, sondern hat einen forschen Schritt drauf. Ich habe Mühe ihm zu folgen. Schließlich knicke ich auf dem steinigen Weg um, und falle mit einem Aufschrei der Länge nach hin. Lobi wirbelt herum und ist sofort bei mir.

"Liebes, was machst du? Tut dir etwas weh? Zeig mir deinen Fuß!" fragt er besorgt und sicher auch etwas schuldbewusst.

Ich setze mich auf. Lobi gibt mir ein Tuch, das ich unter die Nase halten soll. Es färbt sich schnell rot. Er zieht mir die Schuhe aus und betastet Füße und Unterschenkel.

"Zum Glück nichts gebrochen, Liebes. Das Nasenbluten hört auch gleich auf," meint er zuversichtlich.

Er zieht mir die Schuhe wieder an und hilft mir hoch. Den restlichen Weg bleibt er an meiner Seite und stützt mich etwas. Zuhause angekommen hat auch das Nasenbluten aufgehört. Ich gehe nach hinten ins Bad und wasche mir das Gesicht. Zurück im Schlafzimmer sehe ich Lobi auf dem Bett liegen. Bei meinem Eintreten setzt er sich auf und sagt:

"Komm zu mir, mein Engel."

Ich setze mich neben ihn und er streichelt meine Wange.

"Leg dich hin und ruh dich aus, Liebes. Entspanne dich, dann heilt die Ader in der Nase schneller."

Ich tue es und lächele über seine Begründung. Er streichelt mir mit liebevollem Blick zärtlich über Wange, Hals, Schultern, zu den Oberarmen, übers Dekolleté. Sanft fährt er die Linien meiner Schlüsselbeine nach. Ich erhebe mich leicht, um seinen Lippen nahe zu kommen, aber er kommt mir entgegen. Er beugt sich über mich und gibt mir einen leidenschaftlichen Kuss.

Mich durchzuckte plötzlich ein Gedanke.

"Schatz, hast du Kri-kri nicht gesagt, wir sind zum Abendessen zurück? Sie wird bestimmt darauf warten, dass wir essen kommen."

"Du hast Recht, Liebes. Ich sollte ihr wenigstens sagen, dass sie nicht weiter warten und schlafen gehen soll. Oder magst du jetzt etwas essen?"

Ich gebe ihm einen Kuss und murmele zwischen den Zähnen, während meine Zunge mit seiner spielt:

"Hmm, wenn ich dir das Fleisch mit meinem Mund reichen darf..."

Lobi nimmt meinen Kopf in seine Hände, bedeckt meinen Oberkörper vom Mund abwärts mit Küssen und antwortet:

"Dann muss ich Kri-kri Bescheid sagen."

Er kleidet sich an und verlässt das Schlafzimmer. Etwas später kommt er mit einem Tablett, auf dem ein Krug und mehrere Schalen stehen zurück ins Schlafzimmer.

"Ich habe Kri-kri schlafen geschickt," sagt er und setzt das Tablett auf eine Ablage. Dann entkleidet er sich wieder und legt sich neben mich. Ich habe die Ablage mit dem Tablett an das Bett herangezogen, nehme den Krug und fülle zwei Schalen mit dessen Inhalt, vergorenem Beerensaft. Eine reiche ich Lobi, der sich aufsetzt. Ich schnippe ein paar Tropfen auf den Boden und sage dazu:

"Chime Shita Jin Tsering Kyi Lobsang Tenzin Gonpo -Unsterbliche Erdgöttin, schenke Lobsang Tenzin Gonpo ein langes, glückliches Leben."

Lobsang tut es mir gleich und antwortet:
"Chime Shita Jin Tsering Kyi Lea -Unsterbliche Erdgöttin, schenke Lea ein langes, glückliches Leben."

Er lächelt.

"Du hast schon viel gelernt, aber in Gesellschaft musst du mir als Hausherrn den Vortritt lassen."

Mit kokettem Augenaufschlag sage ich:
"War ich ungehorsam, mein Lopon?"

"Warte nur, Tsimo -Maus(weiblich)- ich werde dich zu zähmen wissen, wenn du das wünschst!" lacht Lobi.

Ich nehme ein Stück von dem klein geschnittenen gebratenen Fleisch zwischen die Zähne und führe es an seinen Mund. Er lässt sich von mir füttern!

Als wir gegessen haben und der Beerensaft sich bei mir bemerkbar macht, sage ich zu ihm:

"Wer hier wen zähmt, das sehen wir dann noch..."

"Was, die Schale Fleisch ist schon leer," gibt er zur Antwort. "Ich habe noch Hunger."

Sprach es und nimmt meine Brustwarzen zwischen seine Lippen, um sie nacheinander mit der Zunge zu massieren...

So vergehen die Wochen bei meinem Schatz wie im Flug. Ich lerne seine Sprache verstehen und ein wenig sprechen. Die fremden Sitten und Gebräuche werden mir immer selbstverständlicher und nun naht der Abschied. Eine Woche Semesterferien bleiben mir noch. Lobi organisiert alles. Der Trikopter wird ausgerüstet. Wieder geht es nach Katmandu. Wir landen außerhalb und wandern auf die Stadt zu bis wir von einer Motorradrikscha aufgenommen und zum Flughafen gebracht werden. Dort ist Lobsang beim Check-in dabei und verabschiedet sich von mir, als ich zum Flugzeug gehen muss. Ich reihe mich in den Strom der Menschen ein.

*

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