Freitag, 25. März 2022
Lon-Wa-Lha - 07
Nach dem Essen bringt die Magd des Méara die Piloten in die Werkstatt, damit sie mit ihrem Fachwissen helfen können. Mich führt der Iarla im Ort herum und stellt mich den Handwerkern und Händlern vor. So kann ich eine Reihe informativer Gespräche führen und mehr über den Ort lernen.

Der Aufenthalt in Cuiraraill dauert zwei Tage. Die tierischen Produkte, die mir gezeigt werden, interessieren mich weniger, bis auf die Fischlederprodukte. So etwas ist mir neu. Die gezeigten Glas- und Holzwaren dürften dagegen bei uns in Lon-Wa-Lha guten Absatz finden.

Als wir starten können, nehme ich eine Sammlung dieser Produkte mit an Bord. Wir starten in der Abenddämmerung, um in die Nacht hinein zu fliegen, wie wir es gewohnt sind. Kurz vor dem Abflug fragt der Méara, ob sie uns mit einem ihrer Quadrokopter, die sie hier Duaithníocht -Tarn- nennen, begleiten dürfen. So erhalten sie die Möglichkeit, sich auch einmal in Lon-Wa-Lha umzuschauen, welche unserer Produkte bei ihnen in Cuiraraill Abnehmer finden.

Wir schlafen tagsüber versteckt in menschenleeren Gegenden, fliegen nachts und schweben am Morgen des sechsten Tages über dem Gebirgstal, in dem meine Heimatstadt liegt. Dort setzen die Piloten den Trikopter unter einem Felsüberhang am Rande Lon-Wa-Lhas ab. Unsere irischen Freunde landen neben uns.

Da ich uns über Funk angemeldet habe, erwarten uns meine Eltern und zwei Mönche aus dem Kloster am gegenüberliegenden Stadtrand. Wir steigen aus und nähern uns meinen Eltern. Mein Vater, der Wandii -Herrscher-, fragt mich nach meiner Begleitung und ich erkläre ihm, um wen es sich handelt. Dann sind sie auch schon heran und ich stelle sie einander vor.

Anschließend gehen wir zusammen zum Haus meines Vaters. Die beiden Mönche begleiten uns, um die Begrüßungszeremonie zu leiten.

Nima, die Magd meines Vaters, serviert Tee. Mein Vater heißt mich mit Rücksicht auf unsere Gäste auf Englisch willkommen:

"Welcome at home, Lobsang Tenzin Gonpo! I'm proud of you, my son!"

"Chime Thubten Pelden," lässt sich nun einer der Mönche vernehmen. "-Die unsterbliche Lehre der Mächtigen segnet dich mit Herrlichkeit-."

Wir wiederholen den Trinkspruch und verschütten etwas Tee über den Norbu -Stein, der seinem Besitzer Glück bringt-. Dann verabschieden sich die Mönche und der Wandii sagt zu unseren Gästen:

"Sie müssen müde sein. Nima wird Sie zu unserer Herberge führen. Heute Abend wollen wir die Rückkehr meines Sohnes gebührend feiern. Dazu sind Sie herzlich eingeladen!"

Anschließend verlassen uns der Iarla de Chiarraí und seine Magd Alainn, von Nima zur Herberge geführt. Ich gehe eine Etage höher in mein Zimmer, um ebenfalls zu schlafen, was mir lange nicht gelingen will. Lea, meine Liebe. Dieses schlanke Mädchen mit den roten steißlangen Haaren will mir nicht aus dem Kopf. Ich muss sie irgendwie zu mir holen!

*

An diesem Abend sind viele Lopon -Herren- im Versammlungshaus zusammengekommen. Mein Vater, der Wandii, und die Wangpoo -Ratsherren- bilden den innersten Kreis. Drum herum sitzen die interessierten Zuschauer und unsere irischen Gäste.

Maskentänzer bieten eine mythische Sage tänzerisch dar. Danach erhebt sich mein Vater, dankt den Göttern für meine glückliche Heimkehr und schüttet, wie es bei uns Brauch ist, ein paar Tropfen seines Getränkes auf den Norbu in der Tischplatte.

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