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Dienstag, 29. März 2022
Lon-Wa-Lha - 09
hermann-jpmt, 12:01h
"Wie es dem Lopon -Herrn- gefällt!"
Ich schüttele den Kopf und frage weiter:
"Wie hast du bisher geheißen?"
"Kri-kri -kleine Eidechse-, mein Lopon."
"Dann will ich dich auch weiterhin so nennen!" bestimme ich und frage: "Du kannst einen Haushalt führen?"
"Ja, mein Lopon," antwortet sie ehrlich und bescheiden.
Ich nicke ihr freundlich lächelnd zu und sage:
"Du wirst dich hier sicher wohlfühlen, Kri-kri!"
Sie verbeugt sich wieder. Die Hausarbeit in einem Einpersonen-Haushalt ist auch schnell erledigt. Ich selbst fühle mich trotz allem einsam. Die Sehnsucht fühlt sich an wie ein überdehntes Gummiband, das mich zurück nach Irland zieht. Die irischen Gäste sind schon vor einigen Wochen wieder abgereist. Auch ich muss nach Irland zurück! Das fühle ich und spreche darüber mit meiner Mutter, die ja auch aus Europa kommt und meinem Vater vor vielen Jahren gefolgt ist.
Ob Lea auf mich wartet? Ob ihre Seele auch vor Sehnsucht weint?
*
Drei Monate jetzt schon keine Nachricht von Lobsang! Lebt er noch? Hat er mich gar vergessen? Er hat sein Studium ja abgeschlossen und ist von seinen Leuten in die Heimat zurückgeholt worden. Mein Studium ist erst in zwei Semestern zu Ende. Die Semesterferien im Januar sind eigentlich zu kurz, um eine Suchexpedition ins Blaue zu unternehmen. Dennoch, es wäre sehr beruhigend für mich, mir Gewissheit zu verschaffen.
Das Jahr geht langsam zu Ende, als Mama mit einem Brief zu mir kommt.
"Schau mal, Lea, was ich heute im Briefkasten gefunden habe," sagt sie und hält mir einen Umschlag hin.
Ich nehme ihn in die Hand. Der Brief ist an mich gerichtet. Als Absender steht dort neben einem offiziellen Piktogramm:
'A ardbheirte Iarla Eamon Chiarraí, Contae Chiarraí' -Seine Hochwohlgeboren Graf Edmund Kerry, Grafschaft Kerry-, Sybil Head, Dingle Peninsula.
Ich runzele die Stirn. Die Grafschaft Kerry ist der Nachbar-Verwaltungsbezirk von Cork. Was habe ich mit denen zu tun? Leicht zittrig öffne ich den Brief und entnehme ihm ein Blatt mit einer Nachricht, die mich innerlich jauchzen lässt. Unter dem offiziellen Briefkopf steht:
"Iníon a chara Lea O´Sullivan -Sehr geehrte Miss Lea O´Sullivan,
Ich habe eine Nachricht von Wangpoo Lobsang Tenzin Gonpo erhalten. Der Herr fragt an, ob Sie Skype auf ihrem Rechner oder Handy installieren könnten. Der Wangpoo -Ratsherr- möchte dringend mit Ihnen in Verbindung treten.
Viele Grüße, Graf Kerry"
Ich kann zuerst nicht fassen, was ich da lese. Ob das Schreiben ein Fake ist? Aber warum sollte es? Ich falle Mama um den Hals und laufe die Treppe hoch in mein Zimmer. Schnell habe ich meinen Laptop hochgefahren und Internet eingeschaltet. Über Google-Play habe ich schnell Skype gefunden und installiert. Dann das Gleiche noch einmal mit meinem Handy.
Anschließend suche ich den Namen Gonpo. Skype zeigt mir eine lange Liste, die ich nun entlangscrolle. Am vielversprechendsten erscheint mir der Eintrag Wangpoo LT Gonpo. Ich sende eine Nachricht:
"Lobi, bist du es?"
Nichts tut sich. Ich hole auf dem Handy die Weltzeituhr auf das Display und erkenne, dass dort 3:45 Stunden später ist.
'Das ist nicht viel,' denke ich und schaue auf meine Uhr.
Dort lese ich 10:55 Uhr. Also ist es jetzt in Lobsangs Heimat 14:40 Uhr. Möglich, dass er zu tun hat und nicht auf seinen Rechner gucken kann, beruhige ich mich.
Ich gehe also wieder zu Mama in die Küche und helfe ihr das Mittagessen vorzubereiten. Mama fragt währenddessen:
"Wie hat dein Freund denn Kontakt zu dem Herrn Graf bekommen, so dass von dort eine Nachricht an dich gesandt worden ist?"
Ich zucke die Schultern und meine:
"Keine Ahnung. Das werde ich ihn sicher als Erstes fragen!"
Nach dem Essen ziehe ich mich wieder auf mein Zimmer zurück. Ich lege mich auf mein Bett und starre die Zimmerdecke an. So vergeht die Zeit, ohne dass ich in der Lage bin, irgendetwas mit meinen Lehrbüchern zu tun, was sicher nicht verkehrt wäre. Plötzlich piept das Handy. Auf meiner Uhr haben wir Viertel nach drei Uhr. Ich setze mich erwartungsvoll auf und starte mein Handy. Ich lese:
"Hi, Lea! Ja, hier ist dein Lobi :)"
Sofort tippe ich:
"Mir fällt ein Stein vom Herzen! Du lebst, Lieber, und hast mich nicht vergessen!
Aber sag, wie kommst du an den Herrn Graf?"
"Mein Vater und der Herr Graf sind Geschäftsfreunde, seit mich der Herr Graf aus einer misslichen Lage befreit hat."
"Oh, wie das?"
"Unser Trikopter, mit dem ich nach Lon-Wa-Lha fliegen sollte, hatte eine Panne und der Herr Graf war so freundlich, uns zu helfen. Lon-Wa-Lha und Cuiraraill haben danach Handelsbeziehungen zueinander aufgenommen."
Ich schüttele den Kopf und frage weiter:
"Wie hast du bisher geheißen?"
"Kri-kri -kleine Eidechse-, mein Lopon."
"Dann will ich dich auch weiterhin so nennen!" bestimme ich und frage: "Du kannst einen Haushalt führen?"
"Ja, mein Lopon," antwortet sie ehrlich und bescheiden.
Ich nicke ihr freundlich lächelnd zu und sage:
"Du wirst dich hier sicher wohlfühlen, Kri-kri!"
Sie verbeugt sich wieder. Die Hausarbeit in einem Einpersonen-Haushalt ist auch schnell erledigt. Ich selbst fühle mich trotz allem einsam. Die Sehnsucht fühlt sich an wie ein überdehntes Gummiband, das mich zurück nach Irland zieht. Die irischen Gäste sind schon vor einigen Wochen wieder abgereist. Auch ich muss nach Irland zurück! Das fühle ich und spreche darüber mit meiner Mutter, die ja auch aus Europa kommt und meinem Vater vor vielen Jahren gefolgt ist.
Ob Lea auf mich wartet? Ob ihre Seele auch vor Sehnsucht weint?
*
Drei Monate jetzt schon keine Nachricht von Lobsang! Lebt er noch? Hat er mich gar vergessen? Er hat sein Studium ja abgeschlossen und ist von seinen Leuten in die Heimat zurückgeholt worden. Mein Studium ist erst in zwei Semestern zu Ende. Die Semesterferien im Januar sind eigentlich zu kurz, um eine Suchexpedition ins Blaue zu unternehmen. Dennoch, es wäre sehr beruhigend für mich, mir Gewissheit zu verschaffen.
Das Jahr geht langsam zu Ende, als Mama mit einem Brief zu mir kommt.
"Schau mal, Lea, was ich heute im Briefkasten gefunden habe," sagt sie und hält mir einen Umschlag hin.
Ich nehme ihn in die Hand. Der Brief ist an mich gerichtet. Als Absender steht dort neben einem offiziellen Piktogramm:
'A ardbheirte Iarla Eamon Chiarraí, Contae Chiarraí' -Seine Hochwohlgeboren Graf Edmund Kerry, Grafschaft Kerry-, Sybil Head, Dingle Peninsula.
Ich runzele die Stirn. Die Grafschaft Kerry ist der Nachbar-Verwaltungsbezirk von Cork. Was habe ich mit denen zu tun? Leicht zittrig öffne ich den Brief und entnehme ihm ein Blatt mit einer Nachricht, die mich innerlich jauchzen lässt. Unter dem offiziellen Briefkopf steht:
"Iníon a chara Lea O´Sullivan -Sehr geehrte Miss Lea O´Sullivan,
Ich habe eine Nachricht von Wangpoo Lobsang Tenzin Gonpo erhalten. Der Herr fragt an, ob Sie Skype auf ihrem Rechner oder Handy installieren könnten. Der Wangpoo -Ratsherr- möchte dringend mit Ihnen in Verbindung treten.
Viele Grüße, Graf Kerry"
Ich kann zuerst nicht fassen, was ich da lese. Ob das Schreiben ein Fake ist? Aber warum sollte es? Ich falle Mama um den Hals und laufe die Treppe hoch in mein Zimmer. Schnell habe ich meinen Laptop hochgefahren und Internet eingeschaltet. Über Google-Play habe ich schnell Skype gefunden und installiert. Dann das Gleiche noch einmal mit meinem Handy.
Anschließend suche ich den Namen Gonpo. Skype zeigt mir eine lange Liste, die ich nun entlangscrolle. Am vielversprechendsten erscheint mir der Eintrag Wangpoo LT Gonpo. Ich sende eine Nachricht:
"Lobi, bist du es?"
Nichts tut sich. Ich hole auf dem Handy die Weltzeituhr auf das Display und erkenne, dass dort 3:45 Stunden später ist.
'Das ist nicht viel,' denke ich und schaue auf meine Uhr.
Dort lese ich 10:55 Uhr. Also ist es jetzt in Lobsangs Heimat 14:40 Uhr. Möglich, dass er zu tun hat und nicht auf seinen Rechner gucken kann, beruhige ich mich.
Ich gehe also wieder zu Mama in die Küche und helfe ihr das Mittagessen vorzubereiten. Mama fragt währenddessen:
"Wie hat dein Freund denn Kontakt zu dem Herrn Graf bekommen, so dass von dort eine Nachricht an dich gesandt worden ist?"
Ich zucke die Schultern und meine:
"Keine Ahnung. Das werde ich ihn sicher als Erstes fragen!"
Nach dem Essen ziehe ich mich wieder auf mein Zimmer zurück. Ich lege mich auf mein Bett und starre die Zimmerdecke an. So vergeht die Zeit, ohne dass ich in der Lage bin, irgendetwas mit meinen Lehrbüchern zu tun, was sicher nicht verkehrt wäre. Plötzlich piept das Handy. Auf meiner Uhr haben wir Viertel nach drei Uhr. Ich setze mich erwartungsvoll auf und starte mein Handy. Ich lese:
"Hi, Lea! Ja, hier ist dein Lobi :)"
Sofort tippe ich:
"Mir fällt ein Stein vom Herzen! Du lebst, Lieber, und hast mich nicht vergessen!
Aber sag, wie kommst du an den Herrn Graf?"
"Mein Vater und der Herr Graf sind Geschäftsfreunde, seit mich der Herr Graf aus einer misslichen Lage befreit hat."
"Oh, wie das?"
"Unser Trikopter, mit dem ich nach Lon-Wa-Lha fliegen sollte, hatte eine Panne und der Herr Graf war so freundlich, uns zu helfen. Lon-Wa-Lha und Cuiraraill haben danach Handelsbeziehungen zueinander aufgenommen."
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